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Griechenland Die Krise auf Hydra

Zweimal die Woche ist er auf Hydra, Babis Beratis, Kapitän einer kleinen Lastenfähre. Alles, was die 2000 Inselbewohner brauchen, von Äpfeln bis Zement, liefert er. Transportiert werden die Waren auf Eseln und Maultieren, denn die kleine Touristeninsel ist autofrei.

Von: Georg Matthes

Stand: 05.07.2015 | Archiv

Meer und Inseln | Bild: BR

Seit der Finanzkrise, sagt Babis, läuft sein Geschäft schleppend. Alle kaufen nur das nötigste, keiner investiert.

"Nur mein Frachter liefert hier Steine, Sand und Zement, um Häuser zu bauen. Aber schauen Sie, es ist kaum etwas geladen. Es gibt zu wenig Arbeit, keiner baut; vielleicht ein, zwei Häuser."

Babis Beratis, Kapitän

Babis Beratis

Hydra liegt etwa 65 Kilometer südwestlich von Athen und ist besonders bei Tagesausflüglern beliebt. Für rund 50 Euro kann man hin und zurück fahren. Doch, geht es nach den Sparauflagen der Geldgeber, sollen die Preise steigen. Die Mehrwertsteuer für Fährtickets zum Beispiel soll von 13 auf 23 Prozent erhöht werden, und der Bürgermeister fürchtet, dass sich auch der Steuersatz für Hotels verdoppelt. Die Sparziele klemmen so die Lebensader der Insel ab, sagt er.

"Die Europäer müssen sich klar machen, dass die Europäische Integration nicht um des Geldes Willen, sondern als Friedensgemeinschaft in Europa gegründet wurde. Das ist die Bestimmung der EU. Daran müssen wir denken und das muss uns zusammenhalten."

George Koukoudakis, Bürgermeister Hydra

George Koukoudakis

Auch die Forderung aus Brüssel, den Hafen endlich zu privatisieren, bereitet dem Bürgermeister Kopfzerbrechen. Die Regierung Tsipras hatte die Privatisierung zunächst gestoppt, um die kleinen Fischer im Hafen zu schützen. Die Entscheidung, wer nach einer Privatisierung künftig die wertvollen Liegeplätze an der Marmormole in Hydra erhält, fällt also bald hier, im Athener Parlament.

Panagiotis Rappas wurde auf Hydra geboren. Er kritisiert, dass viele Inselbewohner bereits vor Jahren zu Bankkrediten geradezu gedrängt wurden. Auch seine Mutter bekam von Banken verlockende Angebote:

"Es war für mich komisch, dass die überhaupt nicht mal darüber gedacht haben, ob meine Mutter das Geld zurückzahlen konnte. Und wenn eine Bank so handelt, wer ist daran Schuld? Der Fischer oder die Bank? Das ist die Frage, die ich immer stelle."

Panagiotis Rappas

Zurück auf Hydra: Das letzte Touristenboot des Tages legt an und Kapitän Beratis macht sich bereit zum Ablegen. Ein Austritt aus dem Euro, sagt er, wäre die Katastrophe für die Insel aber so müsse es ja nicht kommen:

"Wenn uns andere Länder helfen, wenn Ihr Land hilft, dann bleiben wir in der Eurogruppe."

Babis Beratis, Kapitän

Nur schnell müsse das jetzt gehen. Die Inselbewohner fürchten: Unter dem Schuldenstreit könnte am Ende der Tourismus mitten in der Hochsaison leiden.


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