BR Fernsehen - Gernstl unterwegs


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Reiseträume eines Vielgereisten Gernstl unterwegs nach Jesolo

Die Gernstl'sche Gleichung hat drei Bekannte: einen Filmemacher, einen Ton- und einen Kameramann. Zur Erfolgsformel wird sie aber erst durch die vielen Unbekannten: all jene Menschen, die den Dreien unterwegs Herz und Türen öffnen. Im roten Bus geht es über das Salzkammergut und Kärnten nach Jesolo an die Adria.

Stand: 16.12.2022 10:01 Uhr | Archiv

Franz Gernstl hatte einen Kindheitstraum: Urlaub an der Adria. Während seine Schulfreunde Postkarten aus Jesolo schickten, blieb er in den Ferien zu Hause - und träumte vom Meer. Aus dem Traum wird nun Wirklichkeit. Vom Salzkammergut und Kärnten geht es über den Plöckenpass und Udine an die Adria nach Jesolo, dem Sehnsuchtsort aus Kindertagen.

Alpenländlische Lebenslust trifft fernöstliche Lebenskunst

Dass Gernstl nie auf der Direttissima unterwegs ist, ist bekannt. Wären da nicht die österreichischen Berge und Seen - und ein Kärnter, der das Lied vom "Weissen Rössl am Wolfgangsee" aus voller Brust zum Besten gibt, man könnte meinen, Gernstl mache einen Abstecher nach Fernost.

Der eine schleicht sich von vorne an, der andere von hinten: Vorsicht! Japan-Makaken sind begnadete Taschendiebe.

Am Wolfgangsee trifft er einen in Japan ausgebildeten österreichischen Sushi-Koch; am Millstätter See einen Bonsai-Züchter im größten Bonsai-Garten Europas - vom japanischen Kaiser mit höchsten Ehren bedacht. Am Ossiacher See, am Affenberg in Landskron, stoßen die Drei schließlich auf ein Freigehege mit 183 Japan-Makaken, einer Forschungsstation der Uni Wien.

Mehr Mix der Kulturen geht kaum. Egal ob es nun zum Abschied 'Leise Servus' oder 'Sayonara' heißt, die Reise geht weiter. Bald grüßt Italien mit einem "Bienvenuti".

Vom Zauber vergangener Zeiten und vergangener Lieben

Der Zwischenstopp in Velden am Wörthersee muss sein, schließlich waren da auch schon Brigitte Bardot, Gunter Sachs und Omar Sharif. Und manch ein in die Jahre gekommener Playboy schwärmt noch heute von den alten Zeiten. Auch Flohmärkte stecken voller Geschichten, zum Beispiel die vom Matrosen, seiner verschmähten Liebe und dem Haifischzahn. Der Haifischzahn hat nun einen neuen Besitzer, Tonmann Stefan Ravasz. Mal sehen, ob die Geschichte da weitergeht?

"Manege frei!" für eine Weltattraktion

In die Zukunft blicken kann Zirkusdirektor Dimitri trotz abgeschlossenem Philosophie-Studium zwar auch nicht, aber verzaubern kann er sie alle: die Großen und die Kleinen. Oder er lässt sie erzittern, wenn 'Augustine Mausini' die Manege betritt: die weltweit einzige Zirkusmaus.

Von Vespa-Fans und edlen Steinen

"Que bella" - das Kompliment gilt nicht einer ragazza, sondern einem Gefährt, das italienischer nicht sein könnte: der Vespa. Gleich hinter der Grenze, im Friaul, gerät Gernstl in ein "Vespa"-Nest, ein Treffen von Anhängern des italienischen Kultrollers.

Weiter nach Spilimbergo. An den Ufern des Tagliamento werden aus Kieselsteinen 'Edelsteine'. Die Künstler der weltberühmten Mosaikschule verwandeln die Steine, die das Flussbett preisgibt, in faszinierende Kunstwerke.

Auf zu neuen Ufern: Vera Belikova und Franz Gernstl

"Roboter machen alles perfekt - auch die Mosaike. Aber die Schönheit eines Fehlers kann nur ein Mensch machen; diese Schönheit kann nur das menschliche Auge sehen - und da wird der Mensch in Zukunft noch gebraucht,"

sagt die russische Künstlerin Vera Belikova.

"Das Italien-Prinzip"

Über Triest geht es weiter nach Grado auf der Isola d'oro, das noch heute k.u.k.-Charme versprüht. Schon zu Zeiten von Kaiser Franz Joseph beherbergte es illustre Gäste.

Salute! Gutes Essen, guter Wein und gute Freunde - braucht es mehr zum Glück?

Stefan Maiwald ist Journalist und Gradeser aus Liebe. In seinem Buch "Das Italien-Prinzip - So geht Glück" verrrät er die nötigen Zutaten zum Glücklichsein all' italiana: gemeinsam kochen und essen, ein italienischer Schlager und eine große Familie. In eine solche hat er eingeheiratet. "Je schwächer der Staat, um so wichtiger und größer die Familie", das ist seine Erfahrung als Deutscher und Wahlitaliener. Und da ist noch ein großer Unterschied. "Im Italienischen", sagt er "gibt es kein Wort für 'Kater'. Bei Italienern bleibt es meist bei einem Glas, außer auf dem Münchner Oktoberfest".

Jesolo in Sicht!

Westlich von Grado, in Lignano und Bibione beginnt das, was man hochnäsig "Teutonengrill" nennt. Ganze Generationen von Deutschen haben an den Sandstränden der Adria ihre Sommerferien verbracht. Am Lido in Jesolo trifft Gernstl besonders viele "Wiederholungstäter"; einige sind dann irgendwann erst gar nicht mehr in die Heimat zurückgekehrt - sei es der Liebe wegen wie Optikerin Martina aus Aschaffenburg oder Peter Rechl aus Trostberg. In seinem Bavariastüberl wird bei Bratwurst und Leberkäs' gesungen und geschunkelt, dabei versucht der Ort sein Image aufzupolieren. Der 'Design District' erinnert eher an Miami als an einen Hotspot des Massen- und Billigtourismus.

Jesolo - wird die Wirklichkeit den Träumen gerecht?

Franz Gernstl hat sich mit der Reise an die Adria einen kleinen Kindheitstraum erfüllt. Das Geheimnis des Jesolo-Syndroms aber können die drei Filmemacher auch nach eifrigen Befragungen und einigen Tagen Aufenthalt in der Urlaubsstadt nicht ganz verstehen. Vermutlich muss man diesen Ort schon als Kind erlebt haben, um das wohlige Gefühl des Nichtstuns, der Vertrautheit und der Wiederholung zu genießen.


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