BR Fernsehen - Kunst + Krempel


2

Kleiderschrank Theologisches Gebäude

Dieser Schrank aus dem bayerischen Schwaben ist mit seiner reichen sakralen Verzierung ein typisches Beispiel für die Einrichtung aus der Zeit des jungen bayerischen Königreichs.

Stand: 03.04.2013 | Archiv

Der Name der ersten Besitzerin und das Entstehungsjahr lassen sich deutlich aus der Beschriftung ablesen: Katharina Bairen hat sich dieses besondere Stück im Jahr 1818 zugelegt. Dem Zeitgeschmack folgend ist der Schrank mit religiösen Symbolen geradezu übersät: auf der linken Tür das Herz Jesu, rechts das Herz Mariens, darüber das allsehende Auge Gottes – quasi ein theologisches Gebäude des späten Klassizismus. Was nicht heißen muss, dass der Schrank ursprünglich in einem Pfarrershaushalt stand. Auch Bürgerinnen und Bäuerinnen stellten sich damals  Apostel, Marienfiguren und eben sakral verzierte Möbel in die Stube.

Die besonders reiche Ausstattung zeigt sich in den Kapitellen, die der Schnitzer in einem kühnen räumlichen Effekt aus der Ebene hervortreten ließ. Der geschwungene Giebel und die Türen lassen in ihren Formen auf eine schwäbische Entstehung schließen. Um 1900 wurde der Schrank neu gefasst, die alte, sehr intensive Bemalung war den Besitzern zu bunt geworden. An einigen Stellen blitzt aber das helle Blau und Elfenbein noch durch die abgedämpfte neue Farbfassung.

Fakten

  • Geschätzter Wert: 2.500 bis 3.500 Euro
  • Datierung: 1818
  • Herkunft: bayerisches Schwaben
  • Sendung vom 6. April 2013

2