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Europa Die Retter des Geldes

Euro- und Europa-Retter könnten sie vielleicht auch genannt werden: die Frauen und Männer des Europäischen Stabilitätsmechanismus, kurz ESM. Mit der Schaffung dieser Institution ist die Euro-Zone sicherer und stärker geworden.

Von: Michael Grytz

Stand: 22.07.2018 | Archiv

Flaggen beim ESM | Bild: BR

Zinsen beobachten, Märkte analysieren, Anleihen auflegen. In diesem Handelsraum sind sie zwar große Risiken eingegangen, als Zocker sehen sich diese Wertpapierhändler aber nicht, eher als Überzeugungstäter:

"100 Prozent meiner Überzeugung und die Motivation kommt daher, dass ich zwei kleine Kinder habe, und die mir irgendwann hoffentlich auch sagen – wie meine Studenten: 'Wir sind nicht mehr Deutsche, nicht mehr Franzosen in dem Sinne, sondern wir sind vor allen Dingen Europäer.'"

Jürgen Klaus, Anleihenhändler ESM

Jürgen Klaus

Hier haben sie Griechenland und den anderen Krisenstaaten zu Krediten verholfen: Anleihen, garantiert von den Eurostaaten, zu extrem günstigen Konditionen, weitergegeben als Kredit.

"Hier sieht man die Höhe des Kupons. Das ist die Höhe des Zinssatzes…"

Jürgen Klaus, Anleihenhändler ESM

In diesem Fall 0,75 Prozent, eine Anleihe in Höhe von 4,5 Milliarden.

Klaus Regling

Vor acht Jahren hat der Europäische Stabilitätsmechanismus als "Rettungsschirm" begonnen. Klaus Regling ist seitdem dort Chef: Mittagessen zwischen den Terminen. Gerade kommt Regling aus Athen. Griechenland soll nun als letztes Krisenland aus dem Hilfsprogramm entlassen werden:

"Denn wenn es diese neuen Rettungsschirme nicht gegeben hätte, hätte das vermutlich bedeutet, dass zwei, drei Länder aus dem Euroraum ausfallen müssen. Und ich denke, dann würde Europa heute anders aussehen."

Klaus Regling, Direktor ESM

Geschlossene Geschäfte

Der Preis: Mit 270 Milliarden Euro steht allein Griechenland beim ESM in der Kreide. Die Kritik: Die Eurostaaten haften für das Geld, seien erpressbar; die Eurozone, eine Transferunion, in der die einen für die anderen bezahlen.

"Es ist keine Transferunion. Das ist einfach falsch. Denn es handelt sich um Kredite. Die müssen zurückgezahlt werden, und einige haben sogar angefangen, ihre Kredite zurückzuzahlen, vorzeitig! Spanien hat bereits ein Drittel seines Kredites an den ESM vorzeitig zurückgezahlt. Es ist viel Geld geflossen, aber eben nicht als Transfer. Und es gibt im Bundeshaushalt nicht Jahr für Jahr eine Zeile, wo irgendwelche Kosten entstehen."

Klaus Regling

Mittlerweile hat der ESM über 170 Mitarbeiter. Und obwohl die Krisenländer die Hilfsprogramme verlassen haben, soll er noch mehr Aufgaben bekommen. Dazu gehören Kontrollen der Finanzpolitik in Euroländern, ein Frühwarnsystem für mögliche Krisen und eine finanzielle Letztsicherung, falls eine Bankenpleite droht.

"Wenn ich mir die Lage in den einzelnen Ländern anschaue, dann steht Europa heute wesentlich besser da und stärker als vor zehn Jahren, als die Krise begann."

Klaus Regling

Der europäische Rettungsmechanismus hat seinen Job gemacht und einige Euroländer vor der Pleite, die Eurozone womöglich vor dem Zerfall gerettet. Über den Berg sind Griechenland und der Euro damit aber noch lange nicht.


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Gabriel Lauchard, Sonntag, 22.Juli 2018, 15:04 Uhr

1. meine Meinung

eine interessante Reportage für uns alle Steuer Zahler und EU Bürger !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!