BR Fernsehen - EUROBLICK


2

Griechenland Wie ein Hausbesitzer syrischen Familien hilft

Hotelbesitzer Andreas Vassiliou ist überall, er kümmert sich um alles und um alle. Seine Schützlinge: syrische Flüchtlinge. Die Kleinsten sind seine Liebsten. Mit ihnen hängt er sogar Weihnachtsschmuck auf.

Von: Richard C. Schneider

Stand: 08.01.2017 | Archiv

Teaser | Bild: BR

Wie kam es dazu?

"Im Frühling trat das UN-Flüchtlingshilfswerk an Hotels heran und bat um Kooperation. Wir machten einen finanziell günstigen Vorschlag und wurden in das Programm aufgenommen. Was uns unterscheidet von anderen ist, dass wir den Menschen nicht nur ein Bett und Essen zur Verfügung stellen, sondern viele Aktivitäten anbieten."

Andreas Vassiliou

Andreas Vassiliou

88 Syrer leben hier im Hotel. Sie sind alle hochtraumatisiert. Niemand will Nachrichten sehen in diesen Tagen. Nur diese Frau, die aus Aleppo stammt, beobachtet die Geschehnisse: "Ich verfolge alles im Internet. Mein Heim, meine ehemalige Schule – alles ist zerstört."

Englischunterricht für die Kinder

Doch der Reihe nach. Wir sind auf der Insel Euböa, in dem kleinen verschlafenen Nest namens Rovies. Und hier ist das Hotel von Andreas, das, na klar, Hotel Rovies heißt. Und eigentlich ist es jetzt ein kleines syrisches Nest im griechischen Dörfchen. Es ist früher Morgen, und schon gibt es Englischunterricht für die Kleinen. Nebenan besprechen sich Andreas und sein Team für den Tag. Alle arbeiten hier als Freiwillige für wenig Geld. Für sie ist das Engagement eine moralische Pflicht.

"Wir denken, dass alle Menschen eine Chance verdienen, ein Leben in Sicherheit zu führen. Aber es ist nicht nur unsere Pflicht zu helfen, sondern Europa muss auch ein Interesse haben neue Bevölkerungsgruppen zu integrieren. Wir brauchen sie."

Andreas Vassiliou

Ijbar Al-Dawla

Oben in ihrem Zimmer, treffen wir Familie Al-Dawla. Im Februar sind sie aus Syrien geflohen, illegal kamen sie nach Griechenland, lebten in verschiedenen Lagern. Seit einer Woche erst sind sie hier im Hotel. Die Bilder des Krieges, die Angst, sie steigen immer wieder auf:

"Schrecklich war es, als wir durch das Territorium des sogenannten Islamischen Staates mussten. Wir marschierten zehn Kilometer, meine kleine Tochter trug ich auf dem rechten Arm und meinen Sohn auf dem linken. Und plötzlich begannen der IS und auch die Freie Syrische Armee auf uns zu schießen. Die Schleuser brüllten: ‚Schnell, schnell!‘ Zum Glück kamen wir durch."

Ijbar Al-Dawla

Familie Al-Dawla hat Glück im Unglück. Deutschland ist bereit sie aufzunehmen.

"Ich möchte ein Haus haben, einen Job finden. Wir Syrer wollen nicht nur rumsitzen, wir wollen von unserer eigenen Hände Arbeit leben. Und wenn die Lage in Syrien besser ist, dann machen wir das, was die deutschen Behörden uns sagen."

Ijbar Al-Dawla

Deutschkurs im Hotel

Die Organisation im Hotel funktioniert. Familie Al-Dawla ist erst eine Woche hier, aber bekommt schon Deutschunterricht. Am Nachmitttag nimmt Andreas eine Gruppe zum Fluss mit. Auch Ijbar ist dabei. Die syrischen Flüchtlinge sammeln den Müll ein. Die Syrer machen das wirklich gern. Sie haben nicht das Gefühl, eine minderwertige Arbeit machen zu müssen, ganz im Gegenteil.

"Ich bin sehr froh. Das ist doch das mindeste, was ich tun kann. Dieses Land, die Menschen, tun alles, um uns zu helfen. So kann ich wenigstens ein bisschen was zurückgeben."

Ijbar Al-Dawla

Manchmal kann es ganz einfach sein. Geben und Nehmen. Und Flüchtlingen eine bessere Zukunft ermöglichen.


2