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Auf der Spur der Rechtsterroristen Der NSU-Komplex

Die Mordserie der rechtsterroristischen Untergrundzelle NSU hat von 1998 bis 2011 in Deutschland zehn Menschenleben gekostet und das Land durch mehrere Bombenanschläge und Banküberfälle mit Terror überzogen. Der Dokumentarfilm von Stefan Aust und Dirk Laabs liefert einen umfassenden und genauen Überblick über die Hintergründe des NSU-Terrors.

Stand: 28.09.2016

Der NSU-Komplex | Bild: Das Erste/BR

4. November 2011, Eisenach in Thüringen: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verbrennen in einem Wohnmobil. Das Ende zweier Terrorkarrieren. 16 Jahre lang waren ihre Namen auch dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Begriff. Die jungen Neonazis wurden zeitweise observiert, abgehört, verfolgt. Informanten berichteten immer wieder über sie. Trotzdem konnten die beiden abtauchen, unterstützt und aufgefangen von einem Netz von Freunden.

Filminfo

Originaltitel: Der NSU-Komplex (D, 2016)
Regie: Stefan Aust/Dirk Laabs
Länge: 90 Minuten
VT-UT, 16:9, Stereo

Böhnhardt und Mundlos wurden mutmaßlich Terroristen, erschossen Menschen, legten Bomben, bekannten sich jedoch nie zu den Taten. Erst nach ihrem Tod taucht ein Film auf, in dem sich eine Gruppe namens „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit zehn Morden brüstet, für die Böhnhardt und Mundlos verantwortlich sein sollen.

Zunächst scheint es, dass mit ihrem Tod einer der mysteriösen Kriminalfälle der bundesdeutschen Geschichte aufgeklärt ist. Doch je länger die Ermittlungen dauern, desto merkwürdiger wird der Fall.

Uwe Mundlos wurde in den 90er-Jahren mehrfach von der Thüringer Polizei fotografiert und erkennungsdienstlich behandelt.

Obwohl die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden diverse V-Männer in unmittelbarer Nähe der untergetauchten Neonazis im Einsatz hatten, gelang es nicht, die Morde zu verhindern. Doch nicht nur die Inlandsgeheimdienste waren auf der Spur der Rechtsterroristen – auch die Sonderkommission, die sich über Jahre um eine Serie von Morden an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund kümmerte, kam zum Ende ihrer Ermittlungen Mundlos und Böhnhardt immer näher. Der entscheidende Schlag gelang jedoch nicht.

"Der NSU-Komplex“ rekonstruiert diese beispiellose Jagd und stellt gleichzeitig Fragen: Was trieb Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihre Freunde an? Wer unterstützte die beiden? Wer half ihnen bei den Taten und dem Leben im Untergrund?

Das Plattenbauviertel Winzlera in Jena. Hier wuchsen Beate Zschäpe und Uwe Mundlos auf.

Die Ermittlungen der Polizei und die Überwachung der Szene – und damit des Umfeldes der Täter – sind der rote Faden, an dem entlang die Geschichte erzählt wird. Es ist eine Geschichte über die Entstehung und Entwicklung der militanten rechten Szene nach der Wiedervereinigung in Deutschland und der am Ende hilflosen und riskanten Versuche staatlicher Behörden, mit ihr fertig zu werden.

"Der NSU-Komplex“ entstand als Koproduktion von BR, MDR und NDR mit Stefan Aust. Der Dokumentarfilm lässt Ermittler, Szene-Mitglieder und Insider zu Wort kommen, Dokumente und interne Ermittlungsergebnisse werden erstmals präsentiert. Widersprüchliche Ermittlungsergebnisse oder offene Fragen werden als solche benannt und thematisiert.

Tino Brandt war einer der Anführer des Thüringer Heimatschutzes. 2001 wurde er als V-Mann des LfV Thüringen enttarnt.

Stefan Aust und Dirk Laabs sind die Autoren von "Heimatschutz – Der Staat und die Mordserie des NSU“. Sie recherchieren den NSU-Komplex seit mehr als vier Jahren und wurden als Gutachter in verschiedenen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen gehört.

Die 90-minütige Langfassung des Dokumentarfilms ist an diesem Abend als deutsche Erstausstrahlung zu sehen.


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