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"jetzt red i" aus Augsburg Dauerbaustelle Schule - Lehrermangel, Bildungslücken und besorgte Eltern

Das neue Schuljahr 2022 hatte gerade begonnen, da gab es bereits die ersten Aufregungen: Schulstunden wurden gestrichen, Erstklässler wieder heimgeschickt, nur der Kernunterricht wurde gewährleistet. Grund: zum einen fehlt es am Lehrernachwuchs, zum anderen arbeitet mittlerweile die Hälfte der Lehrkräfte in Teilzeit.

Published at: 5-10-2022

Das wirkt sich gerade an Grund-, Mittel- und Förderschulen aus. Laut dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband fehlen dort rund 4000 Lehrkräfte. Leidtragende sind die Schüler und ihre Eltern. Sie kritisieren, dass der Druck in den zu vollen Klassen immer mehr zunähme und die Kinder gestresst seien.

Lehrermangel - ungelöst

Aber es gibt auch gute Nachrichten: die Staatsregierung hat zugesagt, allen Lehrern in Zukunft das gleiche Einstiegsgehalt zu bezahlen. Gerade an Grund- und Mittelschulen dürfte dies gut ankommen. Das Problem mit dem Lehrermangel wird dadurch jedoch erst in frühestens vier Jahren gelöst. Denn zu wenige junge Leute studieren heute auf Lehramt. Der Beruf hat an Attraktivität massiv eingebüßt. Lehrer kritisieren, dass sie zunehmend als Reparaturbetrieb für familiäre Probleme herhalten müssten.

Immer größere Herausforderungen                                                                                                                 

Das Aufgabenheft der Schulen ist voll: Sie haben nicht nur die Integration von rund 30.000 ukrainischen Flüchtlingskindern zu bewältigen. Sie müssen sich auch auf den nächsten Corona-Winter vorbereiten. Und die Pandemie hat bereits Spuren hinterlassen. Forscher des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen haben festgestellt, dass auch im traditionell bildungsstarken Bayern die Kompetenzen beim Lesen und Rechnen gesunken sind. Die Folgen sind weitreichend: Das Münchner Ifo-Institut warnt, die Lernrückstände gerade an Mittelschulen gefährdeten "langfristig den Wohlstand.“ Denn schlecht ausgebildete Absolventen sind auf dem Lehrlingsmarkt nur schwer vermittelbar.

Mitdiskutieren!

Hat die bayerische Schulpolitik die Entwicklung verschlafen? Warum fehlen in Bayern so viele Lehrer? Sind unsere Kinder am Ende die Leidtragenden und bleibt das Bildungsniveau auf der Strecke? Wie kann der Lehrerberuf wieder attraktiv gemacht werden?

Bei „jetzt red i“ diskutieren Bürgerinnen und Bürger mit Michael Piazolo (Freie Wähler), Bayerischer Kultusminister und Simone Strohmayr, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

"Die aktuelle IQB-Studie und der Bildungsmonitor haben unserem bayerischen Schulsystem im Vergleich der Bundesländer wieder einmal trotz Corona-Pandemie sehr gute Ergebnisse attestiert. Die hohe Qualität der bayerischen Bildung kommt unseren Schülerinnen und Schülern und letztendlich auch der Gesellschaft zugute. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die sich sehr schnell auf Ausnahmesituationen wie Corona oder Kinder aus der Ukraine eingestellt haben. Das aktuelle Schuljahr ist dank der sorgfältigen Vorbereitung gut angelaufen. Wann immer sich regional Krankheitsfälle häufen sollten, reagieren die Verantwortlichen vor Ort schnell und zielgerichtet."

Michael Piazolo (FW), Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus

Ihre Meinung ist gefragt - auf allen "Kanälen"

Sie können sich jederzeit online an der Diskussion beteiligen: Schreiben Sie uns Ihre Meinung als Kommentar hier auf unserer Homepage oder als E-Mail an jetztredi@br.de. Oder diskutieren Sie mit in den sozialen Medien. Immer her mit Ihren Kommentaren, Fragen, Wünschen und Beschwerden!


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Eduard Krause, Mittwoch, 26.Oktober 2022, 22:22 Uhr

84. Lehramtsanwärter haben kein Einstellungsgespräch

Was mich aus Sicht der freien Wirtschaft völlig erstaunt ist, dass alle LAA, sowohl die 'guten' von der PädFak als auch die Seiteneinsteiger gar kein Einstellungsgespräch haben. Das wäre in der freien Wirtschaft undenkbar.

Eduard Krause, Mittwoch, 26.Oktober 2022, 22:20 Uhr

83. Seiteneinsteiger sind wie Normalreferendare - von Genial bis job-verfehlt

Unsere tochter war begeistert von Chemiebis in der Q10 in Erlangen eine eine 'echte' Referendarin kam. Seit dem ist Chemie ein rotes Tuch für unsere Tochter. Super gemacht!

Anonym, Mittwoch, 26.Oktober 2022, 21:42 Uhr

82. Lehrberuf attraktiver machen-Wunsch und Wirklichkeit

Lehrerin hier, Gym., Fakultas für Deutsch und Englisch. Aus meiner persönlichen Erfahrung: das Studium ist langwierig, fordernd und wenig praxisorientiert. Pädagogische und didaktische Inhalte sind absolut untergeordnet. Das Referendariat ist eine Zumutung, 2 Jahre Dauerstress, tausend Prüfungen mdl.und schriftlich, erneute wiss. Arbeit (nach 5 Jahren Studium). Zudem die die Abhängigkeit der Referendare vom Gutdünken der Seminarlehrer, die letztendlich durch ihre Notengebung über Einstellungschancen entscheiden. Mehrere Wohnortwechsel müssen während des Refs hingenommen und bewerkstelligt werden. Die Referendare werden grundsätzlich für 17 Wochenstunden eingesetzt, um den Unterricht abzudecken und somit die Schaffung neuer Planstellen zu vermeiden. Nach all diesen Strapazen landet man mitunter an maroden Schulen mit einer techn. Ausstattung aus den 90er Jahren. Die Arbeitsbelastung ist hoch, die Klassen sind riesig und heterogen, die Lehrpläne überladen.Happy teaching!

Schuelerrdg02, Mittwoch, 26.Oktober 2022, 21:24 Uhr

81. Konstruktive Kritik

Sehr geehrte Damen und Herren, anstatt sich 50 Minuten über den Lehrermangel zu unterhalten, hätte es bestimmt auch nicht geschadet, die Betroffenen Lehrer des RDGs zu Worte kommen zu lassen. Der Vorwand, dass es viele bzw. andere Schulen auch bzw. nötiger hätten löst ja nicht das Problem, dass es von der Decke tropft und man die "abgeranzten" Toiletten nicht mehr betreten will.

Rdg-Schüler, Mittwoch, 26.Oktober 2022, 21:20 Uhr

80. Jetzt red i augsburg schulen

Viel zu viel Redezeit für Piazzolo, viel zu wenig Redezeit für die teils kompetenten Lehrer des Rudolf-Diesel-Gymnasiums. Besonders Dr. Bernd Schilcher hätte wertvolle Beiträge leisten können.