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Outdoor-Sport Packrafting: Kombination aus Wandern und Paddeln

Zentrales Element bei diesem Outdoor-Sport ist ein Rucksack. Darin ist das Rafting-Equipment verstaut – ein ultraleichtes, aufblasbares Schlauchboot, das nur rund vier Kilo wiegt. So kann man interessante Touren planen: erst Wandern und dann Paddeln. Klingt nach dem perfekten Sommer-Workout, das Ausdauer und Geschicklichkeit trainiert. "Gesundheit!"-Reporter Fero Andersen probiert den Trendsport an der Tiroler Ache aus. Bei der Tour begleitet ihn ein Sportmediziner.

Von: Susanne Wimmer

Stand: 17.07.2023

Packrafting heißt der neue Trendsport und Holger Heuber ist darin Pionier. Für den 59-jährigen Extrem-Bergsteiger und leidenschaftlichen Kanuten ist das aufblasbare Leichtgewicht ein ständiger Begleiter auf seinen Abenteuer-Expeditionen: das Packraft, ein Raftingboot, das in den Rucksack passt.

Unterwegs mit dem Leichtgewicht-Boot im Rucksack

Und das ist die "Gesundheit!"-Testgruppe: Packrafting-Novizin Tanja, Kanusport-Urgestein aber Packrafting-Einsteiger Manfred, Sportmediziner und Olympiaarzt Dr. Gerrit Sommer und Reporter Fero Andersen. Das kommt ins Pack hinein: Als erstes das Boot, das Packraft (3,5 bis 4 kg), eine Neoprenhose, ein Helm, eine Schwimmweste und Paddel.

Die "Gesundheit!"-Gruppe folgt dem Schmugglerweg entlang der Tiroler Ache über die deutsch-österreichische Grenze bis nach Kössen. Von dort soll sie die Ache wieder zurückbringen. Der Name Schmugglerweg kommt nicht von ungefähr. Hier gab es nach dem zweiten Weltkrieg einen regen Grenzverkehr von Zigaretten, Kaffee oder Rum. Heute sind es Gummiboote.

Der 10 Kilo-Rucksack auf dem Rücken fühlt sich nicht besonders schwer an, aber auf die Dauer wiegt er natürlich mehr als ein Wanderrucksack. Ist Packrafting ein Sport für jedermann? "Man muss halt ausprobieren, ob das Gewicht auf Dauer den Halswirbel oder den Schultergürtel zu sehr belastet", sagt Sportmediziner Dr. Gerrit Sommer.

Reporter Fero ist unsicher, wie stabil das Boot ihn durchs Wasser tragen wird: "Ein bisschen Sorge habe ich ja schon, dass wir dem Wildwasser gleich hilflos ausgeliefert sind."

"Ein Kajak hat natürlich ganz andere Voraussetzungen, die du mitbringen musst als Fahrer. Das ist viel mehr mit Balance und viel mehr mit Technik versehen. Beim Packraft ist es schon viel einfacher."

Manfred, Kanusport-Urgestein und Packrafting-Einsteiger

Richtig Paddeln will gelernt sein

Packraften ist die perfekte Kombination aus Wandern und Raften. Die Tiroler Ache, an der die "Gesundheit!"-Gruppe unterwegs ist, hat eine gewisse Strömung. Vor dem Rafting-Spaß kommt allerdings noch etwas Arbeit. Mit einem Sack wird die Luft eingefangen und in das Boot gedrückt. Nach einer Weile ist jedes Boot aufgeblasen, die Sitze montiert, die Ausrüstung gecheckt.

"Die Beinschlaufen sind für uns extrem wichtig. Damit hab ich einen direkten Kontakt vom Oberkörper in mein Boot und dadurch kann ich dieses Boot in stärkerer Strömung ohne weiteres auch zur Seite kippen. Im Kehrwasser damit fahren. Der Grundschlag funktioniert so, dass ich möglichst nahe an der Spitze das Paddel einsetze und dann gleichmäßig am Boot entlang durchziehe."

Holger Heuber, Extrem-Bergsteiger, Packrafter

Die ersten Lenkversuche bei Reporter Fero Andersen klappen: bremsen, Anschwung, gegensteuern. Erste Erfolgserlebnisse. Das macht Lust auf mehr. Vor der Gruppe liegt die erste Stromschnelle. Coach Holger rät: "Da ist es effektiv, wenn wir in der Außenkurve mit dem Wasser fahren. Jeder hält ungefähr fünf bis sechs Meter Abstand zum Nächsten." Wichtig beim Wildwasserfahren ist außerdem: Wissen, wie man anhält.

"Die Steine stellen Hindernisse im Wasser dar. Dadurch nimmt die Strömung zusätzlich an Druck und an Fahrt auf. Und es bewirkt immer, dass hinter so einem Hindernis ein sogenanntes Kehrwasser entsteht, eine Gegenströmung. Und das sind unsere Parkbuchten."

Holger Heuber, Extrem-Bergsteiger, Packrafter

Das Packraften trainiert gleich mehrere Körperpartien:

"Eine super Rumpfstabilisation. Wir müssen die Bauchmuskulatur anspannen. Gleichzeitig müssen wir die Koordination schulen, d.h., das Paddel in der Hand haben und die ganze Schultermuskulatur einsetzen. Also ein gutes Ganzkörpertraining."

Dr. Gerrit Sommer, Sportmediziner, Prien


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