Schweiz Nationalhymne gesucht
Die Schweizer können so stolz sein; nicht nur auf ihre hohen Berge und die niedrigen Steuern. Aber wer kennt schon die Schweizer Nationalhymne?
"Ich finde, dass sie international große Beachtung findet. Ich habe schon mal einen deutschen Reporter bei einem Skirennen gehört. Der hat gesagt: 'Hört euch mal diese Hymne an. Wie schön die ist.‘"
Hubert Spörri, Chorleiter
Hubert Spörri verteidigt jede Strophe wie sein Vaterland und will auf jeden Fall verhindern, dass jemand an der Nationalhymne herumfingert. Aber wie populär ist sie bei den Schweizern wirklich? Ein kleiner Test in der Züricher Innenstadt:
"Kennen sie den Text?"
Reporterfrage
"Ja klar."
Frau
"Wie geht denn der?"
Reporter
"Trittst im Morgenrot daher..."
Mann
"Auswendig könnte ich das nicht sagen."
Frau
"Ich habe es zu Hause aufgeschrieben."
Frau
"Können sie die auch singen?"
Reporter
"Ja, ja..: Trittst im Morgenrot daher, seh ich dich im Strahlenmeer... Dich, du Hocherhabener..."
Mann
Tatsache: Die Hymne ist kein großer Hit. Jedenfalls nicht so sehr wie das Messer, die Uhr und der Käse. Es gibt sogar Schweizer, die der Meinung sind, ihre Hymne sei ebenfalls Käse.
"Der jetzige Hymnentext aus dem Jahr 1840 verwendet Sprachbilder: Nebelflor, Morgenrot und so weiter. Lauter Bilder, die nicht im aktuellen Sprachgebrauch sind."
Lukas Niederberger, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft
Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft hat deshalb einen landesweiten Hymnen-Contest ins Leben gerufen. Im Internet können die Schweizer aus sechs neuen Vorschlägen ihre Lieblingshymne wählen. Zum Beispiel diese hier:
"... unser Zeichen für den Bund. Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden."
Gesang
Für den Schweizer Rockmusiker Chris von Rohr ist das alles Murks. Er schätzt an der alten Hymne, dass sie Natur und Mensch zusammenbringt.
„Es geht da um die großen Werte, die muss man nicht... Den Frühling muss man auch nicht neu definieren. Der ist immer per se wieder gut. Und dann kommt noch das andere: Eine Nationalhymne hat nicht up to date und modern zu sein. Eben nicht. Die muss den Test der Zeit bestehen.“ Chris von Rohr, Rockmusiker
Und das ist in der Schweiz schwer genug. Lange Zeit war „Rufst du mein Vaterland“ die Hymne für die Eidgenossen. Blöderweise wurde die zur selben Melodie gespielt wie die britische Hymne „God save the queen“.
"Heil dir Helvetia! Hast noch der Söhne ja"
Gesang
"Man kann sich ja vorstellen, dass bei politischen Ereignissen, wo die Schweiz und Großbritannien gleichzeitig auftraten, das immer wieder zu Missverständnissen geführt hat."
Thomas Järmann, Musikwissenschaftler, Universität Zürich
Die jetzige Hymne gibt es erst seit 1981. Nun also schon wieder eine neue? Musikwissenschaftler Järmann hat sich die möglichen Versionen angehört, findet sie alles in allem recht gelungen. Aber eine Chance gibt er ihnen trotzdem nicht.
"Schweizer haben nicht so gerne Veränderungen. Und ein Veränderungsprozess – auch politisch – dauert immer sehr, sehr lange."
Thomas Järmann, Musikwissenschaftler, Universität Zürich
"...singen wir gemeinsam aus einem Mund."
Gesang
Hubert Spörri ist über die neuen Hymnenvorschläge mehr oder weniger entsetzt.
"Das sind Parteiprogramme, Parteiparolen. Das brauchen wir nicht."
Hubert Spörri
Was der Schweizer braucht und was nicht – darüber stimmt er ja gerne selbst ab, in einem Volksentscheid. Das könnte beim Thema Hymne auch so kommen.