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Spindeltaschenuhr Die Tick-Tack-Erfindung

Ob in der Weste oder überm Reifrock: Damen wie Herren trugen im Rokoko die kostbaren Spindeltaschenuhren vom Pariser Uhrmacher 'Les Frères Marchinville'.

Stand: 11.04.2012 | Archiv

Da muss etwas sehr Kostbares im Innern hausen… wenn schon die Übergehäuse so zahlreich und so schön sind! Das oberste ist aus Schildpatt gefertigt, einem recht weichen Material, das Stöße gut abfedert. Das zweite Übergehäuse aus Gold ist mit rokokotypischen Rocaillen, also muschelförmigen Ornamenten verziert. Diese Rocaillen umranken ein Liebespaar, wie man sie von Bildern der Rokokomaler Antoine Watteau oder Nicolas Lancret kennt. Geöffnet gibt dieses Goldgehäuse eine schlichte Uhr frei, glatt und einfach wie alle Uhren des 18. Jahrhunderts. Das Übergehäuse machte den Wert aus.

Dennoch ist auch das Innenleben der Uhr, ihr Spindel-Uhrwerk, technisch faszinierend. Seinen Namen hat es von der Welle, auch Spindel genannt, die die Bewegung des Uhrwerks gleichmäßig abbremst: die Spindel mit ihrem Spindelkolben, einer Art Zahn, hält das Uhrwerk für kurze Zeit an, um Spannung aufzubauen für den nächsten Sprung über das Zahnrad: vor und zurück – Tick und Tack! Ist die Uhr aufgezogen, zieht eine Feder an einer kleinen Kette. Von der Seite ist zu sehen, dass sie schneckenförmig aufgerollt ist. Solche winzigen, feinmechanischen Ketten sind heute selbst mit modernen Mitteln schwierig herzustellen. Ein kleines Wunderwerk der Uhrmacherkunst, geschaffen von den Brüdern Marchinville, deren Signatur die Uhr auch trägt: 'Les Frères Marchinville'.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 2.000 – 3.000 Euro
  • Herkunft: Paris
  • Datierung: Mitte 18. Jahrhundert
  • Hersteller: Les Frères Marchinville
  • Sendung vom 14. April 2012

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