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Romy Schneider Vom "süßen Mädel" zum Weltstar

1982 starb Romy Schneider auf dem Höhepunkt ihrer Karriere tragisch-früh im Alter von nur 43 Jahren. Bis heute ist sie eine der interessantesten weiblichen Stars der internationalen Kinoszene.

Von: Verena von Berg

Stand: 23.09.2013 | Archiv

Romy Schneider hat in den unterschiedlichsten Filmen mitgespielt. Und doch haben sie die meisten unwillkürlich als schöne junge Frau in einem prunkvollen Kleid mit juwelenbesetzter aufwändiger Frisur und einem bezaubernden Lächeln vor Augen - als "Sissi", in ihrer wohl bekanntesten Rolle. Der Film oder eher die Filmtrilogie um die österreichische Kaiserin Elisabeth machte die 18-Jährige auf einen Schlag berühmt - für jede Schauspielerin ein Traum. Romy war damit auf die Rolle des "süßen Mädels" festgelegt - für die Aktrice der Alptraum. Zeit ihres Lebens versuchte sie sich vom Image der Sissi-Darstellerin zu lösen. In ihrer Wahlheimat Frankreich avancierte sie zur viel beachteten Charakterdarstellerin - hierzulande ist sie bis heute für viele "Sissi" geblieben.

Erste Rollen an der Seite der Mutter

Romy Schneider tanzt 1959 mit dem Alain Delon auf dem Münchener Filmball. Beide waren von 1958 bis 1963 verlobt.

Am 23. September 1938 wird Rosemarie Magdalena in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Ihr Vater Wolf Albach-Retty und ihre Mutter Magda Schneider feiern auf der Bühne und auf der Leinwand große Erfolge. Da ist es nur eine Frage der Zeit, dass sie in die Fußstapfen der Eltern tritt. Ihre Filmkarriere beginnt deshalb recht früh. Als 15-Jährige gibt Romy ihr Kinodebüt an der Seite ihrer Mutter in "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953). Im Jahr darauf folgen die ersten Hauptrollen.

Schicksalsrolle einer Kaiserin - "Sissi"

1955 wird die Jungschauspielerin auch schon für die Rolle der "Sissi" engagiert, die ihr Leben entscheidend beeinflusst. Der Film um die österreichische Kaiserin und die beiden Folgefilme - "Sissi, die junge Kaiserin" (1956) und "Sissi, Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957) treffen perfekt den Geschmack des deutschen Kinopublikums der Nachkriegsjahre: Die sentimental-romantischen Historienschinken um die K. u. K.-Monarchie sind für sie willkommene Alltagsfluchten. Romy Schneider erobert ihre Zuschauer im Sturm.

Neuanfang in Frankreich

Filmografie (Auswahl):

1982 Die Spaziergängerin von Sans-Souci
1980 Die Bankiersfrau
1978 Eine einfache Geschichte
1977 Gruppenbild mit Dame
1974 Nachtblende
1973 Das wilde Schaf
1972 César und Rosalie
1970 Das Mädchen und der Kommissar
1969 Die Dinge des Lebens
1966 Spion zwischen zwei Fronten
1962 Der Prozess
1958 Christine
1958 Die Halbzarte
1957 Monpti
1957 Scampolo
1955 Der letzte Mann
1955 Die Deutschmeister
1955 Sissi
1954 Feuerwerk
1953 Wenn der weiße Flieder wieder blüht

Erdrückt von so viel Zuneigung flieht sie nach Frankreich. Während der Dreharbeiten zu "Christine" (1958) hatte sie den französischen Nachwuchsschauspieler Alain Delon kennengelernt und sich in den Frauenschwarm verliebt. In ihrer neuen Wahlheimat sucht sie ihr Lebensglück und den künstlerischen Neuanfang. Bei der Entwicklung zur Charakterschauspielerin hilft ihr der Starregisseur Luchino Visconti. Gemeinsam mit Alain Delon steht sie in Viscontis Inszenierung des Theaterstücks "Schade, dass du eine Dirne bist" auf der Bühne - und wird gefeiert. Auch auf der Leinwand stellt sie in den folgenden Jahren ihr vielseitiges schauspielerisches Talent unter Beweis. Sie arbeitet mit Regie-Ikonen wie Orson Welles ("Der Prozess", 1962) oder Bertrand Tavernier ("Death Watch - Der verkaufte Tod", 1979). Doch ihr Lieblingsregisseur ist Claude Sautet, mit dem sie im Lauf ihrer Karriere fünf Filme dreht, darunter "Die Dinge des Lebens" (1969) und "Das Mädchen und der Kommissar" (1970).

Künstlerische Anerkennung

Romy Schneider und Klaus Kinski in dem Film "Nachtblende" (Filmszene aus dem Jahr 1974)

Ihr künstlerisches Engagement wird belohnt. Als 1976 der französische "Oscar" das erste Mal vergeben wird, wird sie für "Nachtblende" (1974) mit dem "César" als beste Darstellerin ausgezeichnet. Vier Jahre später nimmt sie für ihre Rolle in "Eine einfache Geschichte" (1978) die Trophäe erneut mit nach Hause. Für diese Rolle bekommt sie auch die höchste Auszeichnung des italienischen Films, den "David-de-Donatello-Preis". In Frankreich feierte sie ihre größten Erfolge, doch auch in Deutschland werden Romys Leistungen schließlich anerkannt. Für die Verfilmung von Heinrich Bölls "Gruppenbild mit Dame" (1977) wird sie mit dem "Filmband in Gold" ausgezeichnet.

Privates Auf und Ab

Info:

Geboren: 23.09.1938
Gestorben: 29.05.1982

Ihrem beruflichen Erfolg stehen immer wieder Niederlagen in ihrem Privatleben gegenüber. Dank Delon hatte sie in Frankreich schon früh ein neues Zuhause gefunden. Doch die Beziehung zu ihm zerbricht 1963 nach fünf Jahren Verlobung, als er sie für seine schwangere Geliebte sitzen lässt. Romy flüchtet sich in die Ehe mit dem deutschen Schauspieler und Regisseur Harry Meyen. Bald schon hat sich das Paar auseinander gelebt. Es folgt die Scheidung. 1976 heiratet sie erneut: ihren ehemaligen Privatsekretär Daniel Biasini. 1981 wird auch diese Ehe geschieden.

Schwerer Schicksalschlag

Den Unfalltod ihres Sohnes David hat Romy Schneider nie verwunden. Sie starb an gebrochenem Herzen.

Im selben Jahr trifft Romy ein schwerer Schicksalsschlag: Ihr Sohn David aus der Ehe mit Meyen kommt bei einem Unfall ums Leben. Der 14-Jährige war auf die Spitzen eines eisernen Gartenzauns gefallen und daran verblutet. Der Tod ihres Sohnes stürzt sie in eine schwere Krise. Körperlich ist sie nach einer Nierenoperation noch schwer angeschlagen, da folgt der psychische Zusammenbruch. Trotzdem arbeitet sie weiter. Ihr letzter Film wird "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" (1982) an der Seite von Michel Piccoli. Romy Schneiders rund 60 Filme leben von ihrer großen Ausstrahlung. Frankreich liebte sie als Schauspielerin, Deutschland verhätschelte sie als "Sissi" - das "süße Mädel". Mit nur 43 Jahren starb sie am 29. Mai 1982 in Paris an Herzversagen nach einem Leben mit Höhen und Tiefen - beruflich wie privat. Doch sie bleibt unvergesslich.


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