Schweden Mit Tanz in die erste Liga
Diese Männer geben alles. Es soll schön klingen, es muss schön klingen. Aber leicht fällt ihnen das nicht.
"Ich finde, ich bin ziemlich schlecht."
Graham Potter, Trainer
"Ich denke, was tu ich hier?"
Alex Dyer, Kapitän
"Meine Frau behauptet, ich könne nicht singen."
Graham Potter, Trainer
Da ist der Trainer des Vereins in guter Gesellschaft. Fragt sich nur: Warum singen die Männer überhaupt?
Eigentlich sind sie Fußballprofis. In der letzten Saison aufgestiegen in die "Allsvenskan", die erste Profi-Liga in Schweden; vor allem, so sagt der Verein, weil sie sich ungewöhnlichen Trainingsmethoden verschrieben haben.
Seit fünf Jahren ist dieses Kulturprogramm fester Bestandteil für jeden Spieler. Es steht im Vertrag. Nicht mitmachen geht nicht. Die Fußballer sollen freier werden. Und jedes Jahr gibt es eine neue Herausforderung: Malen, Theater spielen, singen. Im vergangenen Jahr mussten sie sogar ein Ballettprogramm einstudieren.
"Vor 500 Leuten zu tanzen und sie dann aufstehen und klatschen zu sehen, das war gewaltig. Das hätte ich nie erlebt, wenn ich nicht zu diesem Verein gekommen wäre. Echt stark."
Alex Dyer, Kapitän Östersunds FK
Bei so manchem kommen schon mal Zweifel auf. Aber wenn der große Auftritt näher rückt, muss jeder Ton sitzen. Ausgedacht hat sich das der Präsident des Vereins: Daniel Kindberg. Seine Philosophie: Wer sportlich Erfolg haben will, der muss querdenken. Die Idee kam ihm, als er gefragt wurde, wovor die Schweden denn am meisten Angst hätten.
"Ich habe geantwortet: 'Die Schweden haben am meisten Angst davor zu sterben.' Die Reaktion war: 'Oh nein, völlig falsch. Die Schweden haben am meisten Angst davor, auf einer Bühne zu stehen und etwas vorzuführen, viel mehr, als zu sterben.' Das war der Ausgangspunkt für alle weiteren Ideen."
Daniel Kindberg, Präsident Östersunds FK
Daraus kreierte Kindberg sein Konzept: Die Spieler nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der Bühne mit so manchen Ängsten konfrontieren. Angeblich werden die Fußballspieler so viel mutiger.
"Du neigst eher dazu, Dinge zu versuchen, die du noch nicht probiert hast. Und du hast keine Angst vor Risiken, keine Angst vor Konsequenzen."
Fouad Bachirou, Mittelfeldspieler Östersunds FK
"Man kann nicht sagen: 'Wer hier singt, kann danach besser schießen oder dribbeln.' Aber wenn die Frage lautet, ob dir eine bessere Persönlichkeit hilft, ein besserer Fußballer zu werden, dann lautet die Antwort: Ja."
Graham Potter, Trainer Östersunds FK
Bislang ist das Konzept schon aufgegangen. Immerhin haben sie den Sprung in die erste Liga geschafft. Um sich dort zu halten, müssen sie aber noch kräftig zulegen – auf der Bühne und auf dem Platz.