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Tatort Stall Wie viel Tierschutz braucht die Landwirtschaft?

Seit Jahren ist es leider immer wieder ein Thema: Misshandlungen von Nutztieren. Erst kürzlich kam es in Bayern zu drei Vorfällen. Was muss geschehen?

Stand: 22.01.2025

Es sind schockierende Bilder, die „Soko Tierschutz“ Ende März veröffentlicht hat. Kühe werden mit Holzstangen geschlagen, Kälbchen gegen den Kopf getreten. Auf einem Hof in Bad Grönenbach im Unterallgäu wurden offenbar mehrere Tiere schwer misshandelt. Und das nicht zum ersten Mal: Bereits 2019 kam es in einem der größten Milchviehbetriebe Bayerns zu massiven Tierschutzverstößen - der Prozess gegen den Bauern ist bis heute noch nicht eröffnet. Doch Bad Grönenbach ist kein Einzelfall. Auf Höfen im oberbayerischen Griesstätt und im Landkreis Oberallgäu wurden in den letzten Wochen mehrere verendete Tiere gefunden. Die Hintergründe sind noch unklar.

Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser?

Besonders der Skandal im Unterallgäu sorgt für Entsetzen: Rund 650 Menschen demonstrierten Ende März in Bad Grönenbach gegen Tierquälerei und forderten die Schließung der – wie sie es nannten - „Horrorfarm“. Auch Politiker quer durch alle Parteien zeigten sich schockiert. „Tiermisshandlungen sind völlig inakzeptabel. Der Staat muss hier mit der vollen Härte des Gesetzes durchgreifen”, sagt Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Gisela Sengl, Grünen-Landeschefin, fordert für Bayern einen Tier-schutzbeauftragten, wie ihn einige Bundesländer und auch der Bund haben: „Leider lässt die Durchsetzung des Tierschutzes in Bayern an vielen Stellen seit Jahren zu wünschen übrig.“

Die Veterinärämter klagen seit Jahren über Personalmangel. Tierschutz-Kontrollen fänden praktisch nur statt, wenn es konkrete Hinweise auf Verstöße gibt, so der Landesverband der beamteten Tierärzte in Bayern.

Diskutieren Sie mit!

Was läuft schief beim Tierschutz-Kontrollsystem? Was muss die Politik tun, damit Nutztiere zuverlässig vor Misshandlungen geschützt werden? Wie lassen sich Tierschutz und günstige Lebensmittelpreise vereinbaren? Welche Landwirtschaft wollen wir in Zukunft und welche Unterstützung brauchen Bäuerinnen und Bauern?

Darüber diskutieren bei „jetzt red i“ Bürgerinnen und Bürger mit Bayerns Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), Gisela Sengl, Landesvorsitzende der Grünen, und Petra Loibl (CSU), Mitglied in den Landtags-Ausschüssen für Verbraucherschutz und Landwirtschaft.

"Tierschutz ist in Bayern ein hohes Gut. Deshalb setzen wir auf mehr Personal bei den Veterinärämtern und umfassende Beratungsangebote. Unsere Bäuerinnen und Bauern kommen ihrer Verantwortung für die Einhaltung des Tierschutzes nach. Gegen die wenigen schwarzen Schafe müssen wir konsequent vorgehen. Wir brauchen unsere fleißigen Landwirte mit ihrer guten, praxisnahen Ausbildung ebenso wie eine Kultur des Hinschauens, wenn etwas schiefläuft."

Petra Loibl, MdL Bayern

"Hühner, Schweine und Kühe zu halten, gehört zur Landwirtschaft in Bayern dazu. Tierquälerei und Ausbeutung aber sind ein Skandal. Für die Söder-Regierung ist das Staatsziel Tierschutz wohl völlig wertlos, sonst wäre sie schon längst eingeschritten. Recht und Gesetz gelten auch im Stall und wer dagegen verstößt, muss dafür zur Verantwortung gezogen und bestraft werden. Der Hof in Bad Grönenbach gehört dicht gemacht."

Gisela Sengl (Grüne), Landesvorsitzende

"Tierschutz ist ein hohes Gut. Tierschutzverstöße sind nicht hinnehmbar. Wer Tiere hält, ist für sie verantwortlich. Die Kontrollbehörden prüfen die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben in den Betrieben. In der Kontrollstruktur des Freistaats hat sich dabei in der jüngeren Vergangenheit viel getan. Außerdem wurde das Personal in den Behörden in den zurückliegenden Jahren deutlich erhöht. Es kann aber nicht jeder Stall rund um die Uhr kontrolliert werden."

Thorsten Glauber, Bayerns Minister für Umwelt- und Verbraucherschutz

Ihre Meinung ist gefragt...

...auf allen "Kanälen"! Schreiben Sie uns ihre Fragen, Forderungen, Wünsche und Beschwerden zum Thema. Hier auf unserer Homepage, als E-Mail an jetztredi@br.de oder diskutieren Sie mit in den sozialen Medien.


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Kommentieren

Antonietta, Donnerstag, 10.April 2025, 09:06 Uhr

29. Bitte kaufen Sie keine tierischen Produkte wie Fleisch, Milch oder Eier.

Viele Tiere sehen nur auf den Transporten das Tageslicht oder riechen frische Luft, denn die meisten von ihnen verbringen ihr entbehrungsreiches Leben ausschließlich in kargen und kotverdreckten Zucht- und Mastfabriken.
Meiner Meinung nach gehören "Nutztiere" auf die Wiese. Auch Schweine grasen, wie ich letztens auf einem Lebenshof sehen konnte.

Antonietta, Donnerstag, 10.April 2025, 08:45 Uhr

28. 2017 fand nur bei rund 5 Prozent aller kontrollpflichtigen Betriebe eine Überprü

Nur weil ein Betrieb ohne Beanstandung kontrolliert wurde, heißt das nicht, dass es den Tieren dort gut geht. Die Tierschutzgesetze sind viel zu lasch; so sind die Mindestanforderungen mit massivem Tierleid verbunden. Sie haben jeden Tag und bei jedem Einkauf neu die Entscheidung in der Hand, massives Tierleid verhindern zu können.

Laut Umweltministerium wurden in 2021 allein in Bayern bei Tierschutzkontrollen etliche Mängel festgestellt:
in etwa 41 Prozent der Schweinehaltungen,
in 40 Prozent der Kälberhaltungen,
bei sogenannten Legehennen gab es in 15 Prozent der Fälle Beanstandungen,
bei sogenannten Masthühnern wiesen 19 Prozent der kontrollierten Betriebe Mängel auf.
Unter dem Punkt „Sonstige erfasste Tierhaltung“, wozu beispielsweise die Rinderhaltung gehört, wurden 38 Prozent der Betriebe beanstandet.

Antonietta, Donnerstag, 10.April 2025, 08:22 Uhr

27.

Noch immer werden in Deutschland über eine Million Kühe und Bullen den Großteil ihres Lebens angebunden im Stall gehalten – vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. Bei dieser Haltungsform sind die Tiere so am Hals fixiert, dass sie sich nicht einmal umdrehen können. Die Folge ist massives körperliches und seelisches Leid.
Unabhängig von der Haltungsform bedeuten Milch und Fleisch immer Tierleid und den Tod für Rinder und Kälber. Entscheiden Sie sich daher für eine tierfreundliche vegane Ernährung und genießen Sie die Vielzahl an leckeren und gesunden pflanzlichen Produkten.

Monika Plitschka , Donnerstag, 10.April 2025, 07:44 Uhr

26. Wie geht es weiter?

Ich bin Arbeitnehmerin in zwei unterschiedlichen Betrieben und Bereichen. In einem werden regelmäßig Audits mit allen Mitarbeitern durchgeführt um den Standard halten und verbessern zu können. ISO Zertifiziert. Mitarbeiter*Innen werden geschützt um das Arbeitsklima- und Arbeitsleistung auf hohem Niveau zu halten. Weder ein Elektroschocker noch Teppichmesser kommen zum Einsatz.
Das schwarze Schaf ist eine unangebrachte Artikulierung. Tiermisshandlung sollte in Betrieben mit Viehhaltung nicht in Erscheinung treten. Generell sollte hier der Verbraucher geschützt werden um die vertrauensvolle Ernährung der Bürger sicher zu stellen

Tom, Donnerstag, 10.April 2025, 03:02 Uhr

25. Das Märchen vom schwarzen Schaf

Was war das denn für eine Shitshow. Fast nur das immer und immer gleiche gerede vom schwarzen Schaf und den Bauern die ja sonst all ihre Tiere tot streicheln. Warum steht Herr Mülln nicht an einem der Redner-Pulte als Tierrechtler und Herausgeber der besprochenen Bilder. Wieso werden so dämliche Vergleiche zu nächtlichen Bilder im Altersheim kommentarlos stehen gelassen? Keine Zahlen, keine Fakten nur Augenwischerei und das immer gleiche Geschwafel, dass man von sich gibt um ruhigem Gewissens sich die Tierqualprodukte einzuverleiben. Hier geht es um fühlende Lebewesen, die uns Menschen und unseren Launen schutzlos ausgeliefert sind. Millionen, jeden Tag, die für 5min Genuss verqualzüchtet, ausgebeutet und umgebracht werden. Soko Tierschutz, Ariwa, Team Tierschutz, Aninova decken am laufenden Band Missstände auf. Egal ob Bio, Tierwohl zertifiziert oder mit was auch immer sich die Betriebe schmücken. Das sind längst keine Einzelfälle mehr. Wir haben ein massivsten systemisches Problem!