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Türkei Istanbul im Tulpenfieber

Frühling in Istanbul – und ohne die Tulpe geht nichts in der Stadt. Fast 20 Millionen Tulpen wurden in Stadtparks und Straßen gesät. Die Stadt wird bedeckt von fast 200 Tulpenarten.

Von: Michael Schramm

Stand: 19.04.2015 | Archiv

Tulpen vor der Hagia Sophia | Bild: BR

Kadir Topbas

Denn die Stadt begeht das 10. Tulpenfest. Für den Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas ist die Tulpe nicht nur ein wichtiger Teil des Stadtlebens:

"Für uns hat die Tulpe eine besondere Bedeutung. Sie hat etwas Mystisches und wurde in der Literatur, Kultur und Handwerk immer wieder verwendet. Uns ist es wichtig die Tulpe wieder zurück nach Istanbul zu bringen, zu ihren kulturellen Wurzeln. Hier hat sie während des Osmanischen Reiches ihre besondere Bedeutung entfaltet. Und dafür sind uns keine Kosten und Mühen zu hoch."

Kadir Topbas, Bürgermeister Istanbul

Für Istanbul steht fest: die Tulpe muss zurück ins kulturelle Leben, so wie damals im Osmanischen Reich unter Sultan Süleyman I. Unter ihm entstand ein richtiger Tulpentrend. Vor allem aber war sie ein wichtiges Handelsgut.

Über einen Gesandten Kaiser Ferdinand I. kam die Tulpe über Wien nach Europa und führte zu einem regelrechten Handelsboom in Holland. Der endete sogar in einer Finanzkrise.

Die Message heute ist klar: Die Verknüpfung zum Osmanischen Reich wiederbeleben, denn die Tulpe war schon immer ein wichtiger Imageträger. Deswegen wird beim Tulpenfest auch auf traditionell osmanisches Handwerk gesetzt, wie die Ebru-Malerei. Das ist die Kunst des Malens auf Wasser.

"Die Tulpe hat in der osmanisch-islamischen Kultur einen besonderen Stellenwert und wird daher oft in der Ebru-Malerei verwendet."

Ebru-Malerin

Hier sieht man eine osmanische Tulpe. Sie zeichnet sich durch ihre spitz zulaufenden Blätter aus.

Auch Glasbläser Aydin Yildiz hat jedes Jahr hier beim Tulpenfest seinen Stand. Den ganzen April über wird er Glastulpen herstellen und verkaufen:

"Die Tulpe gehört zu uns und unserer Kultur. Sie ist ein Erbe unserer Vorfahren."

Aydin Yildiz

Soviel Hype um eine einzige Blume! Die Tulpe ist mittlerweile zum Werbesymbol geworden, mit dem sich Istanbul präsentiert. Gregor Buschkötter ist Mitarbeiter einer Baumschule aus Deutschland und beliefert Istanbul regelmäßig mit Pflanzen.

"Ich denke, in so einer Millionenstadt wie hier, wäre das in Deutschland schwer umzusetzen. Istanbul ist eine Weltmetropole, die sich nach außen darstellen muss und das auch dementsprechend kann."

Baumschule Buschkötter

Istanbul lässt die Tulpe als osmanisches Kulturgut wieder auferstehen – zur Freude von Touristen und Einheimischen.


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