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Asthma Wenn die Luft knapp wird

In Deutschland leiden über fünf Prozent der Erwachsenen und bis zu zehn Prozent aller Kinder an Asthma bronchiale. Welche neuen Therapiemöglichkeiten gibt es? Was können Betroffene tun, um die Lebensqualität zu erhöhen?

Von: Katrin Frink

Stand: 03.02.2014 | Archiv

Inhalieren ist bei Asthma in jedem Fall notwendig - im Bild: Frau beim Inhalieren | Bild: Stockbyte

Waltraud Konsek beschreibt es wie eine unsichtbare Schlinge, die um den Hals hängt und sich langsam zusammenzieht. Sie hatte schon mehrere Asthmaanfälle in ihrem Leben, wurde zweimal sogar bewusstlos. Das passierte allerdings zu einer Zeit, in der sie nicht ausreichend Medikamente zu sich nahm. Waltraud Konsek hat Asthma bronchiale und ist eine von etwa vier Millionen Betroffenen in Deutschland. Asthma ist eine Volkskrankheit, fünf Prozent der Erwachsenen sind betroffen, zehn Prozent der Kinder. Die Zahlen steigen stetig an.

Überempfindlich auf bestimmte Reize

Pollen

Die Lunge von Asthmatikern reagiert überempfindlich auf bestimmte Reize, wie zum Beispiel Pollen oder Tierhaare. Das Immunsystem hält sie für gefährlich und bildet Antikörper. Das führt zu Reaktionen in den Bronchien: Die Atemwege entzünden sich, die Schleimhaut bildet große Mengen an zähem Schleim und schwillt an. Daraufhin verengen Luftwege. Zuletzt verkrampft die Atemmuskulatur. Das kann zu Anfällen führen mit auftretender Atemnot. Der Asthmatiker hat vor allem Probleme beim Ausatmen. Er bekommt die verbrauchte Luft nicht mehr aus der Lunge und keine frische mehr herein. Die typischen Symptome für Asthma sind:

  • Atemnot und Kurzatmigkeit
  • Pfeifendes Geräusch beim Atmen
  • Hustenanfälle
  • Engegefühl in der Brust

Es gibt drei Formen von Asthma

Allergisches Asthma

Die allergische Reaktion auf ein Allergen ist hier der Grund für einen Asthmaanfall. Diese Form von Asthma beginnt oft schon im Kindesalter. Ungefähr 75 Prozent der Asthmaerkrankungen sind allergisch bedingt. Die Betroffenen reagieren z. B. auf Gräser, Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen, Vogelfedern oder Nahrungsmittel.

Nichtallergisches Asthma

Es beginnt meist erst im höheren Alter. Durch unspezifische Reize werden hier die Beschwerden ausgelöst. Betroffene reagieren zum Beispiel auf Abgase, Zigarettenrauch, Anstrengung, virale Infekte, Kaltluft oder Medikamente.

Mischform

Hier liegen bei den Betroffenen beide Formen vor: allergisches sowie nichtallergisches Asthma.

Wichtig - Reize meiden

Manche Menschen reagieren allergisch auf Tierhaare wie Katzenhaare.

Waltraud Konsek hat eine Mischform aus allergischem und nichtallergischem Asthma. Besonders reagiert sie auf Tierhaare und Abgase. Bei der Behandlung von Asthma ist es wichtig, dass man die Reize meidet. Das geht aber nicht immer, so kann sie Tieren zwar aus dem Weg gehen, dem Verkehr aber nicht.

"Den Feinstaub, den Schmutz, den sieht man natürlich nicht. Die Lunge reagiert darauf aber. Das hat mich schon zweimal heftig bei einem bedeckten Himmel gepackt. Ich war nur Brot holen, habe nicht viel getragen. Ich habe gedacht, ich komme nicht mehr nach Hause."

Waltraud Konsek

Kann man Asthma vorbeugen?

Asthma kann man nicht vorbeugen, meist ist es Veranlagung. Lukas bekam mit drei Jahren die Diagnose Asthma. Erst später stellte sich heraus, dass sein Vater Nico Schifferer auch an Asthma leidet. Es ist gut möglich, dass der Vater die Gene weitergegeben hat. Die Familiengeschichte deutet darauf hin.

"Mein Vater hatte schon schweres Asthma, die Schwester von Lukas, ich habe es. Bei jedem ist es anders ausgeprägt, aber wir haben es alle."

Lukas' Vater

Die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung liegt bei 30 bis 40 Prozent, sind beide Elternteile erkrankt, ist sie doppelt so hoch.

Lukas hatte als kleines Kind eine sehr schwere Zeit, er war sehr oft krank, musste ständig ins Krankenhaus. Erst als Lukas gut auf die Medikamente eingestellt wurde, ging es besser.

Kortison-Spray für Asthmatiker

Mit Kortison-Sprays können Asthmatiker die Entzündung bekämpfen, damit die Schwellung und Schleimbildung der Atemwege zurückgeht. Doch Kortison hat einen schlechten Ruf. Der Lungenfacharzt Dr. Albrecht Bergner vom ÄrztePunkt Pasing gibt Entwarnung.

"Kortison hat sehr viele Nebenwirkungen, allerdings nur dann, wenn man es als Tablette einnimmt, weil es dann im gesamten Körper wirkt. Deshalb versuchen wir das so gut wie möglich zu vermeiden. Der Patient inhaliert das Kortison. Das heißt, es kommt auf die Bronchien und kann dort die Entzündung reduzieren. Da hat es sehr, sehr wenige Nebenwirkungen."

Dr. Albrecht Bergner, Lungenfacharzt

Zu der Therapie gehören auch Bronchien erweiternde Medikamente, sogenannte Bronchodilatatoren. Sie lockern die verkrampfte Atemmuskulatur und erweitern die Atemwege. So können die Beschwerden von Asthma bekämpft werden. Zu den Bronchodilatatoren gehören auch die Notfallsprays, die innerhalb kürzester Zeit wirken. Jeder Asthmatiker sollte so ein Spray bei sich tragen.

Verschwindet Asthma wieder?

Bei etwa jedem zweiten Kind verschwindet das Asthma irgendwann wieder von selbst, aber das kann man nicht steuern. Am wichtigsten ist es, die Diagnose früh zu stellen, damit die Kinder lernen, mit der Krankheit umzugehen, erklärt Lukas' Kinder-Pneumologe Otto Laub.

"Ich kann Asthma kontrollieren, ich kann es so kontrollieren, dass die betroffenen Patienten im Grunde mit einer vernünftigen adäquaten zeitgemäßen Lebensqualität aufwachsen können: normal belastbar, normaler Nachtschlaf, gesundes Leistungsvermögen. Das ist das, was man wirklich machen kann, aber Asthma wegbehandeln oder wegheilen - nein!"

Otto Laub, Kinder-Pneumologe

Hyposensibilisierung

Es gibt jedoch für allergisches Asthma eine Therapiemöglichkeit, um die Beschwerden zu lindern: die Hyposensibilisierung. Dabei wird das Allergen über einen Zeitraum von mehreren Jahren durch Spritzen oder Tabletten in steigender Dosierung zugeführt. Das Immunsystem soll sich langsam an die Allergieauslöser gewöhnen, damit die überschießende Immunreaktion ausbleibt. Diese Therapie eignet sich allerdings nicht für jeden.

"Als Formel könnte man sagen, dass ein junger Patient, der nur eine einzige Allergie hat, bestens geeignet ist. Ein älterer Patient, der mehrere Allergien hat, ist am wenigsten geeignet. Aber auch das muss man mit dem einzelnen Patienten individuell besprechen."

Dr. Albrecht Bergner, Pneumologe

Neben der medikamentösen Behandlung sind regelmäßige Atemübungen wichtig. Das hilft, den Atem zu lenken, und reduziert die Atemnot bei einem Anfall. Auch Sport gehört dazu, denn der fördert die Durchblutung der Lunge. Waltraud Konsek geht dreimal in der Woche zur Gymnastik und Lukas ist auch ziemlich aktiv. Trotz Asthma leben beide ein völlig normales Leben.


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