BR Fernsehen - kinokino


8

Zum 85. Geburtstag Sein Name ist Connery, Sean Connery

"Mein Name ist Bond, James Bond!" Dieser Satz machte Sean Connery mit einem Schlag weltberühmt. Doch war die Rolle des Agenten 007 nur das Sprungbrett zu höheren cineastischen Weihen. Denn Sean Connery entpuppte sich als einer der besten Charakterdarsteller seiner Generation. Am 25. August wird der Schotte 85. Ein Porträt.

Von: Gregor Wossilus

Stand: 21.08.2015 | Archiv

Sean Connery wird 85 | Bild: picture-alliance/dpa

Sean Connery im Kilt 2015

Für viele ist Sean Connery bis heute der beste James Bond aller Zeiten. Doch während der berühmteste Geheimagent der Welt im November mit "Spectre" schon wieder ein neues Kinoabenteuer erlebt, ist es um seinen einstigen Darsteller in den letzten Jahren ruhig geworden. Connery hat sich aus dem Filmgeschäft schon 2003 zurückgezogen. "Meine Füße sind müde, aber mein Herz ist es nicht", sagte er vor einigen Jahren. Und dieses Herz schlägt für seine schottische Heimat, er wurde 1930 in Edinburgh geboren und setzt sich für die Unabhängigkeit Schottlands ein. Connerys Autobiografie, 2008 erschienen, heißt "Being a Scot", auf deutsch erschienen als "Mein Schottland, mein Leben". Auf seinem Unterarm prangt das Tattoo "Scotland Forever". Und natürlich trug er einen Kilt, als ihn die Queen im Jahr 2000 zum "Sir" adelte.

Inkarnation des Maskulinen

Für Sean Connery war die Rolle von Ian Flemings britischem Geheimagenten James Bond nicht nur der Auftakt zur Weltkarriere, der ehemalige Marinesoldat und Möbelpolierer kreierte zugleich einen neuen männlichen Typus auf der Kinoleinwand. Unterstützt durch seine markant tiefe Stimme und seine muskulöse Statur - er gewann 1953 Bronze beim "Mr. Universum"-Wettbewerb - wurde Sean Connery zum Prototypen des maskulinen Helden und Verführers. Sein James Bond ist ein Mann, der sowohl schlagkräftig durchgreifen als auch romantisch sein kann. So bedient die Figur durch Connery "die Sehnsüchte beider Geschlechter, funktioniert als Projektionsfläche ebenso wie als Fluchthelfer aus dem Alltag" (Tageszeitung, November 2006).

Sieben Mal brillierte Connery als James Bond - hier in "Feuerball".

Doch ist Connerys Wirken noch vielschichtiger. Es ist nicht nur die perfekte Symbiose aus maskulinem Auftreten und emotionaler Bandbreite, die ihn ausmacht. Sean Connery ist ein Schauspieler, der jedem, ganz gleich ob männlich oder weiblich, sofort einen unglaublichen Respekt einflößt. Dieses autoritäre Charisma führt dazu, dass man sich dem Schotten sofort mit großer Bewunderung unterwirft. Man blickt auf zu diesem Mimen, erkennt in Sean Connery und somit im übertragen Sinn in den von ihm verkörperten Figuren sofort die Leitfigur, den Lehrer, den filmischen Vater. Man akzeptiert Connery als solche, und aus diesem Grund folgt ihm der Zuschauer gern. Männer wünschen sich insgeheim, so männlich zu sein wie er. Frauen möchten einen Mann lieben so wie ihn. Eine Inkarnation des Männlichen. Dem trug unter anderem das "People Magazine" Rechnung und wählte Connery - er war damals schon 60 - zum erotischsten Mann des Jahres 1989.

Einer der größten Filmstars der Welt

Sean Connerys künstlerische Karriere begann beim Musical: 18 Monate lang tourte er mit der Produktion "South Pacific" durch England - Connery bezeichnet diese Monate heute als seine Studienzeit. Nach ersten Rollen in Fernsehserien und B-Filmen Ende der 50er-Jahre sorgte er in "Tarzan's Greatest Adventure" (1959) sowie Disneys "Darby O'Gill and the Little People" (1959) für Aufsehen. Sein Graf Wronski in "Anna Karenina" (1961) überzeugte die Produzenten Albert Broccoli und Harry Satzman schließlich, Connery als James Bond 007 zu verpflichten.

Insgesamt sieben Mal spielte Connery den Geheimagenten, gab die Rolle 1971 aus eigenem Willen schließlich ab, um sich anderen, unterschiedlicheren Projekten widmen zu können. Hätten Sie es gewusst? Dann punkten Sie jetzt in unserem Sean-Connery-Quiz!

Zu seinen persönlichen Lieblingsfilmen aus den 60er- und 70er-Jahren zählen John Hustons "Der Mann, der König sein wollte" (1975) sowie "Der Wind und der Löwe" (1975). Kritiker begeisterte Connery außerdem in Alfred Hitchcocks "Marnie" (1964) sowie unter anderem als älterer Robin Hood in "Robin and Marian" (1976).

Auch jenseits der 50 ein Unterhaltungsgarant

An der Seite von Harrison Ford in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"

Bis heute ist Sean Connery ein Kassenmagnet, setzt mit sowohl anspruchsvollen Filmen als auch rasanten Blockbuster-Produktionen immer wieder Qualitätsmaßstäbe. Unvergessen ist sein Auftritt in dem Fantasyfilm "Highlander" (1986) als Unsterblicher an der Seite von Christopher Lambert. Millionen von Kinozuschauer faszinierte er 1986 in Jean-Jaques Annauds "Der Name der Rose" als Bruder William, der im Mittelalter eine Mordserie in einem Kloster aufklärt. 1989 stahl er Superstar Harrison Ford in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" als Vater des Archäologen Indy glatt die Show. Er brillierte als raffinierter Kunstdieb in "Verlockende Falle" (1999). Zu dieser Zeit konstatierte die FAZ: "Seine Selbstsicherheit überträgt sich unmittelbar auf den Zuschauer, ohne penetrant und selbstgefällig zu wirken. Sein Humor ist wie eine Maxime, auf die er immer setzen darf, die Fähigkeit, sich um Himmels willen nicht so wichtig zu nehmen - was ihn dem Zuschauer erst eigentlich ans Herz legt".

Abschied von der Schauspielerei

Sean Connery in seinem letzten Film "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" als Meisterschütze Allan Quatermain (2003)

Der intelligente Eigenbrötler - das war Connerys Alters-Paraderolle. In Gus van Sants "Finding Forrester" spielte er 2000 einen zurückgezogenen Sonderling, der widerstrebend zum Mentor eines begabten farbigen Jugendlichen wird ... und dabei aus seiner Einsamkeit herausfindet. Connerys letzter großer Kino-Auftritt kam 2003: Als kauziger Verbrecherjäger Allan Quatermain trat er der "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" bei und kämpfte in dem Fantasy-Spektakel an der Seite von "Lady Dracula", dem Unsichtbaren und nicht zuletzt Dorian Gray gegen das Böse. Seitdem fragen ihn Interviewer immer wieder, ob er nicht doch mal wieder in einem Film mitspielen wolle. Connerys Antwort: Wenn ihn denn etwas locken könnte, dann ein weiterer Indiana-Jones-Film. Der kam 2008, ohne Connery. Schon 2005 erklärte der begeisterte Golfer und Ölmaler, dass er nicht mehr als Schauspieler arbeiten wolle. Dafür lieh Connery James Bond erneut seine Stimme - für die Videospielfassung des zweiten Bondfilms "Liebesgrüße aus Moskau".

Preisgekrönter Ritter und Wohltäter

Oscargewinn 1986 für "The Untouchables - Die Unbestechlichen"

Connery hat nur einmal einen Oscar gewonnen, 1987 als bester Nebendarsteller in "The Untouchables". 1996 wurde ihm der Cecil B. DeMille Award verliehen, 2002 der Spezial Prize for Outstanding Contribution to World Cinema. Im Jahr 2000 wurde er für seine Verdienste um Schottland von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Seitdem darf er sich Sir Sean Connery nennen. 2005 erhielt er den Europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk, im Juni 2006 den "Life Achievement Award" durch das American Film Institute (AFI) in Los Angeles. Die nach eigenen Angaben höchste Ehre wurde ihm aber 1991 zuteil: Die Stadt Edinburgh verlieh Connery die Auszeichnung Freedom of the City of Edinburgh, die Ehrenbürgerschaft von Edinburgh.

Während seiner langen Karriere hat sich Connery immer wieder um den filmischen Nachwuchs bemüht. Das Mitglied der Royal Scottish Academy of Music and Drama rief mit dem "Scottish International Education Trust" eine Stiftung zur Förderung schottischer Nachwuchsschauspieler ins Leben. 1990 stiftete Connery fünf Millionen US-Dollar für Stipendiaten aus einkommensschwachen schottischen Familien. Auch sein Sohn Jason Connery, geboren 1963, ist Schauspieler.


8