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Schweden Innovatives Abfallmanagement in Stockholm

Die Infrastruktur unter die Erde gelegt, ebenso die Abfallentsorgung: bis heute ist der Stockholmer Stadtteil Hammarby Sjöstad Vorbild für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Von: Udo Biss

Stand: 22.07.2018 | Archiv

Blick auf den Stadtteil | Bild: BR

Eigentlich hatte das ehemalige Industrieareal das olympische Dorf für die Spiele 2004 werden sollen. Doch die gingen an Athen. Gebaut wurde das Viertel trotzdem – mit einem ambitionierten Ziel: die Umweltbelastung sollte in Hinblick auf Energie, Wasser, Transport und Müll um 50 Prozent des damals üblichen Standards reduziert werden.

Jonas Törnblom

Wir treffen den Umweltexperten Jonas Törnblom, der an der Planung und Entwicklung von Hammarby Sjöstad maßgeblich beteiligt war:

"Hier wohnen zur Zeit 26.000 Personen. Das ist eher ein teurer Stadtteil, aber ist eher beliebt bei Familien."

Jonas Törnblom

Und bei Städteplanern aus aller Welt, die sich hier Anregungen für ihre Projekte holen, erzählt uns Jonas:

"Es war ein Großversuch, was noch nie in der Welt stattgefunden hat von umweltbewusstem Bauen und Wohnen. Und die Bauherren hatten Angst. Die dachten: Hier, wir wollen etwas Tolles bauen. Da kommen jetzt Umwelt-Grüne hin und die können gar nicht diese Preise und Mieten bezahlen. Wir wollen das gar nicht. Aber es war ein langer Überzeugungsprozess, aber nachher haben die eingesehen und das ist sehr erfolgreich geworden."

Jonas Törnblom

Als vorbildlich gilt insbesondere das moderne Abfallmanagement in Hammarby Sjöstad, das Jonas Törnblom maßgeblich mitentwickelt hat und immer gern wieder demonstriert: Keine Tonnen und Container mehr, stattdessen verschiedene Müll-Einwurf-Säulen für Restabfall, organischen Müll und Papier. Mit einer Scheckkarte melden sich die Nutzer an der Säule für organischen Müll an, denn der soll möglichst keine Fremdstoffe erhalten, erklärt uns Jonas:

"Es gibt gewissen Bedarf nach sozialer Kontrolle. Das heißt, die Leute sollen richtig sortieren. Und das tun sie am besten, wenn sie beobachtet werden. So einfach ist das."

Jonas Törnblom

Deshalb stehen die Säulen immer an gut einsehbaren, zentralen Stellen in den Innenhöfen oder Treppenhäusern. Sobald das Rohr unter einer Säule voll ist, öffnet sich  ein Ventil und der Müll wird – wie von einem großen Staubsauger – mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern in der Stunde durch das unterirdische  Leitungssystem abgesaugt. An wenigen zentralen Sammelstellen wird der Müll eines ganzen Stadtviertels zusammengeführt und nur dann abgefahren, wenn es nötig ist.

Ungefähr 3000 Haushalte sind angeschlossen und es kommen noch einige hundert hinzu. Natürlich komme es manchmal zu Verstopfungen, erzählt Jonas, weil die Leute sperrige Dinge einwerfen, aber mit erhöhtem Luftdruck bekomme man die Leitungen meistens wieder frei.

"Der große Vorteil ist ja, der Abfall muss nicht mehr auf der Straße transportiert werden und nicht mehr vor den Häusern gelagert werden, in offenen Containern. Es geht alles unterirdisch, wie die sonstige Infrastruktur."

Jonas Törnblom

Betanken eines Busses mit Biogas

Vorbildlich ist auch das Wassermanagement: In einer Anlage ganz in der Nähe von Hammarby Sjöstad, erfahren wir von Jonas, werden die Abwässer von 900.000 Stockholmern wieder aufbereitet. Die Abwärme wird zum Heizen genutzt, und umgekehrt das Kaltwasser zum Kühlen für die Lagerhäuser von Supermärkten.  Der verbleibende Klärschlamm wird ebenfalls genutzt und zusammen mit dem organischen Müll zu Biogas vergoren: aus der Kloake der Menschen wird ein umweltfreundlicher Kraftstoff.

"Und das Biogas wird durch Leitungen zu diesem Busdepot geführt. Und hier werden alle Stadtbusse Stockholms betankt."

Jonas Törnblom


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Gabriel Lauchard, Sonntag, 22.Juli 2018, 15:12 Uhr

1. meine Meinung

sehr guter Bericht, und zeigt wieder mal , das in den nördlchen Ländern Europas viel Positives und Innovatives geschieht und wohl auch durch die dortige Politik und Verwaltung gefördert wird !!!!!