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Slowenien Das Dorf Šmarje und die EU

Hier in Šmarje haben sie die harten Zeiten noch nicht vergessen. Die Arbeitslosigkeit war hoch. Noch vor fünf Jahren waren 300 Dorfbewohner ohne Job. Jetzt haben sich etliche neue Betriebe angesiedelt.

Von: Veit-Ulrich Braun

Stand: 24.07.2016 | Archiv

Das Dorf Šmarje | Bild: BR

Seit Slowenien vor elf Jahren der EU beigetreten ist, hat wohl kaum ein Dorf im Land seine Möglichkeiten so umfassend genutzt wie Šmarje.

Jozef Čakš

Čakš kümmert sich um das kulturelle Angebot in seinem Dorf. Das Kulturzentrum wurde gerade runderneuert. Und es kann sich wahrhaftig sehen lassen, nicht nur wegen seiner großen Bibliothek:

"Nur mit Geld von der Gemeinde wäre die Renovierung nicht möglich gewesen. Unser Gemeinderat hätte sicher nicht zugestimmt, dass unser Geld nur für das Kulturzentrum ausgegeben wird. Deshalb sind die Zuschüsse so wichtig – ohne sie wäre das nicht möglich gewesen."

Jozef Čakš, Kulturamt Šmarje

Bibliothek, Konzertsaal, ein moderner Theater und Kinosaal – Čakš hat alles genutzt, was die Europäische Union an Fördermitteln anbietet.

"Wir haben schon ziemlich viele öffentliche Gebäude energietechnisch saniert. Jetzt ist die Bibliothek dran! Das kostet ein bisschen mehr als 100.000 Euro und wird vor allem von der EU bezahlt!"

Jozef Caks

Der Bürgermeister zeigt uns den brandneuen Kindergarten: Neueste Energiespartechnologie, großzügige Spielplätze. Mehr als zwei Drittel der Baukosten kamen aus Brüssel. Aber um an das Geld zu kommen, musste die Kommune auch Hürden nehmen:

"Das war ziemlich schwierig! Nicht wegen der EU, sondern vor allem wegen Slowenien selbst: da gibt es ein bisschen zu viel Bürokratie. Aber wir haben es geschafft, mit Willen, Genauigkeit und Hartnäckigkeit."

Stanko Sket, Bürgermeister Šmarje

Stanko Sket

Um solche Erfolge muss Šmarje hart kämpfen, noch heute. Bei der neuen Wasserversorgung etwa: Mit fünf anderen Kommunen hatten sie das Millionenprojekt auf die Beine gestellt. Ein Teil des Geldes sollte vom slowenischen Staat kommen. Aber der ist klamm: die Wirtschaftskrise in Slowenien ist noch nicht ausgestanden und Šmarje wartet noch immer.

"Ja, wir Gemeinden mussten die letzte Rate aus unserem eigenen Budget vorstrecken. Und jetzt haben wir die Revision am Hals. Wir hoffen aber, dass sich die Geschichte bald erledigt hat."

Stanko Sket, Bürgermeister Šmarje

In Šmarje wird geheiratet. Die Menschen glauben an die Zukunft. Nicht zuletzt, weil es eine glückliche Ehe mit Europa eingegangen ist. Und das gilt durchaus für ganz Slowenien: noch immer bemüht sich das kleine Land so etwas wie ein Musterschüler zu sein. Die meisten Slowenen sind froh, dass sie dazugehören in Europa.


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