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Nonnenspiegel Verborgene Eitelkeit

Vor allem als Brückenheiliger wird Johannes Nepomuk verehrt. Diese Klosterarbeit um 1775 diente aber neben der Heiligenverehrung auch einer kleinen menschlichen Schwäche.

Stand: 11.02.2012 | Archiv

Die Eitelkeit gilt in der katholischen Theologie als Hauptsünde. Um sie zu umgehen, entwickelten die Nonnen eine besondere Art von Spiegeln: die so genannten 'Nonnenspiegel'.

In diesem Fall ist es einer mit dem Heiligen Nepomuk im Zentrum. Johannes Nepomuk, ein einflussreicher Prager Geistlicher des 14. Jahrhunderts, wurde schon kurz nach seinem Tod zum Märtyrer erklärt: er war von der Karlsbrücke gestoßen und in der Moldau ertränkt worden. 1729 sprach Papst Benedikt XIII ihn heilig. Seitdem wird er besonders in Böhmen, aber auch in Süddeutschland als Brückenheiliger verehrt. Die Darstellung auf dem Medaillon des Nonnenspiegels ähnelt der Nepomukfigur, die von Johann Brokoff für die Karlsbrücke in Prag geschaffen worden ist.

Um das Medaillon herum sind üppige florale Ornamente aus bunter Metallstickerei und Glasflüssen auf dem Spiegel aufgebracht. So kaschierten die Nonnen ihren Wunsch, sich im Spiegel anzuschauen und konnten das Verbot durch den Vorwand der Heiligenverehrung geschickt und ungestraft umgehen.

Fakten:

  • geschätzter Wert: 1200 - 1500 Euro
  • Herkunft: Böhmen
  • Datierung: um 1770/1780
  • Sendung vom 18. Februar 2012

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