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Maria Magdalena Tränenreiche Buße

Das unsignierte Ölbild der "Büßenden Maria Magdalena" ist zwischen 1785 und 1795 entstanden – es könnte vom Münchner Hofmaler Christian Wink stammen.

Stand: 04.06.2012 | Archiv

Maria von Magdala ist wohl eine der faszinierendsten biblischen Frauengestalten überhaupt, gerade wegen ihrer Widersprüchlichkeit: einerseits gilt sie als treue Gefährtin Jesu Christi "in guten wie in schlechten Zeiten". Eine Frau, die ihm immer nah war, zu Lebzeiten, im Sterben und sogar als erste Zeugin seiner Auferstehung. Andererseits wurde sie mit der namenlosen Sünderin gleichgesetzt, die Jesus, obwohl sie als Prostituierte galt, die Füße waschen durfte.

Heilige und Hure in einer Person: kein Wunder, dass sich große Maler wie Leonardo da Vinci, Matthias Grünewald oder Tizian mit Maria Magdalena auseinandersetzten. Auch der Maler dieses Bildes zeigt ihre menschliche Vergänglichkeit (symbolhaft dargestellt durch den Totenschädel, die Sanduhr und das Kruzifix) und ihre Sündhaftigkeit, für die sie büßt - die kleine Geißel unter ihrem rechten Arm erzählt davon. Aber genauso weiß der Maler ihre Nähe zu Gott in Szene zu setzen, ihren Status der Auserwählten: durch dieses göttliche, spirituelle Licht, das sie, von links oben kommend, überströmt und von ihr in fast ekstatischer Pose aufgenommen wird.

Möglicherweise war es Johann Christian Wink, ab 1769 kurfürstlich-bayerischer Hofmaler und bekannt durch seine vielen Fresken in oberbayerischen Kirchen, der mit diesem Bild die Figur der Maria Magdalena für das 18. Jahrhundert neu interpretiert hat.

Fakten:

  • Geschätzter Wert: 12.000 bis 15.000 Euro
  • Datierung: 1785 bis 1795
  • Herkunft: Süddeutschland
  • Sendung vom 16. Juni 2012

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