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Pilzsaison im Wald Obacht bei der Schwammerlsuche!

In der Pilzsaison zieht es viele Menschen in den Wald. Rund 5.000 verschiedene Schwammerlarten gibt es dort. Zwischen 500 und 800 davon sind essbar und gut für die Gesundheit. Wer allerdings ein bisschen danebengreift, läuft schnell Gefahr, sich zu vergiften. Hier finden Sie die besten Tipps zur Schwammerlsuche.

Von: Bernd Thomas

Stand: 14.10.2019

Fliegenpilz
| Bild: picture-alliance/dpa

Es ist Vorsicht geboten: Rund einhundert Pilze hierzulande sind giftig, manche sogar tödlich. Gegen das Gift hilft kein Erhitzen. Die wichtigste Regel beim Schwammerlsuchen ist: Nur die Pilze mitnehmen, die wirklich einwandfrei bestimmt werden können. Das ist leichter gesagt als getan. Deshalb gilt im Zweifelsfall: Pilze lieber stehen lassen!

"Nach einer Pilzmahlzeit können Beschwerden auftreten im Sinne von leichten Magen-Darmbeschwerden, aber auch gravierende Symptome mit Organschäden, Nieren-, Leberschäden bis hin zu einem potenziell tödlichen Verlauf."

Prof. Dr. med. Florian Eyer, Klinische Toxikologie, Giftnotruf, Klinikum rechts der Isar, München

Pilz-Vergiftungen: Unwohlsein, Durchfall und Erbrechen

Pilzvergiftungen können viele Gründe haben. Grob unterteilen lassen sie sich in Vergiftungen, deren Wirkungen schnell einsetzen oder länger auf sich warten lassen.

Schwammerl mindestens 20 Minuten durchgaren

Giftig: der spitzgebuckelte Raukopf

Schon wenige Minuten nach einem Pilzgericht können Unwohlsein, Durchfall und Erbrechen beginnen. Gründe dafür sind zum Beispiel Allergien oder Unverträglichkeiten. Letztere sind oft auf zu kurze Garzeiten zurückzuführen. Pilze sind schwer verdaulich und sollten immer mindestens 20 Minuten durchgegart werden, auch um bakterielle Erreger abzutöten. Sie wachsen auf den Schwammerln oft bestens und können ernste Symptome hervorrufen.  

Aber natürlich sind auch die eigentlichen Gifte von Pilzen Grund für Vergiftungen. Durchfall und Übelkeit, Erbrechen, Schweiß- und Speichelfluss-Ausbrüche rufen beispielsweise der Verzehr von Trichterlingen, Risspilzen, Satansröhrling oder Karbolegerling hervor. Das Fliegen- oder Pantherpilzsyndrom führt zu Trunkenheitsgefühl, Krampfanfällen, Herzrasen, Sehstörungen, Halluzinationen und Panikattacken. Doch zum Glück enden diese Vergiftungen meist nicht tödlich.

Manche Gifte wirken tückisch

Gefährlich: Giftlorchel

Richtig gefährlich dagegen sind Vergiftungen durch Pilze wie zum Beispiel dem Frühjahrslorchel, dem orangefuchsigem oder spitzgebuckeligen Rauhkopf und natürlich dem Knollenblätterpilz. Deren Gifte sind besonders tückisch. Die Probleme beginnen oft erst nach Stunden, manchmal erst nach Tagen. Und das Tückische dabei ist:

"Häufig verbessern sich die Patienten nach dieser akuten Phase scheinbar und entwickeln dann am dritten, vierten Tag ein Leber- und oder Nierenversagen, das unbehandelt potenziell tödlich verlaufen kann."

Prof. Dr. med. Florian Eyer

Giftnotruf – Information und Hilfe

Deshalb sollten Betroffene bei Problemen nach einer Pilzmahlzeit nicht zögern und unbedingt einen Arzt kontaktieren oder direkt beim Giftnotruf (089-19240) anrufen. Reste von Pilzen, Mahlzeit oder auch Erbrochenem sollten gesichert und zum Arztbesuch mitgebracht werden. Das hilft den Spezialisten beim Bestimmen, welcher Pilz Grund für die Vergiftung ist.

Pilz-Buch: aktuell muss es sein  

Viele Menschen haben kein großes Sammlerwissen, trauen sich aber mit einem Pilzbuch in den Wald. Das kann gefährlich werden. Denn alte Bücher entsprechen oft nicht dem heutigen wissenschaftlichen Forschungsstand. Mancher Pilz, der vor wenigen Jahren noch als essbar galt, wird heute als giftig eingestuft.

"Da ist beispielsweise der Grünling. Das ist ein Pilz, der zu Muskelschädigungen führen kann. Oder der kahle Krempling, ein Pilz, der nach wiederholter Exposition bei einzelnen Personen zur Auflösung von Blutzellen führen und damit tödliche Folgen haben kann."

Prof. Dr. med. Florian Eyer

Gefährliche Doppelgänger – bloß nicht täuschen lassen!

Der Knollenblätterpilz wird oft mit dem Champignon verwechselt.

Und es gibt es noch ein Problem mit Büchern. Pilze sehen in Wirklichkeit oft anders aus als auf einem Foto. Im Zweifelsfall gilt deshalb: lieber stehen lassen! Zumal es gleich eine Reihe von Speisepilzen mit giftigen Doppelgängern gibt. Prominentestes Beispiel dafür sind Champignon und Knollenblätterpilz. Zu erkennen, welcher Pilz harmlos und welcher giftig ist, erfordert viel Wissen und Erfahrung.

Pilzberatung liefert Information und Wissen

Bei einer Pilzberatung kann sich jeder kostenlos beraten lassen. Während der Pilzsaison gibt es Pilzberatungen regelmäßig an vielen Orten. Allerdings ist die Pilzberatung keine Anlaufstelle, um unter wahllos gesammelten Pilzen am Ende die giftigen auszusortieren. Wer alle Pilze einfach einsammelt und mitnimmt, verhindert, dass Pilze sich vermehren können. Damit schadet der Mensch dem Wald, indem er wertvolle Lebensräume zerstört.

Belastete Pilze und Parasiten wie der Fuchsbandwurm

Wer sich informieren will, ob und wie hoch Waldpilze in Bayern mit Schwermetallen und Strahlung belastet sind, kann sich an das Bayerische Landesamt für Umwelt wenden.

Und noch eine Gefahr gibt es – die Eier des Fuchsbandwurms. Auch sie können auf Pilzen vorhanden sein. Durch gründliches Erhitzen lassen sie sich zuverlässig abtöten. Tieffrieren dagegen hilft nicht.

Aufwärmen eines Schwammergerichts ist erlaubt

Bleibt am Ende noch die Frage: Darf man eine Pilzmahlzeit aufwärmen?

"Ja, Sie dürfen eine Pilzmahlzeit wieder erwärmen. Wichtig ist, dass die Pilze dazwischen ausreichend gut gekühlt werden und beim Wiedererwärmen gut durchgegart werden."

Prof. Dr. med. Florian Eyer


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