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Empireuhr Der ägyptische Tempel des Amor

Im Zuge der Ägyptomanie entstand zwischen 1805 und 1812 in Berlin diese klassizistische Empire-Uhr mit römischen und ägyptischen Architekturmotiven.

Stand: 08.09.2013 | Archiv

Nachdem Napoleon 1799 von seinem Ägyptenfeldzug mit einer Unmenge wissenschaftlichen Materials über die ägyptische Kunst zurückgekehrt war, brach in Europa eine Begeisterung für alles Ägyptische aus, die so genannte Ägyptomanie. Möglicherweise ist auch diese Kommodenuhr davon beeinflusst. In typisch klassizistischer Weise vereint sie verschiedene klassische Stile in sich: der Rundbogen im Sockel ist römisch, der Mittelteil der Uhr, der das große Uhrwerk trägt, ist wie ein ägyptisches Torgebäude, ein Pylon gestaltet. Es ist naheliegend, dass der Entwerfer dieser Uhr selbst Architekt war.

Im Innern der Sockelplatte zeigt sich fein gearbeitetes Würfelparkett. Auch die Liebe und der Wein spielen hier eine Rolle: das Pendel ist in Form eines Amors gestaltet, der in einem Kranz von Weinlaub hin- und herschwingt. Zu beiden Seiten des Torbogens schweben aufgesetzte, geflügelte Wesen: Schutzgeister, auch Genien genannt.

Das recht große Zifferblatt ist – ganz deutsch – mit Eichenblättern eingefasst. Vereinfacht gilt: je größer das Zifferblatt, desto älter die Uhr. Diese hier stammt aus der Zeit der Königin Luise (1776 bis 1810), die eine der bedeutendsten Gegnerinnen Napoleons war. In dieser schlichten, imperialen Uhr tickt ein Werk aus Neuchâtel, einer preußischen Exklave in der Schweiz.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 3.000 bis 4.000 Euro
  • Datierung: zwischen 1805 und 1812
  • Herkunft: Berlin / Neuchâtel
  • Sendung vom 21. September 2013

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