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Erkennungsmerkmale für echtes Glas Von der Ähnlichkeit zur Fälschung

Bei Glas sind definitive Zuschreibungen immer sehr schwierig, da sich Arbeiten der unterschiedlichsten Glashütten oft gleichen. Somit bietet dieser Aspekt den Fälschern die Möglichkeit, stilistische Fehler mit einzubeziehen.

Stand: 07.09.2010 | Archiv

Hand mit Schnapsglas | Bild: picture-alliance/dpa

Bereits im 17. und 18. Jahrhundert imitierten böhmische Glashütten geschliffene Gefäße aus Bergkristall durch Glas - die Anfänge einer industriellen Verfälschung. Im 19. Jahrhundert wurde dann das Schliffglas selbst imitiert: durch die neuen Pressgussverfahren. Um dem Pressglas den Charakter eines "echt geschliffenen" Glases zu geben, schliff man nur noch die Kanten nach.

Original? Oder zeitgenössische Imitation?

Schwierig bleibt immer die Unterscheidung von Original und zeitgenössischer Imitation. Sehr hochrangige Glasarbeiten werden selten komplett gefälscht, da es technisch zu aufwendig und daher meist unrentabel ist. Häufiger anzutreffen ist ein nachträgliches Veredeln eines alten Glases, zum Beispiel durch Schliff. So können einfache Gläser des Barock oder Rokoko kunstvoll geschnitten und anschließend als Original ausgegeben werden, damit sich ein höherer Preis erzielen lässt.

Zu viele Luftblasen

Misstrauen ist auch angebracht, wenn sich in der Glasmasse zu viele und zu regelmäßige Luftblasen befinden. Hier dürfte es sich wohl um ein neues Glas handeln. Man sollte auch auf künstliche Alterungs- bzw. Abnutzungsspuren achten, die oft in einer Richtung verlaufen, ein typisches Zeichen für "auf alt gemacht".

Gute Kopien bei Zwischengoldgläsern

Vorsicht ist auch angeraten bei Zwischengoldgläsern, die zwischen dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordböhmen technisch aufwendig kopiert wurden und die meist nur ein Fachmann von einem Original des 18. oder beginnenden 19. Jahrhunderts unterscheiden kann. Hier sind einige Glaskünstler namentlich bekannt. Einer von ihnen war Franz Schreiber in Wallern (1878 - 1944), der nach dem Ersten Weltkrieg in der Art von Johann Josef Mildner (1763 - 1808) Gläser herstellte und zum Teil auch mit dessen Namen signierte.

Beschädigungen und Abschleifungen

Beschädigte Gläser haben leider viel von ihrem Wert verloren. Häufig kommen Bestoßungen am Lippenrand vor. Da man aber lieb gewordene Stücke retten wollte, wurde das Glas oben abgeschliffen. Dies ist an der verkürzten Proportion zu erkennen. Bei Sprüngen wurde oft unten ein Fußring aus Metall angebracht, um das Glas weiter benutzen zu können. Man findet auch Gläser, bei denen ein kaputter Fuß mit Silber ersetzt wurde. Mitunter können solche alten Reparaturen durchaus reizvoll sein - preislich sind sie dann auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich.


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