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PM vom 6.9.2017 Kontrovers BayernTrend zur Bundestagswahl 2017: Ausführliche Ergebnisse

Sonntagsfrage: CSU 47 Prozent, SPD 17 Prozent. Jeder dritte Bayer ist noch unentschlossen.

Stand: 06.09.2017 17:00 Uhr

Die Ergebnisse der BayernTrend Sonntagsfrage im September 2017 | Bild: BR

Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die CSU auf 47 Prozent der Stimmen in Bayern. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des BR-Politikmagazins Kontrovers. Die CSU verliert damit 1 Prozentpunkt gegenüber dem Kontrovers-BayernTrend im Mai 2017 und bliebe leicht unter ihrem Ergebnis von 2013 (49,3 Prozent).

Insgesamt zeigt sich die bundespolitische Stimmung im Freistaat gegenüber dem Frühjahr nur leicht verändert. Die SPD verliert zum Mai ebenfalls 1 Punkt. Auch sie würde mit 17 Prozent ihr bayerisches Bundestagswahlergebnis von vor vier Jahren (20,0 Prozent) verfehlen. Im Kampf um den dritten Platz liegen aktuell die Grünen mit 9 Prozent vorn, gefolgt von der AfD mit 8 Prozent und den Liberalen mit 7 Prozent. Während Grüne und AfD jeweils 1 Punkt gegenüber Mai zulegen, geben die Liberalen 3 Punkte ab. Zulegen kann auch die Linke, die aktuell in Bayern 5 Prozent in Aussicht hätte. Alle anderen Parteien würden derzeit zusammen 7 Prozent (+2) erzielen.

Von den bayerischen Stimmberechtigten, die zur Wahl gehen wollen, geben 30 Prozent an, sich gegebenenfalls auch noch einmal umorientieren zu wollen. Für 70 Prozent steht die eigene Entscheidung dagegen so gut wie fest.

Besonders festgelegt sind in Bayern die Anhänger von AfD (90 Prozent), CSU (79 Prozent) und FDP (65 Prozent). Weniger festgelegt sind demgegenüber die Anhänger von Grünen und SPD, von denen jeweils mehr als vierzig Prozent nicht ausschließen, ihre Wahlabsicht bis zum Wahltag noch einmal zu überdenken und sich neu festzulegen.

Die wirtschaftliche Stimmung fällt weiterhin deutlich gut aus. In Bayern überwiegt mit 83 Prozent ähnlich wie im Mai (85 Prozent) ein positives Urteil, wobei 21 Prozent die wirtschaftliche Situation in Deutschland als sehr gut, weitere 62 Prozent als gut bezeichnen. Nur 15 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten teilen einen kritischen Blick. Eine insgesamt wohlwollende Wahrnehmung der aktuellen wirtschaftlichen Situation überwiegt in den Reihen aller Parteien.

Das unverändert positive Wirtschaftsurteil spiegelt sich nur bedingt in der Sicht auf die sozialen Verhältnisse in Deutschland wider. Gut die Hälfte der Bayern (55 Prozent) gibt zwar an, es gehe in der Bundesrepublik alles in allem eher gerecht zu. Immerhin vier von zehn Befragten (40 Prozent) konstatieren aber eher ungerechte Verhältnisse.

Das Bild insgesamt gerechter Verhältnisse ist insbesondere unter den Anhängern der CSU (73 Prozent) verbreitet, bestimmt aber auch die Sicht in den Reihen von SPD (55 Prozent), Grünen (54 Prozent) und FDP (52 Prozent). Unter den AfD-Anhängern überwiegt dagegen der Eindruck insgesamt ungerechter sozialer Verhältnisse deutlich (13 zu 68 Prozent), ebenso bei den Anhängern der Linken (30 zu 70 Prozent). Die Gerechtigkeitsfrage polarisiert im Freistaat insbesondere Bürger mit niedrigem (44 zu 51 Prozent) Bildungsabschluss. Nur unter den Wahlberechtigten mit Hochschulreife überwiegt der Eindruck gerechter gesellschaftlicher Verhältnisse deutlich (71 zu 25 Prozent).

Als mit Abstand größte Herausforderung für die Politik im Bund aber gilt in Bayern  unter den Anhängern aller Parteien weiterhin das Thema Flüchtlinge (58 Prozent). Wegen der guten konjunkturellen Stimmung stehen Arbeitsmarkt (7 Prozent) und Wirtschaftsfragen (6 Prozent) auf der Agenda der bundespolitischen Probleme der Bayern nach wie vor eher hinten. Eine größere Bedeutung haben aus ihrer Sicht Schul- und Bildungsfragen (14 Prozent), die Zukunft der Renten- und Altersvorsorge (17 Prozent) sowie die Bewahrung bzw. Sicherung sozial gerechter Verhältnisse (20 Prozent).

In ihrer Haltung zur Gruppe der Flüchtlinge zeigt sich die bayerische Bevölkerung gespalten. 37 Prozent betrachten die aufgenommenen Flüchtlinge als Bereicherung, etwa ebenso viele (38 Prozent) als Belastung für das Leben in Deutschland. Vorbehalte gegenüber den Flüchtlingen bestehen in Bayern insbesondere unter den AfD-Anhängern (84 Prozent). Demgegenüber bewerten Anhänger der  bayerischen Grünen Flüchtlinge am häufigsten als Bereicherung (74 Prozent) für das Leben in der Bundesrepublik.

Fragen der Kriminalitäts- und Verbrechensbekämpfung benennen 6 Prozent der Bayern momentan als wichtigstes Problem in Deutschland. Damit steht die innere Sicherheit bei den Wahlberechtigten aktuell nicht so stark im Fokus wie noch im Frühjahr (Mai: 12 Prozent). Insgesamt ist in Bayern ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl gegeben. Neun von zehn Befragten (88 Prozent) geben an, dass sie sich alles in allem in Deutschland sicher fühlen. 12 Prozent fühlen sich in Deutschland eher unsicher, darunter überdurchschnittlich viele AfD-Anhänger (44 Prozent).

Das Überschreiten von Abgashöchstwerten in Großstädten hat in Großbritannien und Frankreich, aber auch in Deutschland zu Diskussionen über ein generelles Verbot von Fahrzeugen mit Diesel- und Benzinmotoren innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte geführt. Derartige Verbotspläne finden in Bayern gegenwärtig keine Mehrheit. 62 Prozent sprechen sich dagegen aus, den Verkauf von Neufahrzeugen in den nächsten beiden Jahrzehnten zu verbieten. 30 Prozent würden dies dagegen unterstützen. Ein künftiges Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor wird insbesondere von den Anhängern der FDP (83 Prozent) und AfD (86 Prozent) abgelehnt. In den Reihen der Grünen wird dagegen ein Verbot für die Zukunft deutlich befürwortet (70 Prozent).

Mit dem Skandal um Softwaremanipulationen durch die Hersteller von Dieselfahrzeugen haben Verbraucherschutzfragen zuletzt an Sichtbarkeit gewonnen. Insgesamt überwiegt mit 60 Prozent der Eindruck, die Interessen der Verbraucher seien in Deutschland sehr gut bzw. gut geschützt. Immerhin vier von zehn Befragten (38 Prozent) sehen beim deutschen Verbraucherschutz dagegen Defizite. Kritisch äußern sich in Bayern insbesondere die Anhänger von AfD (68 Prozent) und Linkspartei (70 Prozent).

Die Bearbeitung der als wichtig empfundenen Probleme wird im Freistaat offensichtlich eher einer unions- als einer SPD-geführten Bundesregierung zugetraut. 55 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten sprechen sich für die Zeit nach der Bundestagswahl zugunsten einer CDU/CSU-geführten Bundesregierung aus, 26 Prozent präferieren ein SPD-geführtes Kabinett. Bundesweit favorisierte zuletzt ebenfalls die Hälfte der Bürger (49 Prozent) eine unionsgeführte Regierung, 38 Prozent wollten dagegen einen Wechsel zugunsten der SPD.

Während in den Reihen von SPD (85 Prozent), Grünen (65 Prozent) und Linken (58 Prozent) ein Wechsel an der Spitze der Bundesregierung mehrheitlich unterstützt wird, sprechen sich die Anhänger von CSU (94 Prozent) und FDP (85 Prozent) erwartungsgemäß für ein Kabinett unter Ägide der Union aus. Etwa die Hälfte der bayerischen AfD-Anhänger (45 Prozent) setzt auf eine Bundesregierung unter Führung der Union, die andere Hälfte kann sich weder für ein unions- noch für ein SPD-geführtes Kabinett begeistern.

Von denkbaren unionsgeführten Koalitionsmodellen finden im Freistaat bereits erprobte Regierungsmodelle wie Schwarz-Gelb (50 Prozent) bzw. Schwarz-Rot (48 Prozent) den vergleichsweise größten Zuspruch. Ein schwarz-grünes Bündnis stößt bei 43 Prozent auf Sympathien, eine Jamaika-Koalition bei 38 Prozent. 26 Prozent äußern sich in Bayern positiv zu einer Koalitionsbildung von SPD, Grünen und FDP, 19 Prozent zu einer rot-rot-grünen Bundesregierung.

In den Reihen von CSU (73 Prozent) und FDP (98 Prozent) wird ein schwarz-gelbes Bündnis mit Abstand am besten bewertet, ebenso unter den Anhängern der AfD. Die bayerischen SPD-Anhänger bewerten demgegenüber eine Neuauflage der großen Koalition am positivsten (62 Prozent). Die Grünen-Anhänger sehen zwar Schwarz-Grün (78 Prozent) mehrheitlich wohlwollend, die Mitbeteiligung der FDP im Jamaika-Format (45 Prozent) dagegen deutlich weniger. Unter den Linken-Anhängern wird Rot-Rot-Grün (89 Prozent) erwartungsgemäß am positivsten bewertet.

Die Unterstützung für eine unionsgeführte Bundesregierung geht auch im Freistaat einher mit einer deutlichen Präferenz zugunsten der CDU-Amtsinhaberin: Ähnlich wie im Mai zieht gut jeder zweite Bayer Angela Merkel (54 Prozent) dem SPD-Herausforderer vor, 21 Prozent sprechen sich für Martin Schulz als Kanzler aus. 18 Prozent wollen sich für keinen der beiden entscheiden. Die CDU-Politikerin genießt knapp drei Wochen vor der Wahl die fast ungeteilte Unterstützung der CSU-Anhänger (91 Prozent). Aber auch jeder zweite bayerische Grünen-Anhänger (45 Prozent) favorisiert Merkel als kommende Regierungschefin.

Heute Abend präsentieren Andreas Bachmann und Ursula Heller diese Ergebnisse in der Kontrovers-Wahlarena ab 20.15 Uhr.

Für den Kontrovers-BayernTrend wurden von Infratest dimap im Zeitraum vom 30. August. bis 4. September 2017 1.000 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch interviewt. Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/Dual Frame. Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte.

Zur Veröffentlichung frei nur bei vollständiger Quellenangabe "BR-Politikmagazin Kontrovers". Bei Rückfragen: Tel: 089/5900-25856.


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