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Böttger-Becher Samtiges Gelb auf zartem Grund

Aus dem Sammelsurium des Services stechen zwei Becher hervor: sie wurden im ersten Jahrzehnt der Gründung der Porzellanmanufaktur Meissen, um 1713/1715, aus dem so genannten Böttger-Porzellan gefertigt.

Stand: 11.07.2013 | Archiv

Immerhin kommt die ungemarkte Platte wohl aus einer der ehemals königlichen Werkstätten von Limoges, die seit 1771 exklusives Porzellan herstellen. Diese im 20. Jahrhundert entstandene Patte ist bläulicher lasiert als die im Weißton rötlicher wirkenden Kannen. Mit ihren fein ausgearbeiteten Rocaille-Kartuschen und den Barockhenkeln sind sie typische Produkte der Nymphenburger Manufaktur aus den 1760er Jahren. Auch die Untertasse mit dem etwas gelberen Unterton stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Aus diesem gehobenen Sammelsurium stechen allerdings zwei Becher hervor, die alle anderen Teile des Services überstrahlen: sie haben die typisch ovale Form und den weichen, samtigen Gelbton des so genannten Böttger-Porzellans. Auf dieser Erfindung, die Johann Friedrich Böttger im Jahre 1708 gelungen ist, basiert die Gründung der ersten europäischen Porzellanmanufaktur: der Manufaktur Meissen.

Gegründet im Jahre 1710, konnte Meissen schon drei Jahre später die Messe Leipzig mit Bechern wie diesen beliefern. Für sie hatte der Meissener Hofgoldschmied und Modellformer Johann Jacob Irminger hauchdünne Reliefauflagen entwickelt. Solch seltene Stücke aus der Erfinderzeit des europäischen Porzellans sind nicht nur eine glückliche Trouvaille, sondern auch Zeugen europäischer Porzellangeschichte.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 8.000 bis 10.000 Euro
  • Datierung: 1713/1715
  • Herkunft: Meißen
  • Hersteller: Porzellanmanufaktur Meissen
  • Entwerfer: Johann Jacob Irminger
  • Sendung vom 13. Juli 2013

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