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Schweiz Der Millionär, der nicht helfen will

Er liebt kubanische Zigarren, deutsche Autos, Schweizer Steuersätze und Maria Callas. Sein Chateau in einem Genfer Nobelviertel: Der Ort, an dem George Koukis gerne abspannt.

Von: Daniel Hechler

Stand: 03.05.2015 | Archiv

George Koukis in seinem Büro | Bild: BR

100.000 Quadratmeter Land, 30 Zimmer, Aufwendig restauriert. Koukis kommt aus einfachen Verhältnissen, kehrte seiner Heimatstadt Athen früh den Rücken. In London, Sydney und Genf hat er gut 500 Millionen Euro verdient. Darauf ist er stolz. Auf seine Heimat  weniger.

"Mich inspiriert, was Griechenland der Welt gegeben hat: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Geometrie, Mathematik, Medizin. All diese Erfindungen sind 2500 Jahre alt. Dafür liebe ich meine Heimat; nicht aber das Griechenland von heute. Ich schäme mich sogar manchmal dafür, ein Grieche zu sein."

George Koukis, Unternehmer

George Koukis

Der wirtschaftliche Niedergang Griechenlands, die Schuldenmisere, die Armut – für ihn hausgemachte Probleme, die Folge jahrzehntelanger Misswirtschaft einer korrupten Clique.

"Wenn sie Geld brauchen, sollten sie die vier, fünf Familien nehmen, die Griechenland seit den 50er Jahren regiert haben. Da ließen sich Milliarden einsammeln. Sie waren die größten Diebe."

George Koukis, Unternehmer

Er dagegen habe seine Millionen hart erarbeitet. Von hier aus führt er mit ein paar Mitarbeitern sein Firmenkonglomerat.

Ein unscheinbares Bürogebäude in Genf: Nur die Namen am Briefkasten lassen erahnen, wie verschachtelt seine Beteiligungen sind.

Koukis lukrativstes Investment: Temenos, ein Anbieter von Bankensoftware. 4000 Angestellte weltweit. Vor gut 20 Jahren hat er die Firma zum Schnäppchenpreis gekauft, kräftig umgekrempelt und kürzlich wieder verkauft.

"Ich habe eine bankrotte Firma übernommen, ohne Schulden, mit meinem eigenen Geld. Ich habe Gewinne erwirtschaftet und ausgegeben, Gewinne erwirtschaftet und investiert. Ich habe mir kein Geld geborgt, um dann in Luxus zu schwelgen oder dies und das zu verschenken. Und eben das ist das Problem mit Griechenland, Spanien und Portugal: Woher bekommen sie das Geld, das sie ausgeben?"

George Koukis, Unternehmer

Demonstration vor dem Parlament in Athen

Eine Frage an ihn: Alexis Tsipras. Peu à peu verabschiedet sich Griechenlands Premier von seinen teuren Wahlversprechen. Einknicken auf Raten. Die Zeit läuft gegen ihn. Der Druck der Geldgeber steigt. Die dürftigen Zugeständnisse aber reichten nicht, meint George Koukis. Die Regierung packe das Problem nicht an der Wurzel an.

"Wenn man keinen Gegenwert für sein Geld sieht, findet man Wege, die Besteuerung zu umgehen. Und der öffentliche Dienst in Griechenland ist eine Katastrophe. Es ist ein gelähmter Körper. Daraus lässt sich kein Olympiasieger machen. In Genf brauche ich für bestimmte Anliegen fünf Minuten, in Griechenland einen Monat. Es ist jenseits aller Vorstellungskraft. Sie halten mit ihrer Bürokratie jeden Fortschritt auf. Wenn sie den öffentlichen Dienst aufräumen, Leute entlassen würden, statt sie wieder einzustellen – ich würde sie liebend gerne großzügig unterstützen. Aber sie tun nichts davon."

George Koukis

George Koukis genießt Luxus und Komfort. Ein schlechtes Gewissen hat er dabei nicht. Von ihm jedenfalls kann Tsipras keinen Cent erwarten.

"Wenn ich die Schulden Griechenlands heute auf einen Streich ausradieren könnte, die Regierung aber in den Händen derselben Leute bliebe, hätten wir in einem Jahr genau dasselbe Problem: Sie werden wieder zu viel Geld ausgeben. Nichts wäre besser. Also helfe ich nicht. Und das ist keinesfalls egoistisch."

George Koukis

Ebenso wenig würde er in einer Regierung Verantwortung übernehmen. Politik sei nicht sein Ding, meint er. Da sollten Jüngere ran. Ob die es allerdings reißen, da hat er Zweifel.

"Wer hat das Land noch nicht verlassen? Die Inkompetenten! Wer regiert? Die Inkompetenten. Das ist ein Teufelskreis. Wenn sie ihn nicht durchbrechen, werden all die klugen, guten, erfolgreichen Griechen nie zurückkommen."

George Koukis

So wie er denken viele seiner griechischen Millionärsfreunde in Genf. Keiner spricht es so offen aus. Koukis will aber, dass sich die Dinge in seiner Heimat endlich gründlich ändern.


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Rolf Schlaphof, Sonntag, 03.Mai 2015, 17:27 Uhr

1. Griechenland

Sie haben Recht in allen Punkten : Korruption und Mißwirtschaft sollte zukünftig und dann nachhaltig mit drastischen Bußgeldern bekämpft werden.
Inkompetente und überflüssige Politiker, Beamte und Staatsgehilfen sind zu entlassen und wenn das nicht hilft, ggf. dann wegen Korruption rückwirkend mit hohen Geldstrafen zu belangen.
Staatsdiener-Quote im öffentlichen Dienst (Regierung) sollte ggf. wie in Deutschland sein o. ä..
Zukünftig sollte nicht mehr im Staatshaushalt ausgegeben werden wie eingenommen wird und wer bzw. welche Partei das nicht einhält, ist mit hohen Geldstrafen oder Pensionskürzungen zu bestrafen! Dies sollte bei der Regierung für eine gewisse Zeit die EU beaufsichtigen.
Ich denke nur das hilft mit Sicherheit ! ! ! - Sie haben Recht !Wenn die Griechen das nicht hinkriegen, ist denen nicht mehr zu helfen.