Das "Übrig" in Freising Bayerns erstes Food-Sharing-Café
In Freising entsteht ein ganz besonderes Café. In ihm wird es nur gerettete Lebensmittel geben – einzigartig in Bayern. Im Café "Übrig" kommt auf den Teller, was sonst im Müll landen würde.
Carolin Stanzl ist Mitinitiatorin. Sie und ihr Team möchten das Thema Lebensmittel-Verschwendung in die Mitte der Gesellschaft tragen.
Deutschland: Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen im Müll
Fast ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weltweit wird für die Tonne produziert. Allein in Deutschland werden im Jahr rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen oder gehen verloren. Die Verbraucher sind dabei für den größten Teil verantwortlich: Pro Jahr wirft jeder 75 Kilo Lebensmittel in die Tonne.
"Wir haben gedacht, es wäre doch eigentlich perfekt, wenn wir einen Ort in Freising hätten, wo auch mal Leute reingucken, die noch gar keine Berührung mit dem Thema haben."
Carolin Stanzl, Mitinitiatorin
Musik, Kochkurse und Lesungen in Second-Hand-Möbeln
Für ihre Mission arbeiten alle ehrenamtlich. Es soll Veranstaltungen, Kochkurse, Lesungen und vieles mehr geben. Vergangenes Jahr hatten sie bereits ein Café in Zwischennutzung, aber das wurde schnell zu klein. Zudem wollten die Food-Sharer etwas Dauerhaftes.
Über eine Crowdfunding-Aktion haben sie Unterstützer für ihr Projekt gesucht – 16.000 Euro kamen dabei zusammen. Die Einrichtung besteht zu großen Teilen aus gebrauchten Möbeln – auch das passt ins nachhaltige Konzept.
Lebensmittel in den "Fairteiler" stellen oder kostenlos mitnehmen
Zentrales Element wird der "Fairteiler" sein. Hier können Besucher überzählige Lebensmittel abgeben oder sich kostenlos bedienen.
Café-Besucher zahlen dann einen freiwilligen Beitrag für die Getränke – etwa für das Brotbier, das in einer richtigen Brauerei aus Brot hergestellt wurde, das sonst definitiv im Müll gelandet wäre. Der Kuchen und das restliche Essen sind immer gratis.
"Wir haben das ja schon getestet. Wenn man hier sitzt und auch mal was isst und ein bisschen länger da ist, gibt man vielleicht auch etwas mehr für sein Getränk."
Carolin Stanzl, Mitinitiatorin
Wer mit allen Sinnen prüft, kann nicht viel falschmachen
Das Café soll auch zum Umdenken in den eigenen vier Wänden anregen. Denn mehr als die Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel geht auf das Konto von Privathaushalten.
Stefanie Rutz ist Lebensmitteltechnologin und betreut das Bündnis "Wir retten Lebensmittel!" am Kompetenzzentrum für Ernährung in Freising. Sie rät dazu, erst noch den Kühlschrank zu prüfen, bevor man zum Einkaufen geht. Und auch beim Wegwerfen müsse man nicht so schnell sein.
Fest steht, dass die meisten abgelaufenen Lebensmittel, also die über der Mindesthaltbarkeit, noch einwandfrei genießbar sind – selbst geöffneter Joghurt oder auch Quark, der bereits eine Woche drüber ist.
Für Milchprodukte gilt:
"Wenn die Verpackung noch nicht gewölbt ist, oder wenn man es aufmacht und es ist noch kein Schimmel, der sich abgesetzt hat, einmal riechen, ob da was drauf ist und vorsichtig probieren und wenns normal schmeckt, kann man noch gut zugreifen, auch wenn es ein paar Tage oder Wochen über dem MHD ist." Stefanie Rutz, Lebensmitteltechnologin
Auch bei Obst und Gemüse geht meistens noch etwas:
"Bei Gemüse und Obst, das viel Wasser enthält, verbreitet sich so ein Schimmelmyzel sehr gut, das heißt, man muss schon kritisch hinterfragen, wie viel man wegschneidet, also lieber großzügig wegschneiden." Stefanie Rutz, Lebensmitteltechnologin
Bei Fleischprodukten sieht das Ganze etwas anders aus:
"Beim Fleisch gibt es ja häufig auch das Verbrauchsdatum, das bedeutet wirklich, bis zu dem Datum darf man z.B. die Hackfleischpackung noch verwenden und danach sollte man sie wirklich wegtun, weil sonst könnten sich einfach gefährliche Bakterien vermehrt haben." Stefanie Rutz, Lebensmitteltechnologin