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Hautpilze richtig behandeln Was tun gegen Fuß- und Nagelpilz?

Die Haut am Fuß juckt und rötet sich – das könnte ein Anzeichen für Fußpilz sein. Rund jeden zweiten Deutschen erwischt die Hautkrankheit mindestens einmal im Leben. Unbehandelt kann sich der Pilz ausbreiten und auch Nägel oder Gesicht befallen. Mit langwierigen Folgen.

Von: Monika Hippold

Stand: 18.03.2019

Ihre Zehen schmerzen, vor allem bei bestimmten Yogaübungen oder wenn sie lange Zeit Schuhe trägt, so wie beim Wandern. Andrea hat Nagelpilz, seit vielen Jahren.

"Meine Zehennägel haben sich verdickt und der Nagel hat sich durch den Nagelpilz vom Nagelbett gelöst. Zwischendrin ist so eine Art luftleerer Vakuumraum entstanden, das fühlt sich sehr unangenehm an. Die Zehennägel drücken immer auch an den Schuh, dann bekomme ich schnell blaue Zehennägel. Alles ist sehr empfindlich."

Andrea, Nagelpilz-Patientin

Zuerst bemerkte sie, dass sich der Nagel am kleinen Zeh veränderte. Dann griff der Pilz auch die anderen Nägel an. Anfangs störte sie der Pilz nicht. Doch dann sahen die Zehen nicht mehr schön aus - und die Schmerzen kamen.

"Mich stören mittlerweile das Aussehen, die Dicke des Nagels, die Löcher in den Socken, die aufgrund des verdickten Nagels entstehen. Und dann die Blicke der Leute, wenn sie meine Füße sehen. Das ist so ein ungutes Gefühl und das möchte ich gerne loswerden."

Andrea, Nagelpilz-Patientin

Vom Fußpilz zum Nagelpilz

Nagelpilz entsteht oft, wenn man Fußpilz nicht rechtzeitig behandelt. Der Hautpilz breitet sich dann vom Fuß auf die Nägel aus. Er kann auch das Gesicht oder andere Körperteile befallen. Jucken ist ein typisches Symptom für Fußpilz, genauso wie leicht gerötete Hautstellen und kleine Risse in der Haut.

Fußpilz in den Zehenzwischenräumen

Es gibt drei Arten von Fußpilz: Am häufigsten befällt der Pilz die Zehenzwischenräume. Fußpilz an der Fußsohle, genannt Mokassin-Mykose, erkennen die Betroffenen oft nicht, sie tun die Infektion als trockene Haut ab. Seltener ist Fußpilz am Fußgewölbe.

Ansteckung durch barfuß laufen

Fast jeder zweite Deutsche infiziert sich mindestens einmal im Leben mit Fußpilz. Wie genau man sich ansteckt, weiß Dr. Martin Köberle. Er leitet das Labor der Dermatoinfektiologie am Klinikum rechts der Isar in München.

"Fußpilz wird in der Regel von Fadenpilzen verursacht, den sogenannten Dermatophyten: Wenn jemand mit einem Fußpilz barfuß läuft, verliert er kleine Hautschuppen. Sein Fußpilz wird quasi auf dem Boden verteilt. Da sind dann Hyphenfragmente und Sporen und wenn der nächste barfuß drüber läuft, bleiben diese an seinem Fuß hängen. Wenn dann der Fuß schön warm in einen Schuh eingepackt wird, entsteht ein feucht-warmes Milieu und der Pilz kann gut wachsen."

Dr. rer. nat. Martin Köberle, Leiter des Labors der Dermatoinfektiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München

Die meisten Fußpilz-Sporen lauern an Orten, an denen viele Menschen barfuß laufen - wie in Schwimmbad, Sauna, Dampfbad oder Fitness-Studio. Aber auch in Umkleidekabinen oder Hotelzimmern mit Teppichboden. Außerdem infizieren sich viele beim Anprobieren neuer Schuhe oder beim Tragen von Leihschuhen - wie Skischuhen.

Besonders anfällig: Senioren und Sportler

Menschen ab dem 60. Lebensjahr stecken sich besonders häufig mit Fußpilz an. Aber auch Sportler erwischt der Pilz oft. Auf englisch heißt Fußpilz deswegen sogar „athlete’s foot“, übersetzt „Sportlerfuß“.

"Bei Senioren dauert die Erneuerung der Haut und der Nägel länger als bei jüngeren Menschen. Außerdem funktioniert das Immunsystem der Haut nicht mehr so gut und ältere Menschen tragen oft warme Schuhe, weil die Durchblutung nicht mehr so gut funktioniert."

Dr. rer. nat. Martin Köberle, Leiter des Labors der Dermatoinfektiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München

Therapie über Monate

Dermatologe Dr. Alexander Zink behandelt täglich Fuß- und Nagelpilz-Patienten. Er rät, die Krankheit ernst zu nehmen.

"Das große Problem ist, dass die Erkrankung eine hartnäckige Geschichte ist. Man darf da nicht in Tagen oder Wochen denken, sondern muss wirklich über Monate konsequent die Therapie machen. Der Fußpilz kann außerdem dazu führen, dass die Hautbarriere nicht mehr intakt ist und zur Eintrittspforte für Bakterien wird. Dann kann es zu Wundrosen kommen - bis hin zur Blutvergiftung."

Dr. med. Alexander Zink, Dermatologe und Venerologe, Klinikum rechts der Isar, TU München

Fußpilz richtig behandeln

Ulrike hat der Fußpilz im letzten Sommer erwischt. Im Anfangsstadium helfen oft Salben, Cremes oder Sprays, die täglich angewendet werden müssen. Bei ihr hat das alles nicht geholfen, deswegen bekommt sie jetzt Tabletten.

"Man darf natürlich nicht kratzen, aber man tut es einfach, um diesen Juckreiz wegzukriegen. Dann verschlimmert sich das. Ich habe erst mit Desinfektionsmitteln gearbeitet, auch mal ein Fußbad gemacht und die Füße mit Cremes aus der Apotheke eingecremt. Nach drei Monaten war alles gut, aber kurz drauf ging es wieder los. Das Jucken ist sehr nerventötend."

Ulrike, Fußpilz-Patientin

Tabletten gegen Nagelpilz

Auch bei Nagelpilz ist der erste Schritt die äußere Therapie: mit Abtragen des befallenen Nagels und speziellen Nagellacken. Schlägt diese Behandlung nicht an, kann der Arzt Tabletten verschreiben. So wie bei Andrea: Sie nimmt seit vier Monaten Tabletten gegen den Pilz.

"Ein Drittel meines gesunden Nagels ist bereits nachgewachsen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das ganze leidige Thema vielleicht bald abschließen kann."

Andrea, Nagelpilz-Patientin

Lasern gegen Nagelpilz?

Einige Hautärzte empfehlen gegen Nagelpilz als Alternative eine Behandlung mit dem Laser. So auch Dr. Christoph Liebich.

"Meine Patienten schätzen es, dass die Therapiedauer verkürzt wird und dass Lasern auch eine Möglichkeit ist - wenn sie aus gesundheitlichen Gründen keine Tabletten schlucken können."

Dr. med. Christoph Liebich, Dermatologe, München

Einmal pro Woche kommt Andreas zum Lasern in die Praxis - seit rund anderthalb Jahren. Dr. Liebich hatte ihm erst Tabletten gegen den Nagelpilz empfohlen. Doch die möchte er nicht einnehmen - er hat viele Allergien und fürchtet die Nebenwirkungen.

"Ich weiß ja nicht, wie mein Körper auf die Tabletten reagiert. Bevor ich jetzt andere Sachen bekomme, lasse ich das lieber bleiben. Dann nehme ich diese langwierige Laserbehandlung in Kauf."

Andreas, Nagelpilz-Patient

Lasern: Studien führen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Die Laserbehandlung dauert unterschiedlich lange - je nach Patient und Ausbreitung des Nagelpilzes. Mit rund 80 bis 100 Euro pro Sitzung - und mindestens 8 Sitzungen - ist das Lasern teuer. Viele Krankenkassen bezahlen die Behandlung nicht. Zum Lasern gibt es geteilte Meinungen: Studien haben die Wirksamkeit der Therapie bei Nagelpilz bisher noch nicht komplett bestätigt.

"Die Studienlage beim Lasern ist nicht so einfach zu überblicken, weil viele verschiedene Laser auf dem Markt sind. Einige Laser arbeiten mit Temperatur, andere mit verschiedenen Wellenlängen vom entsprechenden Pilz. Man kann also nicht sagen, Lasern ist gut oder Lasern ist schlecht. Die Studienlage ist bei jedem Laser so, dass er bei manchen Patienten hilft, während er bei anderen - wahrscheinlich der Mehrheit - nicht hilft."

  Dr. med. Alexander Zink, Dermatologe und Venerologe, Klinikum rechts der Isar, TU München

"Natürlich gibt es auch Studien, die sagen, Lasern wirkt wenig. Aber es gibt auch Studien, die sagen, es wirkt. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Lasertherapie in den USA bereits als Therapieform zugelassen ist."

Dr. med. Christoph Liebich, Dermatologe, München

Fußpflege

Um seinen Nagelpilz loszuwerden, geht Andreas zusätzlich zur Fußpflege. Kosmetikerin Natalie Alexander hat Tipps, wie man sich vor einer Pilzinfektion schützen kann.

"Man sollte die Nägel nicht zu kurz schneiden, damit keine Verletzung in den Fuß kommt und ein Pilz durch diese Verletzung den Fuß infizieren könnte. Die Füße immer gut eincremen, damit sie nicht austrocknen. Denn trockene Füße können rissig werden und auch durch die sehr kleinen Hautrisse könne Pilze eindringen. Beim Füße waschen sollte man danach die Füße inklusive Zehenzwischenräumen gut abtrocknen. Man kann die auch mit einem Fön trocknen. Das ist sehr angenehm, da es schön warm ist."

Natalie Alexander, Kosmetikerin, München

Fuß- und Nagelpilz vorbeugen

Was kann man tun, damit es gar nicht erst zu Fuß- und Nagelpilz kommt? Für Sportler gilt: Nicht zu lange dieselben Turnschuhe tragen. Die Schuhe besser alle zwei Tage wechseln und auslüften. Bei Straßenschuhen ist das Material entscheidend: Wenn es geht, Schuhe aus Kunststoff vermeiden und Lederschuhe tragen. Bei den Socken gilt: Baumwolle statt Kunstfaser.

Der beste Schutz gegen den Fußpilz in Schwimmbad, Sauna und Fitness-Studio: Badeschuhe tragen. Shopping und Schuhe anprobieren nur mit Socken und auch in Hotelzimmern Socken oder Schlappen tragen. Der Pilz kann einen aber auch zu Hause erwischen: Ist ein Familienmitglied mit Fußpilz infiziert, stecken sich andere schnell an - zum Beispiel, wenn sie dasselbe Handtuch benutzen.

Behandlung durchziehen

Andreas hofft, mit all diesen Maßnahmen, den Nagelpilz bald loszuwerden. Und auch Andrea kann es kaum abwarten, sich diesen Sommer vielleicht endlich mal wieder ohne schmerzende Füße bewegen zu können.

Eines gilt bei Fuß- und Nagelpilz aber immer: Die Behandlung muss länger durchgeführt werden, als der Pilz zu sehen ist. Sonst können unsichtbare Pilzsporen zu einer erneuten Infektion führen.


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