BR Fernsehen - Kunst + Krempel


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Zwei Akte Expressionistische Weiblichkeit

Es besteht kein Zweifel: obwohl diese beiden Kreidezeichnungen vom Anfang des 20. Jahrhunderts berühmte Signaturen tragen, stammen sie nicht von Ernst Ludwig Kirchner und Otto Müller.

Stand: 29.05.2012 | Archiv

Dennoch hat der Architekt, zu dessen Nachlass die beiden weiblichen Akte gehörten, zwei ausdrucksstarke Blätter geschaffen; wohl in verehrender Auseinandersetzung mit seinen großen Vorbildern, Ernst Ludwig Kirchner und Otto Müller. Beide sind wesentliche Mitglieder der Künstlergruppe 'Die Brücke' und Mitbegründer des deutschen Expressionismus.

Dessen Hauptcharakteristikum ist das 'gefühlte Schauen'. Eine Malerei, die ihre Motive im Archaischen sucht und dem Wesentlichen Ausdruck geben will. Dem, das allem Lebendigen innewohnt, fernab der Zivilisation und jenseits des Verstandes. Deshalb haben sich Expressionisten wie Kirchner und Müller außereuropäischen, so genannten "primitiven" Kulturen zugewendet. Sie siedelten ihre Motive häufig in der ungebändigten Natur an, wie hier im Dschungel. Und sie verwendeten Formen und Farben, die das Gefühl ansprechen, den Verstand aber, also unsere Sehgewohnheiten, verwirren sollten.

Diese Avantgardekünstler waren eine bedeutende Inspirationsquelle für Kreative aller Berufsgattungen; eben wohl auch für jenen Architekten, der es mit seiner Verehrung aber etwas weit getrieben hat: durch die Signaturen wird's zur Fälschung!

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 50 bis 100 Euro
  • Datierung: Anfang 20. Jahrhundert
  • Sendung vom 2. Juni 2012

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