Ein Sommernachtstraum Die besondere Inszenierung
Es geht um Liebe, um Macht und um Gewalt. Was sich nach Drama anhört, ist es nicht: Mit seinem "Sommernachtstraum" hat Shakespeare eine Komödie geschrieben. Der Berliner Theaterverein "possible world" bringt das Stück jetzt zum 10-jährigen Jubiläum auf die Bühne.
Shakespeare ist für jedes Ensemble eine Herausforderung. Dem Theaterverein "possible world" unter der Regie von Michaela Caspar ist es gelungen, mit verschiedenen Sprachen und Elementen – BodySignLanguage, deutscher Gebärdensprache, Bharatanatyam, Visual Vernacular und Sign Mimic – eine ganz neue Ausdrucksform zu entwickeln, die von allen gleichermaßen verstanden werden kann.
"possible world e.V."
Vor 10 Jahren wurde der Theaterverein "possible world" in Berlin gegründet. Seitdem hat die Gruppe ungefähr alle zwei Jahre ein Stück auf die Bühne gebracht. Das Besondere ist: Es arbeiten taube, schwerhörige und hörende Darsteller zusammen, die mit verschiedenen Kommunikationsformen experimentieren: darunter Gebärdensprache, Lautsprache und unterstützende Gebärden. Untereinander wird in Deutsch, Englisch, deutscher und internationaler Gebärdensprache kommuniziert.
"Das Ensemble ist im Gegensatz zur letzten Produktion so zusammen gewachsen und man hat sich unterstützt. Deswegen wurden viele Herausforderungen, glaube ich, auch gemeistert."
Emilia von Heiseler, Schauspielerin
"Ich glaube, dass es deutlicher wird, wenn man Dinge tut und nicht ausspricht. Das ist der große Unterschied. Wenn man sagt: Mit dem Schwert umwarb ich Dich, gewann Dein Herz, als ich Dir Wunden schlug. […] Ich kann es aber nicht in Gebärdensprache übertragen […] Also haben wir diese Szene entwickelt, dass der Theseus sie mit dem Blumenstrauß verprügelt. Und dann macht er das auch mit dem Herzen – es herausholen und essen. Das sieht eben anders aus, wenn man es tut, wenn man ein Bild dafür findet, als wenn man es hört. Und so ist es mit vielen Sachen."
Michaela Caspar, Regisseurin von Ein Sommernachtstraum
Ganz anders als Gebärdensprache
Visual Vernacular (VV) gehört als eigenständiger Teil zur Gehörlosenkultur. Die Schauspieler mussten sich in den Proben erst in Visual Vernacular hineinversetzen, denn VV ist ganz anders als Gebärdensprache: Es ist eine Körpersprache, bei der der Körper in die Rolle des Dargestellten schlüpfen muss. Sign Mimic unterscheidet sich davon und ist bildhafter. In der Verbindung beider Elemente werden Bilder erzeugt, die beim gesamten Publikum – egal ob gehörlos oder hörend – ankommen.
Inhalt des Stücks:
Shakespeares Sommernachtstraum ist über 400 Jahre alt. Er spielt am Königshof in Athen und in den umliegenden Wäldern. Im Mittelpunkt stehen vier Paare, die in ein Verwirrspiel der Liebe geraten. Zur Mitsommernacht treffen sie auf einer Waldlichtung mit Elfen und Tieren zusammen. Eine Orgie der Begierde beginnt, wo Sprache keine Bedeutung mehr hat und die Körper aufeinander prallen und wo Traum und Wirklichkeit verschmelzen. Das wohlgeordnete Leben bricht aus den Fugen.
Anspruchsvolle Inszenierung
Genauso anspruchsvoll gestalten sich die Tanzszenen: Mit der Tanzlehrerin Rajyashree Ramesh studieren die Schauspieler den traditionellen indischen Tanz Bharatanatyam ein, bei der jede Geste, jede Handhaltung sitzen muss. Eine Inszenierung mit enorm hohen Ansprüchen also. Nach einer extrem intensiven und herausfordernden Probenarbeit hat nicht nur das Stück ein Happy End, sondern auch die Inszenierung: Das Publikum ist begeistert.