BR Fernsehen - EUROBLICK


4

Rumänien Steile Karriere: Siebenbürger wird Präsident

Es scheint, als stünde die Zeit hier still: Hermannstadt im Herzen Rumäniens. Es waren deutsche Kolonisten, die im Mittelalter hier und in der Umgebung siedelten. Die liebevoll restaurierten Straßen und Plätze, stumme Zeugen ihrer Geschichte.

Von: Alexander Feist

Stand: 12.12.2014 | Archiv

Zeitungstitel mit der Überschrift "Klaus Iohannis, presedinte. Guten Morgen, Romania!" | Bild: BR

Hermannstadt

Doch von einst 250.000 sogenannten Siebenbürger Sachsen sind nur wenige geblieben – eine Minderheit. Und die stellt jetzt den ersten Mann im Staat: Klaus Johannis - bisher Bürgermeister von Hermannstadt und stolz auf seine Wurzeln.

Als Oberbürgermeister von Hermannstadt, auf rumänisch Sibiu, haben sich die Leute auch in Rumänien daran gewöhnt, dass ein ethnisch Deutscher in der rumänischen Politik etwas bewegen kann.

Sein Schlüssel zum Erfolg: es gibt kaum noch Vetternwirtschaft. Manche sagen, Johannis hat es geschafft mit einem einfachen Trick: An entscheidenden Stellen arbeiten - wie hier im Bauamt - vor allem Frauen. Sie gelten als weniger korrupt.

Und deshalb ist bei der millionenteuren Sanierung der 120.000-Einwohnerstadt, wie bei den Abwasserleitungen, wohl kein Schmiergeld in dunkle Kanäle geflossen. Niemand hier käme wegen Kumpanei zu einem Job, meinen die Bauarbeiter, sondern ausschließlich durch Leistung.

"In Jasch, meinem Heimatort, muss jeder irgendjemanden irgendwo an hoher Stelle kennen, um eine Arbeit zu finden. Hier in Hermannstadt ist das anders und das finde ich gut."

Ein Bauarbeiter

"Oft fragt man mich: Wenn das in Hermannstadt so ist, wieso denke ich, dass es auch sonst wo so sein wird? Nun, Hermannstadt ist eine Stadt mitten in Rumänien und ich meine, dass die Leute überall ähnlich denken wie die Hermannstädter."

Klaus Iohannis, designierter Präsident Rumänien

Das Parlamentsgebäude in Bukarest

Als Präsident steht Johannis allerdings vor ganz andern Herausforderungen als in der Lokalpolitik. Die größten Widersacher sind gleich neben seinem neuen Amtssitz in Bukarest, im Parlament. Noch immer ist Schmiergeld hier das Treibmittel. Fast jede Woche ein neuer Bestechungsskandal – der Sumpf reicht bis in höchste Regierungsämter.

"Ich warte erst mal ab. Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer."

Straßenumfrage

Klaus Iohannis

Doch Johannis schließt das aus.

"Sehr viele Rumäninnen und Rumänen wünschen sich eine andere Art von Präsidenten, einen Präsidenten, der weniger Show macht, dafür etwas mehr für sein Land."

Klaus Iohannis, designierter Präsident Rumänien

Auf eine Show wird der neue Präsident aber wohl nicht verzichten, den Weihnachtsmarkt von Hermannstadt: In seiner Zeit als Bürgermeister ist der zum größten Rumäniens geworden. Auch das ein Sinnbild seiner Politik: Die Zukunft erobern mit traditionellen Werten.


4