BR Fernsehen - Sehen statt Hören


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Wer? Wo? Was? Die Europäische Union der Gehörlosen

Alle fünf Jahre wählen die Bürger Europas das Europäische Parlament. In Brüssel ist auch die Geschäftsstelle der EUD (European Union of the Deaf) – die Europäische Union der Gehörlosen. Was sie tut, wie deren Lobbyarbeit aussieht und wie sie funktioniert? Sehen statt Hören hat es sich angesehen.

Stand: 09.07.2019

Der Geschäftsführer

Schon seit 2007 arbeitet Mark Wheatley für die EUD, seit neun Jahren ist er deren Geschäftsführer. Drei verschiedene Präsidenten hat der Brite dabei erlebt: Helga Stevens, Berglind Stefansdottir und Markku Jokinen. Seine Aufgaben: Er vermittelt zwischen den Mitarbeitern und dem Vorstand der EUD. Der Vorstand trifft Entscheidungen, entwickelt Visionen und Perspektiven – und Mark Wheatley kümmert sich um die Umsetzung.

"Es gibt da ein schönes Bild, das die Situation beschreibt: Die EUD ist wie ein Schiff. Ich bin der Kapitän und der Vorstand sitzt oben im Ausguck und beobachtet alles aus einer Vogelperspektive. Er achtet darauf, dass die EUD auf Kurs bleibt und die angestrebten Ziele erreicht. Wenn das Schiff vom Kurs abweicht, wird bei mir als Kapitän nachgefragt, was los ist."

Mark Wheatley

Der Präsident

Markku Jokinen ist Präsident der EUD und lebt in Finnland. Er steuert mit seinem fünfköpfigen Vorstandsteam die Mitarbeiter der EUD. Seine Aufgaben: Er achtet darauf, dass der Aktionsplan, der von den Delegierten der Generalversammlung verabschiedet wurde, umgesetzt wird. Im Rahmen der EUD-Vorstandssitzungen, die immer in unterschiedlichen Ländern der EU stattfinden, nimmt er nicht nur an den Sitzungen teil, sondern trifft sich mit den Gehörlosen im jeweiligen Land.

"Ich organisiere Seminare, halte Vorträge über verschiedene EU-Themen, zum Thema Gehörlosigkeit und Umsetzung der Gebärdensprach-Rechte. Ich treffe mich also mit den Menschen, um sie zu informieren."

Markku Jokinen

Die Ziele der EUD

Die Anerkennung der nationalen Gebärdensprachen in Europa

„Bevor es die EUD gab, wurde in jedem Land alleine gekämpft und gab es mal Erfolg, dann immer nur vereinzelt. Doch seit es die EUD gibt, ist es umgekehrt – nur noch ganz vereinzelt hat ein Land sie noch nicht anerkannt.“

Bildung und Arbeit

„In beiden Bereichen haben Gehörlose noch eine Menge aufzuholen. Hier haben wir in den letzten Jahren besonders viel Arbeit investiert.“

Klare und transparente Kommunikations- und Informationsstrukturen für die Mitgliedsorganisationen

„Hier in Brüssel im „Herzen der EU“ findet der Austausch mit dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und den europäischen Verbänden statt. Darüber informieren wir unsere Mitglieder und kämpfen für Veränderungen, die unseren Mitgliedsverbänden zu Gute kommen.“

Information und Austausch

Natürlich kämpft die EUD im Bereich der europäischen Gesetzgebungsverfahren für die Rechte Gehörloser. Sie ist trotzdem nicht die treibende Kraft für die Veränderungen, sondern möchte vor allem den Austausch zwischen den Verbänden fördern. Das Wissen auf Länderebene hat für die EUD höchste Priorität – denn damit befähigt sie die Verbände selbständiger zu werden, mehr zu erreichen und die Umsetzung vor Ort einzufordern. Bei den EUD-Treffen der verschiedenen Gehörlosenverbände können sie durch Informationsaustausch voneinander lernen.

Generalversammlung in Bukarest

Im Plenarsaal

Auf der Generalversammlung der EUD in Bukarest drehte sich im Mai 2019 dementsprechend alles um die Verbände: Um die Vergütung, die Zusammensetzung der Vorstände, der Frauen- bzw. Männeranteil, welche Ziele verfolgt werden und vieles mehr. Zum ersten Mal stand solch eine Datenabfrage auf der Tagesordnung – und das kam schon im Vorfeld sehr gut bei den Delegierten an. 26 der insgesamt 31 Länder haben zugesagt.

Der Austausch ist auch bei diesem Treffen enorm – und birgt für den einen oder anderen Überraschungen: Während in Österreich über die Gebärden-Avatare diskutiert wird, ist in vielen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Kroatien das Thema Barrierefreiheit noch lange keine Selbstverständlichkeit. Und natürlich macht auch die Politik im jeweiligen Land große Unterschiede für die Situation der Gehörlosen.

"Weltweit erleben wir immer mehr politische Gegensätze. Es wird immer wieder auch gegen die Menschenrechte verstoßen. Auch manche europäischen Länder achten die Menschenrechte nicht. […] Außerdem haben wir immer noch Länder, die von Autokraten regiert werden und keinen Wert auf demokratische Entscheidungen legen."

Markku Jokinen, Präsident der EUD

Beim Abschluss der Generalversammlung ist die Zufriedenheit groß, der Austausch ist gelungen, Daten eingesammelt, Themen sind gesetzt,. Auch die Organisatoren können zufrieden die Heimreise antreten.

Einige Gesichter der EUD


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