BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Hölzerne Stutzuhr Wie aus Stein gemeißelt

Warum soll eine Kaminuhr wirken wie der Teil eines griechischen Tempels? – Weil um 1785 auch in Franken die griechische Antike Mode war.

Stand: 28.02.2012 | Archiv

Diese Mode kam aus Frankreich und nannte sich nach König Ludwig XVI, also Louis Seize. Dieser 'Louis-Seize-Stil' verbindet das ausgehende Rokoko mit dem beginnenden Klassizismus. Altgriechische, also klassische Architekturformen prägen auch die Kaminuhr und geben ihr - trotz aller Girlanden und Rosetten - eine würdevolle Strenge. Ihr Sockel wirkt durch die Kannelüren und die stilisierten dünnen Säulen wie aus Stein gemeißelt. Darüber thront die sehr große Uhr, bekrönt von einer Wolkengloriole. Sie trägt das Zeichen für die Dreieinigkeit: ein Dreieck mit zwei gekreuzten Fackeln.

Diese Bekrönung –das Auge Gottes- lässt ein Kloster als Auftraggeber vermuten, möglicherweise das oberfränkische Kloster Banz nahe Bad Staffelstein. Denn dort wirkte der Uhrmachermeister Jakob Lippert, dem diese Kaminuhr stilistisch nahe steht. Typisch fränkisch ist ihr Material: Holz statt Stein oder Porzellan, wie es anderenorts üblich war.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 2500 – 3000 Euro
  • Herkunft: Franken
  • Datierung: um 1785
  • Sendung vom 3. März 2012

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