BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien – Von der Volksmusik zum Kabarett Lisa Fitz - "Ich wollt' Kasperl werden, nicht Gretel"

Alles Gute! Lisa Fitz feiert im September einen runden Geburtstag. Viel Zeit davon hat sie auf der Bühne verbracht. Schon mit fünf Jahren ist für sie klar, dass sie einmal 'Kasperl' werden will. Den Moralvorstellungen der Mutter, die Lisa lieber als tugendhafte 'Gretel' hätte, sagt sie als Jugendliche den Kampf an. Frech und provokant fordert sie bis heute auf der Bühne und im Privatleben ihren Lieblingsgegner, den Spießbürger, heraus.

Stand: 30.06.2021 | Archiv

Schon früh tritt Lisa Fitz in die Fußstapfen ihrer musikalischen Eltern. Doch mit der Pubertät empfindet Lisa ihre Mutter Molly - lange Zeit ihr Idol - mit ihren Vorstellungen von Moral und Etikette immer mehr als Gegnerin.

Filminfo Lebenslinien

Originalitel: Lisa Fitz - "Ich wollt' Kasperl werden, nicht Gretel" (D, 2014)
Regie: Gabriele Dinsenbacher-Bleek
Redaktion: Christiane von Hahn
Länge: 44 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo

Sie kämpft gegen das Frauenbild, das die Mutter verkörpert und das sie auch von Lisa einfordert. Um ihr Image als "Gretel“ abzulegen, beendet Lisa ihre erfolgreiche Karriere bei der Bayerischen Hitparade und trennt sich von ihrem Vater als Produzenten. Das Thema ‚Bayerische Volkstümlichkeit’ ist damit beendet.

Sie heiratet Ali Khan, einen bayerischen Rocker mit persischer Herkunft – sehr zum Leidwesen der Eltern. Gemeinsam mit ihm wird sie zur wortstarken Kämpferin auf der Bühne.

In die leidenschaftlich turbulente Beziehung wird Sohn Nepo hinein geboren. Das Paar reibt sich in endlosen Diskussionen aneinander auf und die Ehe zerbricht.

Als sich Lisa nach der Trennung von Ali auf eine fatale Liebesbeziehung mit einem verheirateten Mann einlässt, gerät sie in eine tiefe Krise, aus der sie sich kaum mehr befreien kann.

Doch schließlich schafft sie es, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und ihre Erfahrungen in ein erfolgreiches Bühnenprogramm zu packen. Wenn sie nicht auf Tour ist, wohnt sie heute mit ihrem 20 Jahre jüngeren Freund Peter Knirsch in einem abgelegenen Bauernhaus in Niederbayern.

Lebenslinien-Hintergrund

Einen 'Promi’ wie Lisa Fitz dafür zu gewinnen, einen Film über sich machen zu lassen, ist meistens schwierig. Noch dazu, wenn es sich um die "Lebenslinien" handelt, in denen es ja nicht nur um die Sonnen- und Erfolgsseiten, sondern sehr privat zur Sache geht.

Bei unserer ersten Verabredung war ich zurückhaltender als bei der Begegnung mit einem "Nicht-Promi“. Ich sprach sie mit "Frau Fitz" an. Wir verhandelten inhaltlich-förmlich und siezten uns noch über mehrere Telefonate hinweg. Erst kurz vor Drehbeginn wechselten wir zum Du.

Im Lauf des Drehs begegneten wir uns auf Augenhöhe als zwei gleichaltrige Frauen mit den Erfahrungen jener beneidenswerten 68er Generation mit Pille und vor Aids. Ich wusste, wovon sie redet und sie wusste, dass ich sie verstehe. Lisa Fitz schießt verbal aus der Hüfte. Alles, was sie sagt, landet auf dem Punkt.

Während der ersten Drehtage hatte ich gerade deswegen das ungute Gefühl, dass zu wenig Nachdenklichkeit aufkommt. Das habe ich angesprochen und sie hat verstanden. Zwischen ihren Terminen und Auftritten hat sie sich im Folgenden die Zeit genommen, 'innezuhalten’ im Blick auf ihr Leben...

Im Lauf der gemeinsamen Arbeit habe ich ihre Offenheit bewundert, mit der sie ohne Scheu die Dinge auf den Nenner bringt und nicht um den heißen Brei herumredet. Lisa Fitz ist nicht die 'Kracherte’ als die viele sie abgespeichert haben. Sie kann auf der Bühne extrem derb sein, das ist eine ihrer Rollen. Dahinter steckt ein blitzgescheiter Kopf mit dem Bedürfnis, alles zu verstehen, zu analysieren, nicht nach- und nicht aufzugeben.

"Ich bin ja mal gespannt, ob Du sie mir mit Deinem Film so nahebringen kannst, dass ich sie dann doch mag“, hat eine meiner besten Freundinnen neulich lachend zu mir gesagt. Und ich habe auch gelacht und bin mir sicher, es so sein wird.


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