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Schottland Landlords sollen Grundbesitz abgeben

Malerisch ist der Süden der Insel Harris, aber auch ziemlich menschenleer. Und das ist ein Problem, meint Bewohner John Maher. Er zeigt uns verlassene Häuser. Die Buchten gehören einer Familie in England.

Von: Frank Jahn

Stand: 03.05.2015 | Archiv

Ein verlassenenes Haus | Bild: BR

John Maher

120 Quadratkilometer sind in Privatbesitz. John Maher findet, das ist kein guter Zustand.

"Dieser Anblick ist das Gegenteil von dem, was wir wollen. Wir wünschen uns Aufschwung. Neue Häuser, damit Familien herziehen. Hier war mal jemand zu Hause, aber jetzt leider nicht mehr."

John Maher

Jede Menge Schafe, aber immer weniger Menschen leben hier. Seit dem Zweiten Weltkrieg verlor Harris 40 Prozent seiner Bevölkerung. Gegen die Abwanderung tun die Gutsherren zu wenig, meint John Maher, also muss die Gemeinde ran. In seiner Werkstatt im Hafen macht er Oldtimermotoren flott. Nun bringt der Tüftler auch Harris auf Touren.

John Maher organisiert die Landübernahme durch die 700 Bewohner. Der Grundbesitzer namens Hitchcock schere sich im fernen England doch eh nicht um die Insel, finden sie.

"Ich habe den Grundbesitzer noch nie gesehen. Er schickt nur seinen Lakai. Der kassiert die Pacht von den Farmern – einmal im Jahr."

Donald Macleod

John Maher

Die Gemeinde will sich freikaufen. Das Geld können sie von der schottischen Regierung bekommen. Einen einstelligen Millionenbetrag wollen sie dem Gutsherren für das karge Land bieten. Die Gemeinde könnte Windräder aufstellen und die Einnahmen behalten.

"Ich möchte, dass die Leute hier Selbstvertrauen bekommen und mehr Verantwortung übernehmen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist doch, dass alles bleibt wie es ist."

John Maher

Sie glauben: Für die richtige Summe sagt ihr Gutsherr "Good bye". Mit uns wollte er leider nicht sprechen. Er zählt zu den 432 Leuten, die die Hälfte von Schottlands Privatland besitzen. Eine Bodenreform soll nun umverteilen – von den Hebriden bis in die Highlands.

David Johnstone

Die Regierung will vorschreiben, wie viel Land jemand besitzen darf. Und das Land soll auf mehrere Erben verteilt werden. Das treibt Großgrundbesitzer auf die Barrikaden. Über dieses Gut bei Glasgow herrscht Lord David Johnstone. Der Sprecher der schottischen Grundbesitzer kämpft für das Privateigentum.

"Jeder hat das Recht selbst zu entscheiden, wem er sein Land vermacht, was immer es sein mag. Schmuck oder Land oder Wald – ich sehen nicht ein, dass dir jemand vorschreiben darf, was du mit deinem Eigentum machst."

Lord David Johnstone, Grundbesitzerverband Scottish Land

Was manchen zu sehr nach Kommunismus klingt, soll Kommunen retten. Auch Harris hat John Maher vor Augen, wie die Selbstbestimmung der Bürger Optimismus weckt. Seine Nachbarn hier im Norden der Hebrideninsel haben ihrem Grundbesitzer das Land bereits abgekauft. Nun baut ein privater Investor in der Gemeinde hier eine Whisky-Destille.

Gordon Cummins

Auch im Kleinen bewegt sich in Nord-Harris viel: Gordon Cummins zeigt uns seine neue Werkstatt. Er hat das Weben gelernt und verdient nun mit dem traditionellen Tweed sein Geld. Die Kommune blühe auf, seit das Land in ihren Händen sei, berichtet Gordon, der im Gemeindevorstand aktiv ist.

"Der Aufkauf durch unsere Kommune hat für neue Motivation gesorgt. Es bringt die Menschen zusammen. Wenn die Leute zu unseren Gemeindeversammlungen kommen, haben sie das Gefühl, dass ihre Stimme zählt."

Gordon Cummins

Im Hafenimbiss im Süden hoffen sie auch auf bessere Zeiten. John findet mehr und mehr Verbündete für den Landkauf. Läuft alles nach Plan, ist die Insel Harris bald komplett im Besitz der Bürger.

"Wir haben die Chance, die Kontrolle zu übernehmen. Es ist eine Hoffnung. Vielleicht kommt nichts Phantastisches heraus, aber möglich ist es. Lasst es uns probieren."

John Maher

Aus Sicht der Gemeinden kann es nur besser werden. Auf der anderen Seite des Zauns sorgt die Bodenreform für Widerstand. Es muss sich zeigen, in wessen Händen Schottland am besten aufgehoben ist.


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