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Partnerakrobatik und Yoga Akroyoga stärkt Vertrauen und Körpergefühl

Partnerakrobatik, gemischt mit Yoga und Entspannungsübungen – das ist Akroyoga. Die Sportart gibt es seit etwa 20 Jahren – und sie wird immer beliebter. Wie gesund ist Akroyoga? Welche Risiken gibt es?

Von: Monika Hippold

Stand: 28.04.2025

Akrobatik und Yoga: Akroyoga stärkt Vertrauen und Körpergefühl

Andi Schaipp und Elena Bingert sind ein eingespieltes Team. Andi ist die "Base". Das heißt: Er liegt am Boden und lässt Elena – als "Flyer" – auf seinem Körper balancieren. Einmal die Woche trainieren beide zusammen.

"Akroyoga, ist für mich unfassbar schön, weil es energetisierend wirkt, weil ich meinen Körper spüre und gemeinsam mit Menschen bin. Nach so einer Einheit fühle ich mich beflügelt. Ich bin frei im Kopf und begeistert, was wir alles geschafft haben. Als Flyer habe ich ein Kribbeln im Bauch und habe das Gefühl, zu fliegen."

Elena Bingert, Akroyoga-Fan

"Das Besondere ist, dass man gemeinsam mit einem Partner etwas erarbeitet. Man ist körperlich gefordert, man ist geistig gefordert. Und auch ganz entscheidend: Nach der Arbeit schaltet man einfach ab. Das Schöne, als Base zu arbeiten, ist das Fliegenlassen, zu sehen, wie es dem Oberen gut tut. Das Führen der Figuren kommt oft von unten. Und wenn das gut funktioniert, hat man Spaß dabei."

Andi Schaipp, Akroyoga-Fan

Akroyoga trainiert Körperspannung und Körpergefühl

Akroyoga ist Elenas Leidenschaft.

Akroyoga ist ein Ganzkörpertraining, verlangt Koordination, Kooperation mit Partnerin oder Partner sowie Kraft, Körperspannung, Körpergefühl, Dehnbarkeit – und Technik.

Die drei Teile des Akroyogas

  1. Yoga und Stretching zum Aufwärmen
  2. Partner-Akrobatik mit Koordination-, Kraft- und Technik-Übungen
  3. Entspannungsübungen zum Abschluss, etwa eine Thai-Yoga-Massage

Nils Matzner unterrichtet Akroyoga seit fünf Jahren, für ihn stehen Sicherheit und Spaß dabei an erster Stelle.

"Was man auch damit trainiert, ist Balance, ist Körperkontrolle. Wo ist eigentlich mein Steißbein? Und wo befindet sich meine Brust, mein Brustbein im Raum. Auch das wissen manche Menschen nicht so ganz genau. Menschen, die Yoga machen, haben da so ein bisschen mehr Körperkontrolle."

Dr. Nils Matzner, Akroyoga-Lehrer, München

Akroyoga: die Gemeinschaft ist wichtig

Das Besondere am Akroyoga: Es ist ein kooperativer Sport, Zusammenarbeit ist essenziell. Das stärkt das Vertrauen zu anderen Menschen und zu sich selbst.

"Die Akroyoga-Community ist eine sehr nette, freundliche und hilfsbereite Community. Es ist kein Wettkampfsport, es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Ein wichtiges Ziel beim Training ist es, eine Verbindung zu anderen Menschen zu haben. Wir bauen gemeinsam Gleichgewicht auf. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man sich auf eine andere Person einstellen muss. Jeder Mensch hat einen anderen Körper, balanciert anders. Und da müssen wir erst mal zusammenkommen. Das ist ein spannender Prozess."

Dr. Nils Matzner, Akroyoga-Lehrer, München

Sportart mit vielen Übungen auch für Einsteiger

Doch wie kommt man darauf, mit Akroyoga anzufangen? Andi Schaipp erfuhr bei einem Yoga-Kurs vor zehn Jahren von der Sportart – er probierte sie aus und war sofort begeistert. Mit 54 Jahren startete er damit.

"Die meisten sind eher um die 30 oder noch jünger. Ich bin damals mit 54 vom Alter schon ein bisschen rausgefallen. Aber ich war immer neugierig und sage: Wenn man neugierig ist und etwas Neues probieren will, ist man nicht alt. Dadurch, dass ich immer viel Sport getrieben habe, hatte ich beim Akroyoga auch schnell Erfolge. Und wenn man Erfolg hat, dann macht was Neues natürlich auch Spaß."

Andi Schaipp, Akroyoga-Fan

Viele der Figuren sehen kompliziert aus. Doch auch für Einsteiger gibt es viele Übungen.

"Es ist ganz sicher gut, wenn man den eigenen Körper kennt, wie man sich bewegt. Yoga, Dehnung und Krafttraining helfen, sind aber nicht Voraussetzung. Das kann man sich auch im Laufe der Zeit erwerben. Ausprobieren können das alle, die Spaß an Kraft, Kooperation und gemeinsamem Training haben. Akroyoga stärkt auch das Selbstvertrauen, weil man gerade am Anfang merkt, wie viel der Körper eigentlich kann."

Dr. Nils Matzner, Akroyoga-Lehrer, München

Fehlhaltungen und Arthrose vorbeugen

Viele Positionen verlangen Körperspannung und Dehnbarkeit – von den Fingerspitzen bis in die Zehen. Das beugt Fehlhaltungen und Arthrose vor und schützt die Gelenke, weiß Unfallchirurgin und Orthopädin Dr. Theresa Germann.

"Wenn man mit Körper-Eigengewicht trainiert, hat man immer eine Aktivierung der gesamten Muskulatur, also vor allem viel Rumpfmuskulatur, viel Rückenmuskulatur, all diese Muskeln, die im Alltag zu kurz kommen, die man aber unbedingt braucht. Um die Gelenke zu schonen, um einen guten runden Gang zu behalten auch im Alltag, ist auch eine Dehnbarkeit sehr wichtig. Gerade was den Rücken angeht, ist es so: Wir neigen alle dazu, in der pektoralen Muskulatur zu verkürzen, denn wir sitzen alle nach vorne gebeugt am Computer. Im Yoga oder auch im Pilates gibt es viele öffnende Übungen. Und damit kann man Fehlhaltungen ausgleichen und einer Arthrose vorbeugen."

Dr. med. Theresa Germann, Orthopädin und Unfallchirurgin, Schwerpunkt Wirbelsäule, München Klinik, Bogenhausen

Konzentration: Training fürs Gehirn

Auf den eigenen Körper hören – auch das gehört zum Akroyoga. Und: Fokus, sich voll auf den Moment konzentrieren. Das trainiert gleichzeitig unsere Netzwerke im Gehirn, erklärt Neurowissenschaftlerin Dr. Saskia Rusche.

"Da gibt es zum einen das Default Mode Network, das ist übersetzt das Standard-Netzwerk. Es ist immer aktiv, wenn wir tagträumen, grübeln oder über uns selber nachdenken – also in Momenten, in denen wir nichts Konkretes machen. Der Gegenspieler zu diesem Netzwerk ist das exekutive Kontrollnetzwerk. Es ist dann aktiv, wenn wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren oder zielgerichtet handeln. Bei gesunden Menschen befinden sich diese beiden Netzwerke in einer spezifischen Balance. Bei Menschen mit psychischen Erkrankungen - wie etwa einer Depression oder Angsterkrankung – finden wir jedoch häufig eine Dysbalance: Die Netzwerke sind aus dem Gleichgewicht geraten. Das Schöne ist: Meditation kann helfen, diese Balance wiederherzustellen. Studien zeigen, dass es den Menschen dadurch signifikant besser geht."

Dr. rer. nat. habil. Saskia Rusche, Neurowissenschaftlerin, LMU Klinikum, München

Meditation fördert das Wohlbefinden

Körperliche Übungen, Atemkontrolle und Meditation – all das beinhaltet Yoga und kann damit als eine Art bewegte Meditation bezeichnet werden. Schon drei bis fünf Minuten Meditation täglich verbessern Konzentration, Selbstreflektion und Wohlbefinden, wie eine Studie zeigt.

"Der Mensch kann nicht zeitgleich konzentriert etwas tun und dabei leiden. Und genau das ist das Schöne an der Meditation: Ich hole mich – zumindest für den Moment – aus einem mentalen Leidensprozess heraus. Ich bin im Hier und Jetzt, und es geht mir gut. Das ist wie beim Bergsteigen oder Klettern – danach geht es vielen Menschen deutlich besser, weil sie für eine Weile ganz im Moment waren."

Dr. rer. nat. habil. Saskia Rusche, Neurowissenschaftlerin, LMU Klinikum, München

Elena Bingert und Andi Schaipp macht Akroyoga glücklich.

"Ich werde da immer weiter gefordert. Und deswegen macht es einfach Spaß, auch noch nach vielen Jahren."

Andi Schaipp, Akroyoga-Fan

Risiko bei Hebefiguren

Ihre Leidenschaft geben die Beiden auch an andere Menschen weiter – in einem Kurs.  Hebefiguren mit Partner – was, wenn dabei einmal etwas schief geht?

"Wenn man runterfällt, kann man sich dabei eine Fraktur zuziehen oder Verstauchungen, Bänderdehnungen, Bänderrisse. Im Gegensatz zum normalen Yoga besteht schon eine gewisse und relevante Gefahr, sich zu verletzen."

Dr. med. Theresa Germann, Orthopädin und Unfallchirurgin, Schwerpunkt Wirbelsäule, München Klinik, Bogenhausen

Andi hat sich bei einer Figur schon mal den Zeh gebrochen. Elena hat sich beim Akroyoga noch nie verletzt. Wichtig beim Lernen: eine Hilfestellung, genannt "Spotter".

"Es sind schon ein paar Leute unsanft zu Boden gekommen, aber zum Glück haben wir immer einen Spotter dabei und können uns gegenseitig gut sichern."

Elena Bingert, Akroyoga-Fan

Thai-Yoga-Massage für die Entspannung

Und für die Erholung nach der Anstrengung gibt’s im Kurs am Ende immer eine Thai-Yoga-Massage.

"Die Massage ist sehr entspannend, wohltuend und beruhigt den ganzen Körper und den Geist."

Elena Bingert, Akroyoga-Fan

Akroyoga punktet also bei Körpergefühl, Spaß, mentalem Training, und es entspannt. Punktabzug gibt’s dafür bei der Verletzungsgefahr. Doch die stört Elena und Andi nicht. Sie können sich ein Leben ohne Akroyoga nicht mehr vorstellen.

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