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Island Feuer im Herzen

Island wird jeden Tag ein Stück neu erschaffen durch Vulkane, Geysire, Wasserfälle, heiße Quellen, durch Gletscher und das Meer. Hier befinden sich Naturgewalten der Superlative: die größten Gletscher, die mächtigsten Wasserfälle und die aktivsten Vulkane.

Von: Susanne Sterzenbach

Stand: 23.08.2015 | Archiv

Ein Vulkanausbruch | Bild: BR

Vatnajökull

Der Vatnajökull, dreimal so groß wie das Saarland. Einige der aktivsten Vulkane liegen hier, auch unter dem Eis. Über 90 Mal sind sie schon ausgebrochen. Daher ist es schon ein mulmiges Gefühl, in einen Vulkan hinabzufahren, auch wenn der seit langem schläft.

Fahrt in den Vulkan

Arndis Halla

Arndis Halla wagt es zum ersten Mal: 120 Meter geht es hinab, in einem Fensterputzeraufzug. Im Bauch des Vulkans Trihnukagigur: das Magma ist irgendwann ausgelaufen, niemand weiß wohin. Willkommen! Gummi, der Vulkanführer befreit Arndis von den Sicherheitsgurten.

Arndis hat klassischen Gesang in Berlin studiert und an der komischen Oper gesungen. Jetzt – zurück in Island – sucht sie Inspirationen für eigene Songs.

"Man hört wirklich wunderschöne wie All-around-System Tropfen, nicht Regen aber, und die haben diesen wunderschönen Schall, die schallen hier überall, ich würde sie am liebsten aufnehmen und in einen von meinen Songs reintun, zum Anfang, diese Stille und diese Tropfen."

Arndis Halla

Island ist ein vulkanischer Hotspot. Die dünne Erdkruste wird von unterirdischem Magma erhitzt. Steine werden zu Schlamm verkocht, Schwefeldämpfe freigesetzt, Wasser kommt kochend an die Oberfläche oder wird aus dem Erdinneren gepumpt, speist Fernwärme, Dampfkraftwerke, Mineralbäder – Heizung und Warmwasser für ganz Island.

Paradies für Abenteuer und Outdoor

Ingi Þorbjörnsson

Die Spektakel der Natur haben Island zu einem erfolgreichen Abenteuer-Outdoor-Image verholfen. Dazu gehören auch die Superjeeps, Monster von vier Tonnen Gewicht für Ausflüge ins raue Hochland, die auch Ingi Þorbjörnsson anbietet. Als Einmann-Unternehmer braucht er so was.

"Um überall hinzukommen, im Winter, Sommer, über Schnee, über Wüsten. Das ist mein Leben."

Ingi Þorbjörnsson

Der Superjeep erlaubt Ingi, sich seinen Jugendtraum zu erfüllen: Tag für Tag in Island unterwegs! Ingi hat als Kind in den Ferien auf einer Farm gearbeitet; der Bauer war mit einer Schweizerin verheiratet – da hat er Deutsch gelernt. Unermüdlich dokumentiert er für sein Privatarchiv Lieblingsorte wie das Tal der heißen Quellen im Vulkangebirge Kerlingarfjöll, dem „Berg der Frauen“.

Island wollte eine Million Touristen – und hat es geschafft. Dreimal mehr Gäste als Einwohner hat die Insel jetzt im Sommer. Der wichtigste Wirtschaftszweig nach dem Fischfang, die Rettung aus der Krise nach dem Zusammenbruch der Banken 2011. Und alle wollen davon profitieren.

Der Golden Circle

Die großen Attraktionen liegen an der Ringstraße, dem Golden Circle. Bis vor kurzem alles gratis, jetzt zahlen die Touristen Umweltgebühren, denn auch hier müssen Wege und Stege geschaffen werden, um die brüchige Erdkruste zu schützen.

Eruptionen, Erdbeben, Magma verändern Island jeden Tag. Die Schöpfung der Welt live und in der ersten Reihe.

Der Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull 2010: 700 Menschen mussten ihre Häuser vorübergehend verlassen. Bleibende Schäden gab es nicht. Die Asche zog mit dem Wind um die Welt und störte die internationale Luftfahrt erheblich. Die Reste verzieren noch heute die Nachbargletscher.

Das Schmelzwasser der Gletscher macht Island zum wasserreichsten Land der Erde. 80 Prozent des Stroms wird aus dieser Wasserkraft gewonnen. Wasserstand und -volumen der Flüsse spielen eine wichtige Rolle in Islands Wirtschaft. Von der günstigen Energie profitieren heute vor allem Aluminiumschmelzen, zum Teil aus den USA. Und das ist mehr als genug, meinen viele. Bescheidenheit ist angesagt nach den gierigen Jahren vor der Krise.

Naturkatastrophen als Dauerzustand

Das Wetter und andere Katastrophen zu überstehen, ist zwangsläufig typisch isländisch. Die größte Katastrophe: der Ausbruch der Laki-Krater im Jahre 1783. Island war weitgehend verwüstet. In Europa brach eine Hungersnot aus, weil die Asche den Himmel so lange verdunkelte, dass die Saaten nicht aufgehen konnten.

Die Lava aus den Laki-Kratern trägt heute einen Moospelz – und bedeckt eine Fläche, auf die München zweimal passen würde.

In der ehemaligen Kirche der Heiligen Cäcilie nimmt Arndis eine Lehrstunde bei Pall Gudmundsson. Pall baut Instrumente aus Vulkansteinen – er nennt sie Steinharfen. Palls Anwesen ist ein Gesamtkunstwerk – in jedem Gebäude ein kleines Museum.

Der Winter ist lang in Island – mit eisigem Wind, der die Landschaft tief gefrieren lässt.

Gleich nebenan Tomaten – mitten im isländischen Winter. Eine heiße Quelle wird für die Heizung genutzt, eine kalte für die Bewässerung. Draußen sind nur vier Stunden Licht, hier drinnen 17. Ein Energiebedarf wie in einer Kleinstadt, aber Strom ist günstig. Solches Gemüse kann in Island nur in Gewächshäusern gedeihen. Gemüseanbau in Island ist eine Sehenswürdigkeit. Damit überhaupt etwas wächst, müssen Erde, Samen und Bestäuberinsekten importiert werden. In der Schachtel sind Hummeln aus Holland.

(Dieser Text ist eine stark gekürzte und redaktionell bearbeitete Fassung des Sendungsmanuskripts, das Sie hier auch herunterladen können.)

Sendungsmanuskript Format: PDF Größe: 105,2 KB


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