BR Fernsehen - Kontrovers

Tod aus dem Netz Illegale Arzneien und ihre Opfer

Wundermittel und Powerpräparate - rezeptfrei per Mausklick bestellt, bequem per Post geliefert. Klingt gut. Aber oft ist der Kauf von Pharmaprodukten im Netz ein riskantes und bisweilen sogar tödliches Spiel mit der Gesundheit.

Von: Simon Demmelhuber & Volker Eklkofer, ein Film von Kristina Henss & Angelika Wörthmüller

Stand: 07.06.2013

Ein Berg Pillen | Bild: BR

Die einen träumen von der Bikinifigur, von Muskelpaketen, von der Dauerpotenz. Sie bauen auf exotische Alternativarzneien oder hoffen verzweifelt auf Heilung durch Wundermittel. Eingelullt von Bildern und Versprechungen bestellen sie im Internet, was es in der Apotheke nebenan nicht gibt: die schnelle Wunscherfüllung, das umfassende Heilsversprechen, bequem per Mausklick und Post, ohne Rezept und anonym.

Die andern träumen vom dicken Geld, von der großen Abzocke, vom Reibach ohne Risiko. Dem Zugriff deutscher Behörden entzogen, nützen sie das Netz als Drehscheibe für fahrlässig gepanschte Arzneien, wirkungslose Pseudomittel und hoch riskanten Pharmapfusch.

Die fette Beute der Pharmapfuscher

Der Internethandel mit illegalen Medikamenten blüht. Das miese Geschäft mit Arzneikopien ist längst lukrativer als der der Drogenhandel: Während ein Kilogramm Koks etwa 65.000 Euro bringt, erlöst dieselbe Menge eines Viagra-Präparats rund 90.000 Euro.

Dunkle Deals im Internet

Die Aussicht auf satte Gewinnspannen heizt den Schwarzmarkt an. Mehr als 3 Millionen Tabletten, eine Tonne Arzneipulver und 14 Millionen Ampullen hat der Deutsche Zoll allein 2010 sichergestellt. Die Zahl der angestrengten Ermittlungsverfahren stieg gegenüber dem Vorjahr um 150 Prozent, im Anabolika-Handel sogar um 500 Prozent. Trotz aller Bemühungen und Kontrollen sind die Jäger der verbotenen Arzneien gegen die wachsende Schwemme via Internet georderter Warenströme machtlos. Was sie abfangen, legt den Sumpf nicht trocken, lässt aber Schlüsse auf den tatsächlichen Umfang der dunklen Deals zu.

Krimineller Anschlag auf die Gesundheit

Die Einfuhr illegaler, das heißt nicht in Deutschland zugelassener Arzneimittel ist kein Bagatellfall - und weit mehr als ein Wirtschaftsdelikt. Sie ist ein skrupelloser, krimineller, bewusster Anschlag auf die Gesundheit und das Leben leichtgläubiger, getäuschter Konsumenten. Gefälschte, falsch dosierte, verunreinigte oder wirkungslose Medikamente bergen immense Risiken, können bleibende Schäden verursachen und bedeuten unter Umständen akute Lebensgefahr. Die Chancen, einem Online-Betrüger aufzusitzen, sind mehr als üppig: "Heute sind mehr als 95 Prozent der im Internet vertriebenen Arzneien Fälschungen oder Substandard", warnt das Bundesamt für im Gesundheitswesen.

Die Opfer der Online-Mafia

Wie riskant das illegale Roulettespiel mit unkontrollierten Pharmaplagiaten aus dem Internet tatsächlich ist, dokumentiert die filmische Reportage anhand authentischer Fallbeispiele und akribisch recherchierter Hintergrundinformationen.