Malta Die Träume deutscher Auswanderer
Wer hatte nicht schon einmal den Gedanken, alles in Deutschland hinter sich zu lassen und da zu leben, wo andere Urlaub machen: Sonne, Meer und Strand. Wie wäre es mit Malta?
Anflug auf den Inselstaat Malta, bei dem schon so mancher sein Rückflugticket nicht mehr eingelöst hat. Immer noch scheint der Geist der berühmten Malteserritter hier zu wehen. Sie verhalfen der verarmten Insel zu Blüte. Valletta besitzt auch heutzutage große Anziehungskraft.
Wibke Seifert
Als Wibke Seifert vor 22 Jahren mit ihrer jungen Familie nach Malta zog, gehörte das Land noch nicht zur Europäischen Union. Ihre Erfahrungen und Begegnungen hat sie in einem Büchlein unter der Überschrift "Mitten im Meer" festgehalten.
"Als wir hier hinkamen, 1995, war das Leben noch nicht sehr organisiert. Das hat sich jetzt im Laufe des EU-Beitritts sicherlich geändert. Aber damals war viel Handgestricktes auf der Insel, auch Behördengänge, die man machen musste, das Übliche immer."
Wibke Seifert
Wibke Seifert und Sabine Attard
Wibke kam damals mit ihrem Mann wegen der Produktionsfirma ihres Schwiegervaters hierher. Für andere Auswanderer ist das Motiv die Liebe. Das war auch das Argument für ihre Freundin Sabine Attard vor 28 Jahren: im Urlaub verliebte sie sich in einen maltesischen Gastronom. Wenn Wibke sich für einen kleinen Plausch und zum Essen in deren Restaurant ankündigt, ist Tourismusexpertin Sabine selbstverständlich für die Freundin da.
Michael Seifert
Malta ist in vielerlei Hinsicht attraktiv. Eine wirtschaftsfreundliche Regierung, Englisch neben Maltesisch als Amtssprache und die geostrategische Lage: Geschätzte 700 Deutsche leben im Inselsaat, rund 60 deutsche Firmen haben sich hier angesiedelt. Malta boomt und auf dem gerade mal 316 Quadratkilometer kleinen Inselstaat ist Platz knapp. Das war noch anders, als Wibke und ihr Mann vor 17 Jahren ein altes Farmhaus kauften und in viel Eigenarbeit herrichteten. Mit Katze und vier Hunden teilen sie sich das alte Haus, nachdem ihre drei Kinder im Ausland ihre Ausbildung machen. Was so idyllisch aussieht, war alles andere als geplant. Michael Seifert, Unternehmer und Hersteller von Schaltschrankkühlgeräten, wollte ursprünglich nur kurze Zeit das Unternehmen seines Vaters auf Malta führen:
"Die eigentliche Vereinbarung, die ich mit meinem Vater hatte, war maximal 12 Monate, ein Jahr zu bleiben und dann wieder nach Hause zu gehen. Das war auch Grundbedingung meiner Frau mitzugehen."
Michael Seifert
Inzwischen sind aus dem geplanten Jahr 22 Jahre geworden, Wibke hat ihr halbes Leben auf Malta verbracht, ihre guten Freundinnen wie Sabine kennt sie seit Beginn an. Auch wenn die drei Söhne aus dem Haus sind, ist Malta nach wie vor ihre Heimat:
"Das ist der Daniel, der ist 20 Jahre alt und in Deutschland. Tristan ist 22 und in Deutschland. Und in der Mitte ist Philipp. Der ist 23 und in den USA."
Wibke Seifert
"Malta und die Kultur – wie sehr haben die drei Kinder das aufgenommen?"
Frage
"Ja so sehr, dass sie jetzt in den Ländern, wo sie jetzt leben, also sowohl in Deutschland als auch in den USA, die Malteser genannt werden."
Wibke Seifert
Die Eltern hoffen freilich, dass die Kinder wieder irgendwann nach Hause kommen, denn das boomende Malta im Mittelmeer zwischen Europa und Afrika buhlt inzwischen um Arbeitskräfte.
"Ich weiß, dass es hier leicht ist: wenn ich Arbeit suche, finde ich Arbeit. Das ist kein Problem. Arbeitsstellen zu finden ist kein Problem, egal fast auf welchem Niveau."
Wibke Seifert
Auch für das Unternehmen Seifert gilt: Der Wind im kleinsten EU-Land weht günstig, was Aufträge angeht und ist ebenso für Arbeitssuchende attraktiv.
"Unsere Belegschaft ist mittlerweile international. Wir haben natürlich sehr, sehr viele Malteser, aber auch aus allen anderen Nationen, viele Flüchtlinge beschäftigt…Ansonsten würde man nicht mehr in der Lage sein, wirklich ausreichend Mitarbeiter zu finden."
Michael Seifert
Kommt nicht trotzdem manchmal Sehnsucht nach Deutschland auf?
"Ich denke, wenn man solange Zeit in so einem lockeren Land lebt mit Sonne – es ist einfach viel leichter hier zu leben. Ich glaube nicht, dass ich da noch so richtig reinpassen würde in dieses steife Deutschland."
Sabine Attard
"Ich fahr sehr gerne hin, bin sehr gerne in Deutschland bei Freunden und Verwandten, aber ich komme auch gerne wieder nach Hause nach Malta."
Wibke Seifert
Fast zu schön, um wahr zu sein: Leben, wo andere Urlaub machen.