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Chili und Gesundheit Gesunder Scharfmacher

Chili: Wenn zu viel im Essen ist, fühlt es sich an, als hätte man sich die Zunge verbrannt. Aber der Scharfmacher hat auch eine heilende Wirkung, stärkt den Kreislauf und kann sogar Schmerzen lindern. Und auch in der Apotheke haben Produkte auf Chilibasis ihren festen Platz. 

Von: Christian Brandt

Stand: 07.12.2020

Auf den Spuren einer ganz besonderen Frucht hat es Gesundheit! Reporter Fero Andersen in die Nähe von Landsberg verschlagen. Es geht um besonders scharfe Dinger: Chilis. Florian Rigotti weiß, wie man sie anbaut. Was ist wichtig dabei?

"Es ist ganz einfach. Ich ernte meine eignen Chilisamen aus den Chilis vom letzten Jahr. Schneide sie auf, trockne die Kerne und die kommen dann Januar, Februar schon in Töpfchen auf die Fensterbank, wo es warm ist. Dort bleiben sie bis bis Mitte Mai und kommen dann ins Gewächshaus."

Florian Rigotti

Chilis: unten immer schärfer

Chilis: Der untere Teil ist immer der schärfere.

Florian Rigotti baut mittelscharfe Chilisorten an. Der obere Teil der Schote ist immer schärfer als der untere. Geerntet werden die meisten Sorten im August. Einige tragen auch im Herbst noch Früchte. Doch spätestens nach dem ersten Frost ist es vorbei. Wie kann man die Schoten nach der Ernte haltbar machen?

"Wenn man sie frisch erntet, halten sie ein paar Tage, im Kühlschrank noch etwas länger. Ich trockne sie. So kann ich sie immer, wenn ich sie brauche in der Küche verwenden."

 Florian Rigotti

Chilis: So werden sie getrocknet

Auch im eigenen Ofen können Chilis getrocknet und damit haltbar gemacht werden.

Drei Methoden gibt es, um Chilis zu trocken: Am einfachsten geht es mit einem Dörrautomaten. Wer den nicht zuhause hat, kann die Schoten auch für knapp zwei Tage bei 50 Grad in den Ofen legen. Wichtig: die Ofentür muss einen Spalt offenbleiben. Sonst kann die Feuchtigkeit nicht entweichen. Am wenigsten Energie benötigt die letzte Methode: Die Chilis auf eine Schnur fädeln und ungefähr 14 Tage an einem schattigen, trockenen und warmen Ort aufhängen.

Chilis sind gesund

Was die Chili so gesund macht, erklärt Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern.

"Das Blut kommt so richtig in Wallung, der Blutdruck steigt mitunter etwas. Der Kreislauf wird angekurbelt. Wenn wir viel Glück haben, dann werden Endorphine, die sogenannten Glückshormone, ausgeschüttet, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Verdauung kommt in Schwung. Also es passiert eigentlich nur Gutes."

Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V.

Wie so oft im Leben gilt es auch bei Chili, das rechte Maß zu halten. Wer zu viele oder zu scharfe Chilis isst, riskiert langanhaltende Schmerzen und sogar Kreislaufprobleme. Florian Rigotti hat Erfahrung, wofür man Chilis alles verwenden kann.

"Ganz vielfältig: Zu allem, was gemüsig ist, in Suppen und in Saucen. Ganz toll ist natürlich Kürbissuppe, da gehört eine Chili rein. Gerne auch mal zu was Süßem, es harmoniert ja auch schön mit Süßem."

Florian Rigotti

Chili passt zu vielen Gerichten. Hier: Ofengemüse mit Kürbis und Chili

Aber egal, ob Thai-Curry oder Kürbis mit Chili, an die Schärfe sollte man sich langsam herantasten. Wenn man Chilis angefasst hat, darf man sich natürlich nicht die Augen reiben, sonst tut es weh! Aber was ist denn Schärfe genau?

"Schärfe ist kein Geschmack. Das glauben zwar viele, aber das ist nicht wie süß oder sauer, sondern ein Empfinden, also eine Kombination aus Schmerz und Hitze. Das wird ausgelöst durch das Capsaicin. Dieser Stoff reizt die Nervenbahnen."

Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V.

Chili: Was hilft gegen die Schärfe?

Wenn es doch zu scharf wird, helfen fetthaltige Lebensmittel, zum Beispiel Milch. Die Hochschule Fulda hat dazu eine Untersuchung gemacht und herausgefunden: Toast mit Mascarpone hilft am besten.

"Mascarpone ist sehr fetthaltig, der Toast sorgt für den Abrieb auf der Zunge, damit das Capsaicin sich wieder wegschluckt."

Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin, Verbraucherzentrale Bayern e.V.

Chili in der Apotheke?

Capsaicin dringt tief in die Haut ein und sorgt für eine vermehrte Durchblutung und Entspannung der Muskulatur.

Sogar als Arzneimittel wird Chili verwendet. In einer Münchener Apotheke lässt sich Gesundheit! Reporter Fero Andersen von Apothekerin Kolb erklären, wie das Capsaicin, die Schärfe der Chili, medizinisch eingesetzt wird.

"Zum Beispiel bei einem verspannten Nacken kommen Pflaster mit Capsaicin zum Einsatz. Wenn die Muskulatur verspannt ist."

Monika Kolb, Apothekerin, München

Dann kann das Capsaicin lindernd und entspannend wirken. Es dringt tief in Haut und Muskeln ein und fördert die Durchblutung. Das hilft, Verspannungen zu lösen. Die bessere Durchblutung empfinden wir übrigens als Wärme. Aber Vorsicht:

"Jetzt muss ich Sie aber noch beratend fragen, bevor sie Capsaicin Pflaster verwenden: Vertragen Sie denn scharfes Essen? Denn Menschen, die Chili schon im Essen nicht vertragen, sollten auch mit Capsaicin-Pflastern vorsichtig sein."

Monika Kolb, Apothekerin, München

Muskelverspannungen: Pflaster mit dem Wirkstoff Capsaicin können helfen.

Beim Aufkleben gilt: Lassen Sie sich helfen. Nur wenn das Pflaster faltenfrei und fest aufgeklebt ist, kann es seine volle Wirkung entfalten. Und wo, außer bei Muskelschmerzen, wirkt Chili noch heilend?

"Es kann tatsächlich die Nebenhöhlen frei machen, die ganze Nase wird frei. Dadurch kann man es auch sehr gut bei Erkältungen anwenden. Allerdings gibt es da in der Apotheke nichts, da müssen Sie dann zum Thailänder gehen."

Monika Kolb, Apothekerin, München 

Das Capsaicin der Chili entfaltet nach kurzer Zeit seine volle Wirkung. Aber reicht da nicht einfach auch eine Wärmflasche?

"Die Wärme durchblutet auch ihre Muskeln, aber halt nur kurzfristig. Das Capsaicin fördert ihre Durchblutung längerfristig und viel tiefer und wirkt dadurch natürlich auch viel intensiver. Es wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und ist schon seit sehr langer Zeit ein klassischer Arzneistoff."

Monika Kolb, Apothekerin, München 

Chili in therapeutischer Creme

Herstellung einer Capsaicincreme: Schutzkleidung ist ein Muss.

Gemeinsam mit Apothekerin Monika Kolb stellt Gesundheit! Reporter Fero Andersen noch eine Creme mit Chili her. Dazu benötigt man Schutzkleidung. Denn pures Capsaicin ist ein Gefahrenstoff und kann sogar zu Verätzungen führen.

Capsaicin: Capsaicinkonzentrat auf der Haut kann zu Verätzungen führen.

Zunächst bei der Grundsalbe müssen die Mengen exakt stimmen. Die Wirkung ohne Capsaicin ist allerdings nur befeuchtend und pflegend. Dann kommen ein paar Tropfen Capsaicin hinzu. Wie stark wirkt das im Vergleich zum Pflaster?

"Das Pflaster ist schon noch einmal höher dosiert. Wir machen jetzt eher eine leichte Variante der Creme, weil Sie ja gesagt haben, das Pflaster brennt ziemlich stark. Es ist deshalb sicherlich sinnvoller, eine weniger konzentrierte Salbe zu nehmen."

Monika Kolb, Apothekerin, München

Frisch und individuell zurbereitet: die Capsaicincreme von Apothekerin Monika Kolb

Zum Schluss wird mit Wasser verdünnt. Außer dem typischen Cremegeruch ist nichts zu merken, denn Capsaicin riecht nicht. Dann kommt alles noch in die Tube und es gibt nochmal einen Tipp..

"Herr Andersen, Ihre Capsaicin-Creme ist fertig. Denken Sie daran, bitte immer nach dem Auftragen gut die Hände waschen. Und dann hoffe ich, dass es Ihrem Nacken bald wieder besser geht."

Monika Kolb, Apothekerin, München


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