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Radschlossgewehr Hightech der Waffengeschichte

Dieses Radschlossgewehr aus dem 19. Jahrhundert spiegelt ebenso ein Stück Waffengeschichte wie ein Stück deutscher Geschichte.

Stand: 19.01.2013 | Archiv

Die Besonderheit dieses Jagdgewehrs ist sein Radschloss, im 16. Jahrhundert ein 'Hightech'-Modell. Es funktioniert nach dem Prinzip eines alten Benzinfeuerzeugs: mit einem Rädchen, das Funken schlägt. Ein solches, nicht-militärisches Gewehr hat feinste Schlosserarbeit erfordert.

Außerdem wurde das Radschlossgewehr im Deutschland des 16. und 17. Jahrhunderts zum Politikum: die 'reichisch Eingestellten', also die Anhänger des Alten Reichs, trugen Radschlossgewehre, während die Fürsten, die 'französisch' dachten, die dort gebräuchlichen Steinschlossgewehre bevorzugten.

Es handelt sich hier wohl um eine Waffe des 19. Jahrhunderts: für ein Jagdgewehr ist nämlich eigentümlich schwer. Auch sind die Ornamente, wie der Jäger mit dem Sauspieß, etwas disharmonisch untereinander und fallen - für eine Arbeit des 16. oder 17. Jahrhunderts - zu schematisch aus.

Die Krone, das Monogramm 'L' und der österreichische Doppeladler auf der Kolbenlade sollen wohl den Eindruck erwecken, die Waffe stamme aus der Waffenkammer Leopolds des Ersten. Aber diese Krone ist nicht die Kaiserkrone. Ein Original trüge zudem die Marken des Meisters und der Stadt, in der es entstanden ist. Sein hervorragender Zustand spricht dafür, dass dieses Radschlossgewehr nicht 'geführt', also nie benutzt worden ist. Es diente wohl schon immer rein der Dekoration.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 3.000 bis 4.000 Euro
  • Datierung: 19. Jahrhundert
  • Herkunft: Deutschland
  • Sendung vom 19. Januar 2013

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