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Doku In der Welt der Straßendörfer

Wer die Bundesstraßen nur entlangrauscht, könnte sie beinahe übersehen: Die Geschichten, die sich an den Wegrändern abspielen. Straßendörfer – das sind kleine Ortschaften, in denen Menschen leben, die hier geboren wurden, hier aufgewachsen und fest verwurzelt sind, oder auch durch einen Zufall des Lebens dort „gelandet“ sind.

Von: Annett Segerer und Alexander Saran

Stand: 25.01.2019 | Archiv

Dörfer sind klein und überschaubar. Ein Wert an sich in Zeiten megabyte-gesteuerter Informationsfluten. Kaum beginnt ein Straßendorf, endet es schon wieder. Hebt die Kuh wegen des vorbeifahrenden Autos kurz den Kopf, oder grast sie doch lieber weiter? Geschenkt. Zeit ist kein Faktor, dann halt später.

Dörfer sind nicht nur Idylle, auch entlegener Wohnort für übermüdete Pendler, zu mancher Jahreszeit trist und einsam, teils gar am Aussterben. All das meinen wir in unserem Film mal nicht. Hier geht es 45 Sendeminuten lang um Liebe – Liebe zum Dorf, zum Leben hoffentlich auch. Nun ja, ganz sicher.

Auslaufmodell Land? Vor 20 Jahren lebten noch fast 19 Prozent der Deutschen dort, heute sind es 15 Prozent, eher einen Tick weniger. Eisenfelden, Bergen, Karlshuld, Steinbach an der Haide – vier wunderschöne Straßendörfer, ein Film. In allen vier herrscht Leben – manchmal, so heißt es, ziehen Familien zu. Oder bleiben wieder da zumindest.

So wie in Steinbach an der Haide, Stadt Ludwigsstadt, Oberfranken. Auf der Bayern-Landkarte ganz weit draußen, gleich dahinter kam einst die Grenze zur DDR. Steinbach an der Haide ist aber zugleich ganz weit drinnen. Im Herzen seiner Einwohner, Blumen und Gemüse auf dem Dorfanger im Zentrum. Ewald Heyder ist ein Alteingesessener, und Birgit Tröbs gar die gewählte Ortsbäuerin. Idylle im hügeligen Frankenwald.

Flach, geradezu „brettleben“ ist dagegen Karlshuld, im Donaumoos, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, Oberbayern. Ein recht junges Dorf, erst Ende des 18. Jahrhunderts besiedelt, da wurde das Moos in der Gegend trockengelegt. Anton Köstler kennt diese Story – und sein Sohn Matthias kennt das Brauerhandwerk: Selbstgebrautes „Lausbiggl“-Bier. Prost! Zur Arbeit gehen die meisten Karlshulder „auf die Audi“ – nach Ingolstadt. Tradition.

Ruhe – wer die schätzt, freut sich über die Verlegung der Bundesstraße aus dem Dorf Eisenfelden heraus. Dem Bäcker – und vielleicht auch dem Frisör? – fahren dagegen im schlimmsten Fall die Kunden vorbei, in den nächsten Ort.  Weiter, immer weiter. Der Kunstgießerei Otto Strehle ist der Verkehr wohl egal, man vertieft sich in die Arbeit. Erstaunlich: Die „Quadriga“ auf dem Münchner Siegestor entstand hier, im Landkreis Altötting, Gemeinde Winhöring.

Gegossen – schon mindestens mal die Geranien - wird auch in Bergen, einem Ortsteil der Gemeinde Nußdorf am Inn. Hier im Landkreis Rosenheim lebt die Familie Jaud. Drei Generationen, alle sichtbar glücklich entspannt. Ist es die gute Luft? Die Liebe zum eigenen Hof? Das Landleben an sich? Man wird's als Fernsehmacher nie abschließend wissen. Aber einen kleinen Einblick in die Welt der Straßendörfer kann man schon mal versuchen.

„In der Welt der Straßendörfer“ – ein Film von Annett Segerer und Alexander Saran, Redaktion: Dr. Michael Zehetmair.


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