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Schwarzer Hautkrebs Gefahr für Kinder wird unterschätzt

Die Zahl der Leberflecke nimmt bei Kindern im Vorschulalter bedenklich zu. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt. Was bedeutet das für das Hautkrebsrisiko von Kindern und was können Eltern tun?

Von: Katharina Kerzdörfer

Stand: 03.06.2013 | Archiv

Leberfleck | Bild: picture-alliance/dpa

Bevor Miriam Boxleitner mit ihrem Sohn Dominik vor die Tür geht, wird erst mal gepackt. Sich und vor allem ihren Sohn vor der Sonne schützen - Miriam Boxleitner weiß jetzt, wie wichtig das ist.

"Ich mag die Sonne immer noch, aber ich passe einfach viel mehr auf als früher. Ich setze eine Mütze oder Sonnenbrille auf, schmiere mich immer ein, weil ich Angst habe, dass er wiederkommt, der Krebs, und passe dementsprechend auch auf mein Kind auf."

Miriam Boxleitner

Hautkrebs - mit 30 Jahren

Es begann schon in ihrer Kindheit mit viel Sonne im Urlaub. Später, als junge Frau, ging sie regelmäßig ins Solarium. Als Erwachsene entdeckte sie einen rötlichen Fleck am Knie. Wenig später stand die Diagnose fest: schwarzer Hautkrebs - mit nur 30 Jahren. 

Auch Prof. Uwe Wollina weiß, wie schädlich es ist, wenn die Haut schon in frühen Jahren zu viel Sonne abbekommt. Er hat eine Studie durchgeführt, bei der die Anzahl der Leberflecke bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren untersucht wurde.

"Das Hautkrebsrisiko hängt von verschiedenen Faktoren ab, aber was am Offensichtlichsten ist, ist die Zahl der Leberflecke. Wenn diese in den Jahren des Vorschulalters und der Schulzeit sehr stark steigt, steigt auch das Risiko für das Gesamtleben, an einem schwarzen Hautkrebs zu erkranken."

 Prof. Dr. Uwe Wollina, Dermatologe, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt

Eltern sind zu sorglos bei ihrem Nachwuchs

Die Ärzte untersuchten knapp 400 Kinder drei Jahre lang und waren über das Ergebnis überrascht. Die Anzahl der Leberflecke hat sich in nur drei Jahren verfünffacht. Das heißt: Eltern sind zu sorglos bei ihrem Nachwuchs.

"Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Ultraviolettbelastung für Kinder im Kleinkindesalter hoch ist. Höher, als wir erwartet haben. Die Zahl der Leberflecke erhöht sich von etwa vier auf 20 innerhalb dieser drei Jahre. Das ist ein Wert, mit dem wir nicht gerechnet haben. Wir haben gerechnet mit einem Wert um die acht bis zehn."

Prof. Dr. Uwe Wollina, Dermatologe, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt

Software hilft, objektiv zu analysieren

Uwe Wollina und seine Kollegen haben in ihrer Studie erstmals eine spezielle Software verwendet, um Leberflecke von Kindern zu analysieren. Damit können beispielsweise Form und Farbe von Muttermalen bewertet werden. So wird klar, ob sie gut- oder bösartig sind. Die Technik hat viele Vorteile, vor allem ist sie objektiv.

"Ich kann mit dieser Methode sowohl archivieren, ich kann vergleichen, wenn das Kind mehrfach zur Untersuchung kommt, und ich kann das Ganze unabhängig vom Untersucher, das heißt objektiv, gestalten. Es spielt keine Rolle, wie die Lichteinflüsse sind, ob eine Bräunung vorliegt oder nicht. All das würde sonst meinen Eindruck als Untersucher, wenn ich nur mit dem bloßen Auge schaue, erheblich beeinflussen."

Professor Dr. med. Uwe Wollina, Dermatologe, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt 

Tipps vom Experten

Kinder sollten sich nicht über längeren Zeitraum in der prallen Sonne aufhalten. Bekleidung, zum Beispiel im Planschbecken, hilft gegen die gefährlichen UV-Strahlen. Außerdem sollten Kinder mit Sonnenschutz eingecremt werden. Besonders effektiv sind Cremes mit sogenannten physikalischen Filtern aus Titanium oder Zink.

Die richtige Vorsorge: Hautkrebs-Screening

UV-Strahlen werden oft - auch von Erwachsenen - unterschätzt.

"Es ist nicht selten, dass wir 20- oder 30-Jährige mit Melanom sehen und ein Teil leider auch mit schweren Verläufen. Ich denke, dass man sich gerade im jungen Alter wenig Gedanken macht, weil die Diagnose Krebs oft mit Alter assoziiert wird."

Prof. Dr. Carola Berking, Dermatologin, LMU München

Carola Berking rät jedem, der mehr als 50 Muttermale hat, eine jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Hautarzt zu machen – egal, wie alt er ist. Außerdem sollte jeder seine Leberflecke selbst genau beobachten.

Die ABCDE-Regel kann helfen, Melanome zu erkennen:

  • A steht für Asymmetrie – wenn ein Leberfleck weder in der einen noch in der anderen Richtung gespiegelt werden kann
  • B steht für Begrenzung – wenn diese nicht rund, sondern unregelmäßig verläuft
  • C steht für Color bzw. Kolorierung – wenn der Leberfleck verschiedene Farben aufweist
  • D steht für Durchmesser – wenn Leberflecken größer als fünf Millimeter sind bzw. größer werden
  • E steht für Erhabenheit – wenn ein flacher Leberfleck einen Knoten bildet, kann es ein schlechtes Zeichen sein

Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen und Männern ab 35 Jahren alle zwei Jahre eine qualitätsgesicherte Untersuchung der gesamten Körperoberfläche an. Doch es kann auch für Gesunde sinnvoll sein, schon vor dem 35. Lebensjahr einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Der Rat der Expertin:

"Diejenigen, die Risikofaktoren haben, wie zum Beispiel sehr viele Muttermale, denen empfehlen wir schon deutlich vor dem Lebensalter von 35 Jahren, zum Hautarzt zu gehen, und sich regelmäßig die Leberflecken anschauen zu lassen."

Prof. Dr. Carola Berking, Dermatologin, LMU München


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