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Zunftpokal 101 trinkende Gesellen

Aus diesem Augsburger Zunftpokal tranken seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die 101 Gesellen einer der ältesten Bürgergesellschaften Deutschlands, die 'Hunderteiner'.

Stand: 14.07.2012 | Archiv

Die schon vor 1480 gegründete Bürgergesellschaft nennt sich 'Gesellen der 101 Bürger von Meersburg'. Eine Tradition pflegen die Meersburger vom Bodensee bis heute: an Neujahr macht der Kelch die Runde und jeder der 101 Gesellen darf einen Schluck daraus nehmen. Eine weltliche Tradition mit christlichen Wurzeln, angelehnt an die Feier des Letzten Abendmahls.

Dieser prachtvoll gearbeitete, vergoldete Zunftpokal verrät seinen Herstellungsort durch den so genannten Pyr, die Zirbelnuss des Augsburger Stadtwappens und durch eine Augsburger Meistermarke aus der Zeit zwischen 1655 und 1660. Der Tremolierstich darunter besagt, wie hoch der Silberanteil an der Legierung ist. Seine Vergoldung fällt, untypisch für das 17. Jahrhundert, innen ebenso dick aus wie außen. Sie wurde um 1850 überarbeitet, weil sich die originale, dünnere Feuervergoldung wohl abgenutzt hatte.

Warum das Motiv der Muschel aus der Trinkschale heraus getrieben wurde und den Fuß des Kelchs ziert, findet sich vielleicht noch in der langen Geschichte der Bürgergesellschaft. Die Muschel verweist auf den Heiligen Jakobus, den Schutzheiligen der Pilger.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 7.000 bis 8.000 Euro
  • Datierung: 1655 bis 1660
  • Herkunft: Augsburg
  • Sendung vom 14. Juli 2012

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