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Aquatinta-Radierung Adieu Louis XVI

Mit dieser Aquatinta-Radierung hat der Zeichenlehrer Goethes, Georg Melchior Kraus, Ende des 18. Jahrhunderts die politische Lage in Frankreich kommentiert.

Stand: 01.07.2013 | Archiv

Diese Aquatinta-Radierung mit der Bildunterschrift "Au Restaurateur de la Liberté Française" (Dem Wiederhersteller der französischen Freiheit) wurde wohl kurz nach dem Sturm auf die Bastille im Jahre 1789 verfertigt. Es war die Zeit, als die restaurativen Kräfte in Frankreich versuchten, dem Volk König Ludwig XVI als den Garanten der französischen Freiheit wieder schmackhaft zu machen.

Das tragische Ende des Königs scheint auf diesem Blatt vorgezeichnet: ein in Melancholie versunkener Künstler sitzt vor seiner Staffelei. Auf ihr lehnt das skizzierte, nicht vollendete Bild eines Königs, wohl Ludwigs XVI. Eine ältere Dame weist den Maler auf eine junge Frau hin, die einen toten Hahn hält, möglicherweise eine Anspielung auf den gallischen Hahn, das Symbol für Frankreich. Gemeint ist wohl, dass die absolute Monarchie des französischen Herrschers dem Tode geweiht ist. Damit endet auch die große Zeit dieses Hofmalers.

Zur Zeit der Aufklärung, im späten 18. Jahrhundert, waren solche belehrenden, anspielungsreichen Illustrationen sehr beliebt. Der Freund und Zeichenlehrer von Johann Wolfgang von Goethe, Georg Melchior Kraus, hat hier seinen kritischen Blick auf Frankreichmit einem handschriftlichen Text versehen. Eine ungewöhnliche Vorgehensweise: eventuell handelt es sich hierbei um einen Probedruck.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 200 bis 300 Euro
  • Datierung: um 1790
  • Herkunft: Weimar
  • Künstler: Georg Melchior Kraus
  • Sendung vom 6.7.2013

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