BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Tässchen Meissener Blümchenkaffee

In dieser kleinen Meissener Tasse aus der Zeit um 1800 spiegelt sich die große Tradition der ältesten Porzellanmanufaktur Europas.

Stand: 30.05.2012 | Archiv

Denn die Form und die Art der Bemalung dieses unscheinbaren Tässchens mit der berühmten Schwertermarke und dem Marcolinistern sind viel älter als die Zeit seiner Fertigung vermuten lässt. Obwohl das Tässchen im Empire entstanden ist, als schon strenge Grundformen en vogue waren, zeigt es noch die geschwungenen Linien des Barock. Und auch seine Bemalung, die so genannten 'indianischen Blumen', also ein ostasiatisch inspirierter Dekor, wurde schon um 1720, zehn Jahre nach Gründung der Manufaktur so gestaltet. Das korbähnliche blaue Muster, das so genannte Tischchenmuster, legt ebenfalls Zeugnis über die sehr lange Maltradition von Meissen ab.

Es sind die immer gleichen, beim bürgerlichen Publikum überaus beliebten Motive, die lange Zeit reißenden Absatz fanden. Zu Selbstläufern geworden, erscheinen sie im Laufe der Jahrzehnte aber auch immer routinierter, um nicht zu sagen: liebloser. Sie hatten sich eben 'eingeschliffen' - die Schattenseiten des Erfolgs einer Traditionsmarke. Übrigens: die geflügelte Bezeichnung für sehr schwachen Kaffee haben wir auch der Meissener Manufaktur zu verdanken: wenn der Kaffee so dünn war, dass selbst bei gefüllter Tasse das im Innenboden aufgemalte Meissener Blümchen noch durchschimmerte, dann war es eben: Blümchenkaffee!

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 100 Euro
  • Datierung: um 1800
  • Herkunft: Meißen
  • Hersteller: Königliche Porzellanmanufaktur Meissen
  • Sendung vom 2. Juni 2012

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