BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Marie-Luise Jordan (92), Kunst- und Synchron-Schwimmerin Die Isarnixe

Marie-Luise Jordan ist seit über 70 Jahren Mitglied der Münchner "Isarnixen", einer der erfolgreichsten deutschen Synchronschwimm-Vereine Deutschlands. Heute ist Marie-Luise 92 Jahre alt und trainiert immer noch jede Woche. Das Wasser ist ihr Element und hat sie durch schwierige Zeiten ihres Lebens getragen.

Stand: 22.11.2022 | Archiv

Die Münchnerin Marie-Luise Jordan ist heute 92 Jahre alt. Seit über 70 Jahren ist sie Mitglied der "Isarnixen", der Münchner Kunst- und Synchron-Schwimmerinnen.

Filminfo

Originalitel: Die Isarnixe (D, 2020)
Regie: Petra Wiegers
Redaktion: Christiane von Hahn
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo

Kurz vor dem Krieg, als Achtjährige, nimmt ihre Tante sie zum ersten Mal mit ins Schwimmbad. Von da an ist Marie-Luise dem Schwimmen verfallen.

Doch der Krieg macht den Weg zum Training für das kleine Mädchen zu gefährlich. Erst 1947 kann sie endlich wieder trainieren.

Sie ist mittlerweile eine sehr gute Schwimmerin und wird bald gefragt, ob sie nicht bei den "Isarnixen" mitmachen will. Und damit eröffnet sich eine ganz neue Welt für Marie-Luise.

Sie ist mittlerweile eine sehr gute Schwimmerin und wird bald gefragt, ob sie nicht bei den "Isarnixen" mitmachen will. Und damit eröffnet sich eine ganz neue Welt für Marie-Luise.

Die zwölf "Isarnixen" sind damals die einzigen Synchronschwimmerinnen Deutschlands und werden schnell berühmt. Sie reisen herum, zeigen ihre Shows und sogar in Amerika und Kanada werden sie Ende der 1950er-Jahre zu Wasserballett-Stars.

Mit Herwig Weber-Preis ausgezeichnet

Petra Wiegers wurde am 17. November mit dem Herwig Weber-Preis ausgezeichnet. Der Preis geht an Audio- und Videoproduktionen, in denen Münchner Themen und Menschen im Vordergrund stehen. Aus der Jury-Begründung: "Es ist eine überragende Reportage, die ein Stück Münchner Stadtgeschichte mit dem Schicksal der Protagonistin verknüpft."

Bis heute ist das Wasser Marie-Luises Element und hat sie auch in traurigen, schwierigen und verzweifelten Lebensphasen durchs Leben getragen.

Autorin und Regisseurin Petra Wiegers über Marie-Luise Jordan

Marie-Luise Jordan bei den Dreharbeiten in der Auenstraße in München.

Fast ein Jahrhundert hat Marie-Luise Jordan erlebt. Eine Kindheit im Krieg, eine turbulente Jugend, die große Liebe, den Verlust geliebter Menschen und Traumata, die zu der damaligen Zeit noch längst nicht so hießen.

Das Leben hat sie nicht verschont. Doch sie hat immer „einfach weitergelebt“, wie sie selbst sagt. Die Kraft dafür hat sie im Schwimmen gefunden. Diese kleine alte Dame mit ihrer Lebensfreude und ihrem bayerischen Humor hat mich zutiefst beeindruckt.

Die Dinge, die sie durchgemacht hat, hätten jedes für sich ausgereicht, um den Lebensmut zu verlieren. Aber Marie-Luise ist nach vielen Schicksalsschlägen immer wieder ins Wasser, hat ihre Bahnen gezogen und irgendwann wieder neugierig aufs Leben geschaut: "Mei, vielleicht wird’s ja wieder besser.“ Ihre Lebensleistung ist für mich einfach nur bewundernswert.  

Wie geht es Marie-Luise Jordan heute? Autorin Petra Wiegers hat nachgefragt

Für Marie-Luise Jordan, die ihr Leben lang aktiv ist, war die Bäderschließung ein schwerer Schlag. Ich habe sie im Lockdown als traurig und teilweise sogar mutlos erlebt.

"Man darf das ja eigentlich nicht so sagen, aber das ist fast noch schlimmer für mich als in der Kriegszeit", berichtet sie mir, als ich sie am Telefon habe. "Das Schwimmen hat mir bisher doch durch alle Krisen geholfen". 

Und im Lockdown? Nichts mehr. Kein Schwimmen, kein Tanzen. Nur ab und zu ein kleiner Spaziergang. Und nach einiger Zeit fehlte ihr dazu manchmal die Energie. "Corona macht die Alten einsam", erzählt sie. 

Später dann konnte sie mit einem tagesaktuellen Test wieder zum Training gehen. Auch, wenn sie das ein oder andere Mal keine Lust hatte, den Umweg in ein Testzentrum zu machen, anschließend in der Kälte auf ihr Ergebnis zu warten - fürs Schwimmen hat sie die Strapaze auf sich genommen. 

Gestern erst haben wir wieder telefoniert. Die Stimme hell und fröhlich wie früher. "Morgen gehe ich wieder zum Schwimmen", erzählt sie mir. Seit sie geboostert ist, sei für sie und ihre Nixen nun wieder alles beim Alten. Naja, fast. Denn das Tanzen, das fehle ihr immernoch. Ihre Tanzgruppe hat sich inzwischen aufgelöst. 
 


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