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Ukraine Holzspielzeug mit Hightech

Die ukrainische Firma Ugears verkauft edles Holzspielzeug in alle Welt. Die dreidimensionalen Modelle erreichen die Kunden in Einzelteilen und müssen dann puzzleartig ohne Kleber zusammengesteckt werden.

Von: Nicholas Connolly

Stand: 14.01.2018 | Archiv

Lastwagen | Bild: BR

Hennady Shestak

Hunderte Einzelteile stecken in jedem dieser Modelle. Plastik, Klebstoff oder Batterien sucht man hier vergeblich – die Züge und Lastwagen bestehen ausschließlich aus zusammengepuzzelten Holzstücken. Für Bewegung sorgt die Mechanik, hier kommen ausnahmsweise Gummibänder zum Einsatz. Und es gibt nicht nur Fahrzeuge:

"Niemand hat erwartet, dass wir ein Musikinstrument hinbekommen, das man selbst zusammenbauen und wirklich spielen kann. Unsere Kunden können wie die alten Meister ein Instrument aus dem Mittelalter bauen."

Hennady Shestak, Direktor

Myroslaw Prylypko

Die Firma Ugears wurde 2014 in Kiew gegründet und verkauft seitdem Spielzeug in alle Welt. Um im Plastikzeitalter mit 3D-Holzmodellen erfolgreich zu sein, muss jeder Winkel stimmen, jedes Detail sitzen. Bis alles perfekt ist, braucht es oft dutzende Versuche. Daran tüfteln hier ausgebildete Ingenieure. Was reizt sie an der Arbeit?

"Es ist immer interessant, sich selbst was auszudenken und es dann in die Realität umzusetzen."

Myroslaw Prylypko, Chefkonstrukteur

Ist ein Entwurf für gut befunden worden, schneidet ein Laser die Einzelteile in dünne Sperrholzplatten. Diese können zuhause aus der Platte gelöst und anhand einer Anleitung zur Figur zusammen gebaut werden.

Rund 30 Modelle gibt es inzwischen – vom Anfänger bis zum Profibastler ist für jeden etwas dabei. Aber manchmal haben die Kunden auch Sonderwünsche.

"In Südostasien bitten uns unsere Partner statt einer Ballerina ein Schriftzeichen in die Mitte des Modells zu setzen. Diese Schriftzeichen sollen beispielsweise Glück symbolisieren. Die Ballerina zieht dort nicht. Es geht bei uns immer darum, den Kunden das zu geben, was ihnen etwas bedeutet. Dann verkauft sich das Produkt logischerweise auch besser."

Hennady Shestak

Nur eine Dreiviertelstunde dauert der Zusammenbau des Modells "Traktor" mit 97 Einzelteilen, zumindest für den erfahrenen Bastler. Die komplexesten Figuren bestehen aus knapp 600 Teilen. Im digitalen Zeitalter scheint analoges Tüfteln anzukommen.

Entworfen und gefertigt wird hier in der ukrainische Hauptstadt Kiew. Doch es bleibt weniger als ein Zehntel der Produktion im Land. Der Großteil wird exportiert – vor allem in der Vorweihnachtszeit. Denn längst haben Kunden aus Übersee das frühere Startup entdeckt. Dank Facebook und Instagram ist das kein Problem, auch ohne teure Reklame. Die Firma verkauft ihre Produkte in rund 80 Länder. Sogar große Unternehmen haben schon für eine Zusammenarbeit angeklopft. Wie soll es weitergehen?

"Das Ziel ist nicht, immer größere Modelle zu bauen oder noch komplexer zu werden. Es gibt da schon klare Grenzen, danach wird’s nämlich so schwierig, dass die Meisten die Figuren nicht mehr zusammenbauen können. Uns geht’s mehr um die Ästhetik, die Originalität."

Hennady Shestak

Originell ist dieser hölzerne Tresor tatsächlich – und sogar ein bisschen alltagstauglich. Ugears steht übrigens für "Ukrainian gears", ukrainische Zahnräder, ein Name, der den Kern der mechanischen Modelle gut beschreibt.


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