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Landarzt, Ärztemangel Mit der mobilen Hausarztpraxis unterwegs

Auf dem Land gibt es mittlerweile zu wenig Hausärzte. Immer mehr Praxen schließen, ein Problem für ältere Menschen, die nicht mobil sind und alleine leben. Gesundheit! Reporterin Veronika Keller begleitet eine Versorgungsassistentin auf ihrer Tour durch Unterfranken.

Von: Annette Hammerschmidt

Stand: 25.03.2019

Hausärzte | Bild: BR

Schön sind sie, aber Orte im ländlichen Raum haben ein großes Problem: Es herrscht akuter Hausärztemangel. Gesundheit! Reporterin Veronika Keller ist heute zu Besuch in Maroldsweisach in Unterfranken und begleitet Dr. Leonore Jahn und ihr Team mit der mobilen Hausarztpraxis. 1.250 Patienten betreut die Hausärztin im Umkreis von 30 Kilometern. Dabei hat Dr. Jahn eher zu viele Patienten als zu wenig.

"Es schließen die Landarztpraxen in den Umgebungen und wir haben aktuell eine Schließung in acht Kilometer Entfernung und hatten vor vier Jahren eine in 12 Kilometer Entfernung."

 Dr. med. Leonore Jahn

Rund 300 Patienten, die nicht mehr in die Praxis kommen können, werden von Dr. Leonore Jahn und ihrer mobilen Praxisassistenz zuhause besucht. So können wichtige Kontrolluntersuchungen und eine persönliche Betreuung gewährleistet werden. Beatrice Hofmann bereitet sich auf ihren nächsten Einsatz vor und bespricht sich mit ihrer Chefin.

Als VERAH durchs Land unterwegs

Sie geht heute ins nächste Altenheim, das das Team mit betreut. Beatrice Hofmann ist medizinische Fachangestellte. Durch die zweijährige Zusatzausbildung zur VERAH, der Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis, darf sie selbständig Routine-Hausbesuche durchführen. Gesundheit! Reporterin Veronika Keller fährt mit ihr zum Ehepaar Franz auf Hausbesuch ins Altenheim. Die Franzens finden es gut, dass Beatrice Hofmann regelmäßig vorbeikommt.

Ein Vorteil der mobilen Hausarztpraxis ist, dass Patienten über Jahre von vertrautem Personal versorgt werden. Das Blutabnehmen ist eine von vielen Aufgaben im nichtärztlichen Bereich, die durch die mobile Assistenz durchgeführt wird. Die erste Station mit der mobilen Hausarztpraxis ist geschafft. Jetzt steht der erste Hausbesuch des Tages an.

Hilfe für alleinstehende und alte Patienten

Vor vier Jahren gab der Arzt von Babette Kellner seine Praxis auf. Beatrice Hofmann überwacht die Medikamentierung der Patienten und prüft die Verträglichkeit und sorgt dafür, dass neue Medikamente verordnet und bestellt werden. Und noch etwas steht an.

"Ich denke, dass bei Ihnen eine Impfung fällig wäre, die wir nachimpfen müssen, die zehn Jahre sind rum. Ich würde den Pass gerne mitnehmen, den der Frau Doktor zeigen und würde dann beim nächsten Hausbesuch den Impfstoff mitbringen."

Beatrice Hofmann, VERAH

Dass die Versorgungsassistentin vorbeikommt, ist Babette Kellner gewöhnt und es ist für sie beruhigend.

"Die Sicherheit ist da. Denn sonst komme ich nicht zum Arzt, ich hab´ ja gar keinen Führerschein."

 Babette Kellner

Aber noch ist nicht alles erledigt, Termine müssen noch koordiniert werden. Beatrice Hofmann hat für die Seniorin eine Überweisung dabei. Babette Kellner war beim Internisten und sollte einen Folgetermin beim Radiologen ausmachen. Das hat das Team der mobilen Hausarztpraxis für sie erledigt.
Durch ihre Zusatzqualifikationen entlasten die Praxisassistenten den Hausarzt. Passiert es manchmal, dass Patienten sagen, ich möchte einen richtigen Arzt?

"Ist mir jetzt eigentlich noch nie passiert. Es gab noch keine solchen Notfälle, dass der Patient nach einem Arzt verlangt hat."

Beatrice Hofmann, VERAH

Auf geht´s zum nächsten Patienten. Johann Herold ist krank und lebt alleine, er ist ganz besonders auf Hilfe angewiesen. Er hat Ulcus cruris, einen offenen Fuß, der regelmäßig kontrolliert werden muss.

Beatrice Hofmann macht Fotos und bespricht später die weitere Behandlung mit ihrer Chefin. Johann Herold könnte gar nicht mehr selbst zum Arzt, denn sein Bein kann er nur eingeschränkt benutzen. Da er nur noch eine Niere hat, müssen außerdem seine Blutwerte streng überwacht werden.

Im Notfall kommt die Ärztin

Ärztin Dr. Jahn rückt auch selbst aus, wenn es Notfälle gibt. Als leitende Notärztin hat Dr. Jahn einen Außennotarzt-Standort und rückt im Radius von circa 15 Kilometern etwa 10 Mal pro Woche aus. Aktuell ist sie unterwegs zu einer Schwangeren, der die Kniescheibe herausgesprungen ist. Das ist heute aber zum Glück nur ein Übungseinsatz fürs Fernsehen. Trotzdem, genau dieser Einsatz ist tatsächlich vor Kurzem schon einmal passiert.

"Da sie auch eine Kniescheibe schon mal selber zurückgeschoben hat, hat sie gesagt einen Versuch gibt sie mir, ich soll’s einfach probieren. Und das habe ich dann gemacht, hat mal ganz kurz ganz weh getan und dann war’s erledigt und die Kniescheibe war wieder drin."

Dr. Leonore Jahn, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin

Die Anforderungen an einen Arzt im ländlichen Raum sind enorm. Dr. Leonore Jahn ist nicht nur in ihrer Praxis, sondern auch vor Ort und insbesondere in Notfällen für ihre Patienten da. Fazit: Ein spannender Tag, der zeigt, wie wichtig es ist, dass jeder, egal wo er wohnt, eine gute ärztliche Versorgung haben sollte.


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