BR Fernsehen - Kontrovers


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Die Wunden der Ermittler Wie Verbrechen die Seele belasten

Für die meisten Menschen sind Themen und Sachverhalte wie schwere Unfälle, Kinderpornografie, Mord und Totschlag schon in der Vorstellung unerträglich. Doch Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sind derartigen Verbrechen am Tatort oder am Computer nahezu täglich ausgesetzt. Doch wie gehen sie fernab ihrer beruflichen Rolle mit solchen Situationen um - als mitfühlende Menschen?

Stand: 25.11.2019

Polizisten an einem Tatort | Bild: picture-alliance/dpa

Schwere Unfälle, Kinderpornografie, Mord und Totschlag - für die meisten Menschen ist schon die Vorstellung unerträglich. Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sind diesen Verbrechen nahezu täglich ausgesetzt - am Tatort oder am Computer. Sie leisten wichtige Ermittlungsarbeit für uns als Gesellschaft und schauen dahin, wo andere schnell entsetzt wegschauen. Es ist Teil ihres Berufes, kühl und sachlich die Fakten eines Verbrechens zu analysieren. Doch wie gehen sie fernab ihrer beruflichen Rolle mit solchen Situationen um - als mitfühlende Menschen?

Psychische Probleme passen oft nicht ins Selbstbild

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Die Wunden der Ermittler | Bild: Bayerischer Rundfunk <!-- --> Zum Video

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Der Film "Die Wunden der Ermittler - Wie Verbrechen die Seele belasten" beleuchtet ein Tabuthema. Psychische Erkrankungen haben in der gesamten Gesellschaft einen Makel – bei Ermittlern gilt dies besonders. Viele von ihnen haben noch immer die Vorstellung des "starken Helfers". Psychische Probleme passen da nicht ins Selbstbild. Groß ist auch die Angst vor beruflichen Konsequenzen. Oft herrscht die Einstellung: "Das muss man wegstecken können."

Polizisten werden oft bei Schusswaffeneinsatz traumatisiert. Psychologen fordern, dass psychologisches Training so wichtig ist wie Schießtraining

Die Folge: Viele Ermittelnde fressen ihre Gefühle und Ängste in sich hinein. Im schlimmsten Fall erkranken sie an Depressionen oder an einer Belastungsstörung. Darüber sprechen wollen nur wenige Betroffene. Die Autorin Maryam Bonakdar trifft Polizisten, die bei Einsätzen traumatisiert wurden und Staatsanwälte, die durch schwierige Verfahren an ihre psychischen Grenzen gelangen.

In den vergangenen Jahren haben viele Dienststellen ihre Hilfsangebote ausgebaut. Der Film zeigt jedoch deutlich, dass sich viele Polizisten und Staatsanwälte von ihren Vorgesetzten und der Politik nach wie vor allein gelassen fühlen, sobald sie psychisch belastet oder sogar erkrankt sind. So werden dienstbedingte Belastungsstörungen von vielen Behörden oft nicht als Dienstunfall anerkannt. Was ist dem Staat die (psychische) Gesundheit seiner Mitarbeiter wert, die jeden Tag Verbrechen aufklären?


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